Die Welt der Biere ist so vielfältig wie nie zuvor. Brauer weltweit experimentieren mit Zutaten, um einzigartige Geschmackserlebnisse zu kreieren. Eine der neuesten Innovationen in dieser kreativen Revolution ist das Tee-Bier, eine faszinierende Kombination aus der jahrtausendealten Tradition des Teetrinkens und der Braukunst. Dieser Artikel taucht tief in das Thema Teebier ein, erkundet seine Ursprünge, Herstellungsprozesse, beliebte Sorten und gibt Tipps, wie und wo man das perfekte Teebier genießen kann.

Die Geschichte des Teebiers: Eine Fusion von Traditionen

Tee-Bier mag wie eine moderne Erfindung klingen, doch tatsächlich trafen beide Getränke in der Geschichte der Menschheit immer wieder zusammen. Zugegeben, am Anfang waren sie aber eher Konkurrenten als ein kulinarisches Paar. So soll beispielsweise Königin Anne (1665–1714) ausgerechnet durch ihren Vorzug des Tees vor dem sonst so üblichen Warmbier zum Frühstück so zur Popularität des Tee ins Großbritannien beigetragen haben.1 Doch auch im Heimatland des Tees erkannte man die Gemeinsamkeiten an und schätzte sie. So schrieb George Orwell in seinem Essay „A Nice Cup of Tea“, in dem er elf goldene Regeln für den perfekten Tee-Genuss aufstellte:

“Tea is meant to be bitter, just as beer is meant to be bitter. If you sweeten it, you are no longer tasting the tea, you are merely tasting the sugar; you could make a very similar drink by dissolving sugar in plain hot water.”2

Übersetzung: Tee soll bitter sein, so wie Bier bitter sein soll. Wenn man ihn süßt, schmeckt man nicht mehr den Tee, sondern nur noch den Zucker; man könnte ein sehr ähnliches Getränk herstellen, indem man Zucker in einfachem heißem Wasser auflöst.

Dennoch kam, wie es kommen musste: Tee löste schließlich Bier als Nationalgetränk in Großbritannien ab. Auf die Idee, beides zu kombinieren, kam man aber noch nicht.

Dies geschah erst in der Neuzeit, da Craft-Brauereien und Tee-Enthusiasten die Vielfalt und Komplexität von Tee nutzten, um neue innovative Biere zu kreieren. Heutzutage findet man die verschiedensten Teebiere: Egal ob auf Grüntee oder Schwarzteebasis, hier findet jeder etwas für seinen Geschmack.

Tee-Bier: Eine Mischung aus Tee und Bier - wobei die Herstellung etwas komplizierter ist als auf dem Bild
Tee-Bier: Eine Mischung aus Tee und Bier - wobei die Herstellung etwas komplizierter ist als auf dem Bild

Herstellungsprozess: Die Kunst der Kombination

Der Herstellungsprozess von Teebier ist ein sorgfältiger Balanceakt. Brauer müssen den perfekten Zeitpunkt finden, um den Tee hinzuzufügen, und die richtige Sorte wählen, um das gewünschte Geschmacksprofil zu erreichen. In der Regel wird der Tee während oder nach der Fermentation beigemischt, um die delikaten Aromen zu bewahren. Die Auswahl des Tees – ob Schwarztee, Grüntee, Oolong oder eine andere Sorte – sowie die Menge und Ziehzeit, spielen eine entscheidende Rolle für das Endprodukt. Im nachfolgenden englischsprachigen Video erfährt man mehr über die Kunst der Hestellung des Teebiers:

Im Video werden drei verschiedene Braumethoden vorgestellt:

1. Zugabe beim Kochen

Diese Methode beinhaltet die Zugabe von Tee direkt in die Würze während des Kochens, typischerweise in den letzten 5 Minuten des Kochvorgangs oder bei Flameout (wenn die Hitzequelle abgeschaltet wird). Der Zweck dieser Methode ist es, die Aromen und teilweise die Bitterstoffe des Tees in das Bier zu extrahieren, ähnlich wie beim Hopfenkochen. Diese Technik eignet sich besonders gut für Tees mit robusten Aromen, wie Schwarzer Tee, da diese die Hitze vertragen können, ohne dass ihre feineren Aromen verloren gehen. Grüner Tee oder Oolong, die empfindlicher sind, könnten durch die Hitze zu bitter werden.

