Peter Rohrsen ist alles andere als ein Unbekannter in der Teewelt. Laut eigenen Angaben ist er schon seit über 50 Jahren in der Welt des Tees unterwegs und war im Jahr 2007/2008 einer der ersten Teilnehmern der Qualifikation zum TeeSommelier bei TeeGschwender Meckenheim, der IHK Rhein-Sieg und am Institut für Ernährungsphysiologie der Universität Bonn. Im Jahr 2013 schrieb er schließlich sein erstes Teebuch, unter dem Titel: “Der Tee: Anbau, Sorten, Geschichte”. Auch wenn sein zweites Werk “Das Buch zum Tee: Sorten, Kulturen, Handel” offiziell keine Neuauflage des Erstlingswerks ist, sieht man schon beim Vergleich der Inhaltsangabe beider Bücher, dass zumindestens thematisch eine sehr, sehr große Überschneidung besteht. Während das erste Werk aber noch ein Taschenbuch mit lediglich 128 Seiten war, ist sein zweites Buch mit 247 Seiten fast doppelt so dick. Dementsprechend bekommt man auch nun noch einmal deutlich mehr Teewissen vermittelt. Ob sich der Kauf dieses Teebuchs lohnt erfährst du nachfolgend.
Eine Reise rund um den Globus
Peter Rohrsen nimmt den Leser mit auf eine Reise rund um den Globus und streift dabei die verschiedensten Themen. Angefangen von der Teepflanze, der Teeproduktion und die verschiedenen Teesorten bis hin zu den unterschiedlichen Anbaugebieten. Vom Klassiker China über Japan und Indien bis hin nach Sri Lanka, Indonesien und Afrika. Dabei gibt der Autor nicht nur einen Einblick in die verschiedenen Kontinente und Länder, sondern widmet auch ein weiteres Kapitel nur den Weg des Tees vom Anbau hin bis in die eigene Tasse. Hier erfährt man auch viel Historisches, was es beispielsweise mit den Teeklippern oder auch mit dem Karawanentee auf sich hat.
Insgesamt umfasst “Das Buch zum Tee: Sorten, Kulturen, Handel” dreizehn Kapitel und bietet damit das geballte Wissen rund um den Tee. Was mir sehr gut am Buch gefallen hat ist die Tatsache, dass man hier auch Themen vorfindet, die man in vielen anderen Teebüchern so nicht zu lesen bekommt. Darunter beispielsweise ein komplettes Kapitel über “Teeplantagenwirtschaft und das Erbe des britischen Empire”, wo Rohrsen eine offene Auseinandersetzung mit den Spätfolgen europäischer Kolonialherrschaft in den Teeländern anregt. So erfährt man hier mehr von Gerichtsprozessen in Schottland oder wie Sklaven damals von Afrika in die Teeländer verschleppt wurden, um dort zu arbeiten. Teilweise liest man hier wirklich erschütternde Berichte von damaligen Gräueltaten, an die man heute gar nicht mehr denkt, wenn man genüsslich seine Tasse Tee trinkt.
Einblicke aus erster Hand
Bei all dem Teewissen ist der Autor aber alles andere als ein Theoretiker. Immer wieder berichtet er aus erster Hand, wie beispielsweise die Zustände in Teegärten vor Ort sind. So findet man im Buch eine sehr anschauliche Schilderung von seinem Besuch im Teegarten Amba Estate. Das fängt bei der etwas erschwerlichen Anreise an und endet bei der herzlichen Aufnahme von Beverly, die mit ihrem Mann als Business-Entwicklerin das Amba-Projekt unterstützt. Ganz nebenbei lernt man bei diesem Reisebericht auch noch allerlei neues über Tee, oder hast du schon einmal etwas übe den sogenannten Vangedi-Tee (Diebes-Tee) gehört? Dieser schwarze Tee wird in einem Granitsteinmörser gestampft, statt maschinell gerollt oder geschnitten zu werden. “Diebes-Tee” oder “Gestohlener Tee” wird er genannt, weil wohl früher Arbeiter heimlich rohe Blätter von den Feldern nach Hause gebracht haben, um sie dort als Tee für ihre Familien zuzubereiten.
Fazit: Eine spannende und abwechslungsreiche Reise in die Welt des Tees
In “Das Buch zum Tee: Sorten, Kulturen, Handel” von Peter Rohrsen finden sowohl Einsteiger in die Welt des Tees als auch fortgeschrittene Teebegeisterte eine spannende und abwechslungsreiche literarische Reise rund um das beliebte Heißgetränk. Neben absolute Grundlagenthemen werden auch Aspekte des Tees angeschnitten, die man so in wenigen Büchern vorfindet. Insbesondere auch die Aufarbeitung der dunklen Geschichte des Tees findet hier seinen Raum.
Abschließend bleibt mir nichts anderes zu sagen, als das ich mich nur dem nachfolgenden Zitat von Peter Rohrsen anschließen kann, mit dem er sein Nachwort für “Das Buch zum Tee” einleitet:
Nach einer langen Reise durch die Welt des Tees in ihrer Vielfältigkeit und Geschichte, bei der auch einige Problemzonen nicht ausgeblendet wurden, bleibt am Ende ein durchaus positives Fazit: Teefreunde können sich glücklich schätzen, heute in Deutschland, Österreich oder der Schweiz zu leben.