Schon im alten China galt der sogenannte Pu-Erh Tee als Heilmittel. Aber was macht diesen Tee so besonders? Woher kommt er und wobei soll er beim Genießen helfen? In diesem Artikel tauchen wir ein in die Welt der Pu-Erhs.

Was ist Pu-Erh Tee?

Der Pu-Erh Tee zählt zu einer der ältesten Tee-Sorten Chinas. Bereits seit der Han-Dynastie (25 n. Chr. bis 220 n. Chr.) gilt der Tee als eine Besonderheit. Früher durfte nur der chinesische Kaiser den Tee trinken und er galt als mindestens so wertvoll wie Gold. Das hängt zum einen damit zusammen, dass die Aufbereitung des Tees sehr zeitintensiv ist und zum anderen damit, dass der Pu-Erh Tee nur in einem sehr kleinen Gebiet zu finden ist.

Roher Pu-Erh Tee vom Bada Shan, Yunna
Roher Pu-Erh Tee vom Bada Shan, Yunna

Dem wertvollen Tee, der aus der Assam-Variante wilder Teepflanzen hergestellt wird, sagt man diverse gesundheitsförderliche Wirkweisen nach. Es ist also nicht verwunderlich, dass der Tee als Heilmittel zur Behandlung verschiedener Beschwerden eingesetzt wurde.

Herkunft

Pu-Erh Tee stammt aus einer Provinz in Südchina namens Yunnan. Das Gebiet ist eine Grenzregion zu Vietnam, Laos und Myanmar sowie zu den autonomen Tibet. Yunnan umfasst ungefähr eine Fläche, die der zusammengenommenen Fläche von Deutschland und den Niederlanden entspricht.

Seinen Namen hat der Tee von der Stadt Pu’er in Yunnan. Für etwas mehr als 50 Jahren war diese Stadt auch unter dem Namen Simao bekannt. Erst am 21. Januar 2007 erfolgte die Umbenennung zu Pu’er. Damit schloss sich ein Kreis, denn bereits in der Ming-Dynastie bekam die Stadt den Namen Pu’er. Durch den Sieg der Kommunisten im chinesischen Bürgerkrieg wurde sie aber 1950 in Simao umbenannt, während der umliegende Landkreis aber weiterhin Pu'er hieß. Die Umbenennung der Stadt veränderte die Größe des offiziellen Anbaugebiets für Pu'er-Tee. Seit 2008 ist "Pu-Erh" auch ein geschützter Handelsname für alle Tees aus diesem Gebiet.

Von Bedeutung für den Pu-Erh-Anbau sind die folgenden drei Regionen:

  1. Der autonome Bezirk Xishuangbanna (hier findet man auch die "sechs berühmten Teeberge")
  2. Das administrative Stadtgebiet Pu’er und
  3. Das administrative Stadtgebiet Lincang

Generell konzentriert sich der Anbau auf den südwestlichen Teil der Provinz Yunnan am Oberlauf des Flusses Mekong.

Herstellung

Für die Herstellung des Pu-Erh Tees werden die Blätter der Teepflanze Camellia Sinensis var. Assamica zunächst gepflückt und getrocknet. Bereits das Pflücken ist eine filigrane Arbeit, weil nur die Teeblätter weiterverarbeitet werden, die nicht bereits eingerissen oder gebrochen sind. Solche Beschädigungen würden nur dafür sorgen, dass Sauerstoff an die Bestandteile der Blätter gelangt, was sich sowohl auf den Geschmack als auch auf die Wirkung von Pu-Erh auswirken würde.

Bei sonnigen Wetterbedingungen werden die Teeblätter einfach an der freien Luft ausgelegt, damit sie welken können und so ihre Feuchtigkeit verlieren. Bei regnerischem Wetter nutzen die Teefarmer dagegen Heißluft, um die Blätter zu welken. Anschließend werden die Blätter in einer Eisenpfanne bzw. in einem Wok geröstet. Dadurch wird verhindert, dass die in den Blättern enthaltenen Enzyme den Tee fermentieren. Der grüne Tee, der durch das Rösten entsteht, wird máo chá („grüner Rohtee“) genannt. Anschließend kann der grüne Rohtee auf zwei unterschiedliche Arten weiterverarbeitet werden.

Sheng (roher Pu-Erh)

Wird der Máochá nur in seine Form gepresst, spricht man auch vom rohen Pu-Erh (auch Sheng Pu-Erh genannt). Die Form des gepresssten Tees kann dabei variieren, häufig wird er aber in Fladen, den sogenannten Bings, gepresst. Ein traditioneller Teefladen wiegt dabei genau 357 Gramm und soll so für 51 Gong Fu Tee Zeremonien. Anschließend reift der Tee über mehrere Jahre (teilweise bis Jahrzehnte) natürlich nach und soll dadurch einen intensiveren Geschmack und eine höhere Konzentration an Wirkstoffen bekommen. Allerdings ist bei dem natürlich reifenden Tee auch das das Risiko höher, dass der Pu-Erh verdirbt. Es können sich in dem Tee Sporen anheften, die den Tee verschimmeln lassen und die Inhaltsstoffe zerstören. Im schlimmsten Fall muss der ganze Tee beseitigt werden. Eine sachgemäße Lagerung und ständige Kontrolle sind darum absolut wichtig, damit der grüne Pu-Erh wirklich zufriedenstellen reifen kann. Durch den erhöhten Aufwand ist diese Tee-Variante dann aber auch entsprechend teurer.

Shu (gereifter Pu-Erh)

Wird der máo cha dagegen einem Verfahren zur künstlichen Reifung unterzogen, ist er bereits nach wenigen Wochen ausgereift. Es entsteht der sogenannte reife Pu-Erh (auch Shu Pu-Erh genannt). Die künstlichen Reifungsprozesse, die eine beschleunigte Fermentation in Gang setzen, lassen sich deutlich einfacher regulieren und es kommt zu geringeren Ausfällen. Bei Shu Pu-Erh spricht man auch vom sogenannten dunklen Pu-Erh Tee (Hei Cha - 黑茶).

Simao Shu Pu-Erh, deutlich dunkler als der Sheng Pu-Erh
Simao Shu Pu-Erh aus Yunnan

Wirkung

Pu-Erh Tee wird eine konzentrationssteigernde Wirkung nachgesagt, die gleichzeitig den Appetit verringert. In dem Tee finden sich unter anderem Wirkstoffe wie Koffein, Antioxidantien und Theobromin. Die Wirkstoffe regen das vegetative Nervensystem an, wodurch man sich wacher und aufnahmefähiger fühlt. Außerdem soll der Tee dabei helfen, unerwünschte Giftstoffe im Körper zu binden, damit diese schneller ausgeschieden werden können.

Ebenfalls in dem Tee enthalten sind sogenannte Flavonoide. Diese Wirkstoffe, die bei vielen Obst- und Gemüsesorten für ihre leuchtenden roten oder gelben Farben zuständig sind, beeinflussen im menschlichen Körper die Blutgerinnung. Unter anderem verringern sie die das Risiko von Thrombosen und helfen dabei, Cholesterin schneller aus den Blutgefäßen abzubauen.

Welche Nebenwirkungen gibt es?

Wird Pu-Erh Tee in übermäßigen Mengen getrunken, können Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Schwindelgefühle, Schlafstörungen, Durchfall, Herzrhythmus-Störungen, Tinnitus und Krämpfe auftreten.

Geschmack

Der Pu-Erh Tee schmeckt aromatisch nach Kampfer und Kräutern. Aber auch leichte blumige Noten können herausgeschmeckt werden. Gerade bei den jüngeren Tee-Varianten, die nach fünf Jahren getrunken werden, lassen sich geschmackliche Noten von getrockneten Früchten bemerken. Wenn ein Pu-Erh Tee dagegen länger reift, schmeckt er auch deutlich weicher und kann auch eine gewisse Süße aufweisen.

Vereinzelt berichten Tester von einem bitteren Geschmack beim Pu-Erh Tee. In der Regel handelt es sich dabei um Tee-Varianten, die noch nicht ausreichend gereift sind und darum noch einige natürliche Bitterstoffe aufweisen. Allerdings sollte ein Pu-Erh Tee niemals muffig oder erdig schmecken. Solche Geschmacksnoten sind ein Anzeichen dafür, dass sich beim Fermentierungsprozess Schimmel gebildet hat und der Tee schlecht geworden ist.

Zubereitung

Ein richtiger Pu-Erh Tee wird in China mit einer entsprechenden Teezeremonie zubereitet, bei der man auch etwas Geduld mitbringen muss. Zunächst wird ein Stück Tee aus der gepressten Menge herausgeschnitten. In China gibt es spezielle Pu-Erh Messer für diesen Anlass.

Der Tee wird mit heißem Wasser aufgegossen und darf nur eine halbe Minute ziehen, bevor der Aufguss weggekippt wird. Dieser Schritt wird mit demselben Pu-Erh Tee bis zu viermal wiederholt. Man bezeichnet diese Vorgehensweise auch als Auswaschen, weil durch das erneute Aufgießen die Aromen in dem Tee aktiviert werden sollen. Je öfter man den grünen Tee auswäscht, desto milder wird auch das Geschmackserlebnis.

Pu-Erh Tee in der Tasse
Pu-Erh Tee in der Tasse

Wer es sich dagegen einfacher machen möchte, kann denn Tee auch einfach eine Minute in heißem Wasser ziehen lassen und dann abgießen. Soll allerdings nachgeschenkt werden, muss der Pu-Erh Tee immer noch einmal mit heißem Wasser kurz wieder aufgebrüht werden. Pu-Erh Tees können teilweise bis zu 10-Mal neu aufgegossen werden.

Pu Erh-Tees kaufen

Wer einen Pu Erh-Tee kaufen möchte, der wird evtl. von der Preisspanne der verschiedenen Tees überrascht sein. So ist ein Kilopreis von 1.000 Euro oft keine Seltenheit, wobei es keine Grenz nach oben gibt. Ausschlaggebend ist neben dem Ursprungsort hier in der Regel das Alter des Tees. Als Daumenregel: Umso älter der Tee, umso teurer. Umgekehrt gilt allerdings nicht: Umso älter, umso besserer der Tee. Wie immer ist dies nämlich eine Geschmacksfrage. Wer also einen Pu Erh-Tee kauft, sollte nicht einzig und alleine auf das Alter des Tees achten. Im besten Fall tastet man sich nach und nach in die komplexe Geschmackswelt der Pu Erh-Tees herein und findet so seinen Lieblingstee.

Quellen und Verweise