2. "Dry Tea" / "Dry-Hopping" nach der primären Fermentation

Bei dieser Methode wird der Tee nach der primären Fermentation zum Bier hinzugefügt, ähnlich wie beim Dry-Hopping mit Hopfen. Der Tee wird in den Sekundärfermenter gegeben, was dem Bier ermöglicht, die Aromen des Tees aufzunehmen, ohne dass die Hitze des Kochens die empfindlichen Geschmacksnoten zerstört. Diese Methode ist ideal, um subtile und komplexe Teearomen ins Bier zu bringen, da die kalte Extraktion dazu beiträgt, die Feinheiten des Tees zu bewahren. Es ermöglicht auch eine präzisere Kontrolle über das Aroma, da der Brauer den Tee entfernen kann, sobald das gewünschte Aromaprofil erreicht ist.

3. Zugabe eines Teekonzentrats beim Abfüllen

Die dritte Methode besteht darin, ein Teekonzentrat herzustellen und dieses beim Abfüllen des Bieres hinzuzufügen. Um ein Konzentrat zu erstellen, wird Tee mit weniger Wasser als üblich aufgebrüht, um eine stärkere Lösung zu erhalten. Dieses Konzentrat wird dann nach Geschmack dem Bier zugefügt, was eine hohe Kontrolle über die Intensität und das Gleichgewicht der Teearomen im fertigen Bier ermöglicht. Diese Methode eignet sich besonders gut für Feinabstimmungen und für das Hinzufügen von Teegeschmack zu Bieren, bei denen nur eine leichte Teearomatik gewünscht ist oder wo eine präzise Dosierung erforderlich ist.

Jede dieser Methoden hat ihre eigenen Vor- und Nachteile und eignet sich für verschiedene Bierstile und Teesorten. Die Wahl der Methode hängt von dem gewünschten Endprodukt ab, ob es sich um ein Bier handelt, das subtile Teearomen aufweisen soll, oder um ein Bier, bei dem der Tee eine dominante Geschmacksnote darstellt. Experimentieren ist ein Schlüssel zum Erfolg, um die beste Methode für das jeweilige Teebier zu finden.

Beliebte Teebier-Sorten: Eine Welt voller Aromen

Von fruchtigen und blumigen Noten bis hin zu erdigen und rauchigen Tönen bietet Teebier eine beeindruckende Geschmacksvielfalt. Einige beliebte Sorten sind:

Das Tee-Bier
Das Tee-Bier "iki Beer Ginger" besteht unter anderem aus Grüntee und Ingwer (Alkoholgehalt 5,5% Vol)

Genusstipps: Das Beste aus Ihrem Teebier herausholen

Um das volle Aroma eines Teebiers zu genießen, sollte es leicht gekühlt serviert werden. Die ideale Temperatur variiert je nach Sorte, liegt aber in der Regel zwischen 8 und 12 Grad Celsius. Ein passendes Glas kann auch dazu beitragen, die Aromen und die Komplexität des Bieres zu verstärken.

Fazit: Tee-Bier als Brücke zwischen Welten

Teebier ist mehr als nur ein Getränk; es ist eine kulturelle Brücke, die die reiche Geschichte des Tees mit der kreativen Kunst des Brauens verbindet. Mit seiner Vielfalt und Komplexität bietet Teebier eine aufregende Möglichkeit, traditionelle Geschmacksgrenzen zu überschreiten und neue sensorische Welten zu entdecken.

Für Enthusiasten und Neugierige ist die Welt des Teebiers ein spannendes Feld zum Erkunden, voller überraschender Aromen und Geschmackserlebnisse. Ob als Begleiter zu einem feinen Essen oder als Erfrischung an einem warmen Tag, Teebier bietet für jeden Anlass und jeden Geschmack etwas Besonderes. Wer ganz Tief in die Welt des Teebiers eintauchen möchte kann auch selbst experimentieren und sein ganz eigenes Teebier brauen.

Quellen und Verweise: