Um den Butterfly Pea Tea (auch Anchan, Schmetterlingserbsentee oder blauer Tee) entwickelt sich gerade ein großer Hype. Hierbei spielen seine bunten Farben, seine hohe gesundheitliche Wirkung und sein Image, aus einer eigentlich giftigen Pflanze gewonnen zu werden, eine große Rolle. Doch was ist überhaupt dran an diesen Mythen?

Was ist Butterfly Pea Tea?
Im Süden des asiatischen Kontinents wächst die Pflanze Clitoria Ternatea (eingedeutscht Blaue Klitorie – eine Art der Gattung Clitoria in der Unterfamilie der Schmetterlingsblütler), die schon aus einiger Entfernung erkannt werden kann. Das ist einerseits ihren blauen bis violetten Blüten zu verdanken, deren Form zu ihrem Namen maßgeblich beitrag (man nennt sie deshalb auch Schamblume). Andererseits nehmen Passanten in der Nähe der Beete einen süßen Geruch wahr, der an das frische Heu der Wiesen erinnert.

Vor allem in Thailand kommt der Clitoria Ternatea eine wichtige Bedeutung zu. Beispielsweise kann sie in der traditionellen Medizin eingesetzt werden, um unterschiedliche Leiden zu heilen oder ihnen vorzubeugen. Seit Jahrhunderten wird die Pflanze aber ebenso für die Zubereitung von Tee verwendet – der seit kurzer Zeit auch in Europa und den Vereinigten Staaten von Amerika ganz im Trend liegt. Und das liegt nicht nur an den wechselnden Farben des Getränks.
Wirkung
Doch was genau macht den Tee eigentlich so beliebt? Erst einmal gilt er als echter Stimmungsaufheller, zugleich soll er Traurigkeit und leichten Depressionen vorbeugen können. Insgesamt ähnelt er damit den meisten Kräutertees, zumal er darüber hinaus die Funktionalität der Organe verbessert und er geringfügige körperliche Gebrechen kurieren können soll. All das liegt vor allem an den sekundären Pflanzenstoffen. Sie verleihen den Blüten nicht nur ihre markante Färbung – vielmehr lösen diese chemischen Verbindungen eine Vielzahl gesundheitsfördernder Wirkungen aus. Legendär, wenn auch wissenschaftlich noch nicht abschließend untersucht, ist etwa die Vermutung, der Tee könne den Haarausfall stoppen und zur Bildung neuer Haarfollikel beitragen. Und das sogar wirksamer als jede andere auf dem Markt verfügbare Medizin.

Nebenwirkungen
Für den Butterfly Pea Tea werden vornehmlich die blauen Blüten der Clitoria Ternatea verwendet. Ganz unbedenklich ist das Gewächs nicht, gerade in seinen Wurzeln und seinen Samen lassen sich toxische Substanzen nachweisen. Zum Verzehr ist die gesamte Pflanze daher nicht geeignet. Etwas anders sieht das aber für den Gebrauch der Blüten aus, die im frischen oder getrockneten Zustand in der Teekanne landen. Sie lösen im Rahmen normaler Mengen grundsätzlich keine Risiken aus. Wer diese Empfehlung aber überschreitet, allgemein unter Schwäche und Vorerkrankungen leidet oder gegenüber der Clitoria Ternatea eine Unverträglichkeit aufweist, kann geringe Symptome einer Vergiftung spüren. Sie zeigen sich in Magen- und Kopfschmerzen, einem Unwohlsein sowie dem Juckreiz und der Pickelbildung auf der Haut.
Ist der Butterfly Pea Tea gesund?
Der Butterfly Pea Tea, der auch als Anchan oder als Schmetterlingserbsentee bekannt ist, wird in Asien hauptsächlich wegen seiner hohen Bedeutung für Gesundheit und Wohlbefinden verwendet. Ihm wird nachgesagt, er könne die Stimmung aufhellen, Stress und äußeren Reizen vorbeugen, die Leistung des Gehirns verbessern und die Konzentrationsfähigkeit erhöhen. Der Tee, der sowohl kalt als auch warm eine echte Köstlichkeit darstellt, reduziert zudem Entzündungen im Körper. Er kann bei leichtem Unwohlsein sowie bei Magenverstimmungen, Kopfschmerzen und Übelkeit eingesetzt werden. Bei konstantem Konsum hilft das Getränk, die sogenannten freien Radikale im Organismus zu bekämpfen, sodass in der Folge der Alterungsprozess verlangsamt werden kann. Auch Verbesserungen bei der Sehkraft sollen sich bei regelmäßigem Verzehr bemerkbar machen – selbst bei voranschreitendem Alter bleibt das natürliche Augenlicht erhalten. Ebenfalls wird der Tee bei der Behandlung von Diabetes eingesetzt.1, 2
Geschmack
Nicht allein bei der Wirkung erinnert der Butterfly Pea Tea an viele uns bekannte Kräutertees. Auch im Geruch und im Geschmack orientiert er sich an Kamille, Fenchel oder Minze. So kommt ihm zunächst ein frisches und belebendes Aroma zu, das auf frisches Gras, vielleicht sogar auf eine liebliche Blumenwiese deutet – und das auf der Zunge leichte Erinnerungen an Zitrusfrüchte weckt. Diesem spritzigen Auftakt folgt in der Regel eine etwas schwerfällige, erdige und nussige Note. In der asiatischen Kultur wird der Tee übrigens gerne verfeinert, wofür neben Wasser und Milch vornehmlich der Zitronensaft genutzt wird. Eher selten ist dagegen der Gebrauch von Gewürzen wie Zimt, wodurch sich die gesundheitliche Wirkung des Getränks zwar verbessern lässt – zugleich aber sein charakteristischer Geschmack beeinträchtigt wird.
🧪 TeaDive: Warum verändert der Tee seine Farbe?
Schon die blau-leuchtende Farbe macht den Butterfly Pea Tea zum absoluten Hingucker. Wenn man dann aber beispielsweise noch Zitrone hinzugibt und der Tee sich dann beim Umrühren wie von Geisterhand von blau zu violett verfärbt, dann ist das Staunen groß. Möglich machen es die sogenannten Anthocyane, wasserlösliche Pflanzenfarbstoffe. Sie färben den Tee nicht nur blau, sondern sind auch für ihren pH-abhängigen Farbwechsel bekannt. Verringert man den pH-Wert, die Lösung ändert sich also ins Saure – z.B. durch Hinzufügen von Zitronensaft, dann ändert sich die Farbe ins violette. Erhöht man hingegen den pH-Wert, dann ändert sich die Farbe ins Gelb-Grüne. Chemische Reaktionen und Veränderungen im Molekülaufbau machen dieses Farbspiel möglich.3

Bildquelle: Mx. Granger, CC0, via Wikimedia Commons
Wer sich mehr für das faszinierende Farbspiel des Butterfly Pea Teas interessiert und das noch einmal aus der wissenschaftliche Perspektive aufgearbeitet haben möchte, dem empfehle ich das englischsprachige Paper „Effects of pH and anthocyanin concentrationon color and antioxidant activity of Clitoria ternatea extract (PDF)“. Darin wurde für die Bewertung der Anwendungsmöglichkeiten dieser natürlichen Farbstoffquelle die Veränderungen der Farbe, der antioxidativen Aktivität und der Farbakzeptanz von rohen Anthocyanextrakten über einen pH-Bereich von 3 bis 9 und bei verschiedenen Anthocyaninkonzentrationen von 10 bis 20 mg/100 ml des Extrakts unter Verwendung der Response-Surface-Methodik untersucht. So erfährt man darin unter anderem, dass weniger die Anthocyankonzentration eine Auswirkung auf die Farbe hatte, sondern tatsächlich der pH-Wert ein wichtiger Faktor ist. Die Forscher konnten je nach pH-Wert vier unterschiedliche Farbspektren beobachten, wie das nachfolgende Bild aus der Studie klar zeigt:

Dem ein oder anderen wird der reine Geschmack des Butterfly Pea Tees nicht zusagen. Dennoch muss man auf das spannende Farbenspiel nicht verzichten. Die Blüten eignen sich nämlich wunderbar zur Beimischung zu anderen (Kräuter)tees. Hier kann man selbst ausprobieren was schmeckt. Eignen tuen sich aber beispielsweise Karkadeh oder auch Jasmin-Tee.
Zubereitung
So vielfältig wie die Aromen gestalten sich auch die Möglichkeiten der Zubereitung. Üblich ist es, den Butterfly Pea Tea mit 80 bis 100 Grad Celsius heißem Wasser zu übergießen und ihn mindestens fünf Minuten ruhen zu lassen. Je schneller er nun konsumiert wird, desto stärker dominieren die fruchtigen und frischen Noten. Bleibt der Tee länger stehen oder darf er sogar vollständig abkühlen, drängen sich dagegen die erdigen Eindrücke in den Vordergrund. Wichtig ist zudem das Spiel der Farben. Denn der Tee reagiert auf untergerührte Flüssigkeiten und verändert dabei sein Erscheinungsbild. Präsentiert er sich im natürlichen Zustand blau (dank der in der Blüte enthaltenen Anthocyane), so wechselt die Tönung unter Zugabe von Zitronensäure zu Violett. Wer den Butterfly Pea Tea mit Hibiskustee mischt, erhält darüber hinaus eine hellrote Färbung. Wird der Tee mit Mineralwasser kombiniert, wechselt er in einen hellen Grauton.

In Asien genießt man den Butterfly Pea Tea sowohl warm als auch kalt (insbesondere als Eistee).Die kalte Variante wird meist mit Honig, Minze, Zimt oder auch Ingwer verfeinert. Man findet den Tee beispielsweise in Thai unter der Bezeichnung nam dok anchan wieder, was ein typisches lokales Getränkt dort ist.
Wo kann man Butterfly Pea Tea kaufen?
Trotz seiner faszinierenden Farbe ist der „blaue Tee“ in Deutschland immer noch ein Nischenprodukt. Gerade in Restaurants oder Cafes wird man ihn nur selten bekommen. Man muss ihn also schon selbst kaufen. Immerhin gibt es den Butterfly Pea Tea aber inzwischen in dem ein oder anderen Onlineladen oder Supermarkt. So kann man ihn beispielsweise Online bei Kaufland kaufen oder auch bei Amazon (z.B. unter der Marke "Blue T" von Speechless Tea) wird man fündig. Natürlich kann man auch beim Teehändler um die Ecke einmal anfragen. Die noch begrenzte Verfügbarkeit des Butterfly Pea Teas liegt aber vor allem darin begründet, dass der Tee durch die Einstufung als Novel Foods nicht offiziell zum Verzehr beworben werden darf. Mehr dazu findest du im nächsten Abschnitt: „Ist der Butterfly Pea Tea verboten?“
Achtung: Manchmal wird der Schmetterlingserbsen-Tee auch als „blauer Matcha“ bzw. auf Englisch „blue Matcha beworben. Dabei handelt es sich um als Pulver zermahlene Blüten. Und tatsächlich sieht das blaue Pulver wie Matcha nur in blau aus. Mit Matcha hat das aber überhaupt nichts zu tun. Wie schon gesagt, handelt es sich nämlich hierbei um die Pflanze Clitoria Ternatea und nicht um die Teepflanze Camellia sinensis. Das macht nicht nur im Geschmack einen erheblichen Unterschied, sondern beispielsweise auch in den Inhaltsstoffen. Echter Matcha ist voll an Koffein (auch Teein genannt), die Schmetterlingserbse besitzt davon hingegen nichts. Da der Begriff „Matcha“ aber nicht geschützt ist, verwenden ihn dennoch einige Verkäufer fälschlicherweise.
Ist der Butterfly Pea Tea verboten?
Die Essenzen der Blüte der Clitoria Ternatea werden neben dem Tee auch für Spirituosen und als herkömmliche Lebensmittelfarbe verwendet. Da Teile der Pflanze aber giftige Substanzen (die in der Pflanze enthaltene Cyclotide, werden als potenziell toxisch angesehen) enthalten, sind Anbau, Einfuhr, Verarbeitung und Verkauf nicht ohne Weiteres möglich. So gilt der Grundsatz, dass jedes damit angereicherte Produkt innerhalb der Europäischen Union zunächst auf toxische Rückstände überprüft werden muss, ehe es eine Zulassung für den Vertrieb erhält.
Clitoria ternatea fällt damit unter die Rubrik der Novel Foods (Neuartige Lebensmittel). Darunter fallen alle Lebensmittel, die vor dem 15. Mai 1997 nicht in nennenswertem Umfang in der Europäischen Union für den menschlichen Verzehr verwendet wurden und die in mindestens eine der in Artikel 3 der Novel Food-Verordnung (EU) 2015/2283 genannten Kategorien fallen. Man kennt diese Beispielweise auch vom Bambustee, Cascara-Tee oder auch Jiaogulan Tee. Diese „neuartigen Lebensmittel“ müssen vor der Vermarktung erst einmal eine Sicherheitsprüfung durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) unterzogen und von der EU-Kommission zugelassen werden. Dies ist aufwendig und teuer und so lange das kein Verkäufer macht, findet man häufig den Hinweis: „nicht als Lebensmittel in der EU zugelassen.“ Der Konsum des Butterfly Pea Tees ist damit nicht verboten. Übrigens: In Nahrungsergänzungsmittel ist Clitoria ternatea nicht verboten, da die Pflanze schon vor dem 15. Mai 1997 in Nahrungsergänzungsmitteln in der EU verwendet wurde. Daher gilt seine Verwendung in Nahrungsergänzungsmitteln nicht als neu und unterliegt nicht der Zulassungspflicht vor dem Inverkehrbringen gemäß der Verordnung (EU) 2015/2283.4 Von Sensient Technologies Europe GmbH (Germany) und Tsujiko Co., Ltd (Japan) wurde der Versuch unternommen, auch den Butterfly Pea Tee (bzw. die getrockneten Blüten der Clitoria ternatea L.) als „sicheres Lebensmittel“ in der EU anzuerkennen. Allerdings äußerte sich die EFSA ihre Bedenken, da die vorgelegte Studien nur begrenzte Daten zur Toxizität dieser Pflanze gegenüber der menschlichen Gesundheit enthalten und so die Sicherheit nicht belegen konnten.5
Butterfly Pea Tea selber anbauen
Wer möchte, der muss den Butterfly Pea Tea nicht kaufen, sondern kann diese einfach komplett selber anbauen. Hierfür kann man sich eine schon vorgezogene Clitoria Ternatea Pflanze beim Gärtner kaufen oder Clitoria Ternatea Samen. Diese findet man unter anderem im Internet, z.B. auch bei Amazon.
Die Aussagt kann ganzjährig erfolgen, empfohlen wird aber von März bis Juni. Sie werden erst mit heißem Wasser übergossen, ehe sie dann in Wasser mit Raumtemperatur quellen gelassen werden.
Generell ist die Schmetterlingserbse (Clitoria ternatea) ursprünglich in Südostasien beheimatet, sodass die dort vorherrschenden klimatischen Bedingungen nicht ganz mit denen in Deutschland übereinstimmen. Dennoch wächst sie auch hier unter bestimmten Voraussetzungen ganz gut. Dafür braucht sie einen sonnigen, windgeschützten Platz. Da sie ziemlich hoch wachsen kann (bis zu drei Meter!), braucht sie auf jeden Fall eine Rankhilfe. In Kübeln fühlt sie sich schnell eingeengt, weshalb darauf verzichtet werden sollte. Ebenfalls mag sie keine Staunässe, ansonsten ist sie aber eine eher genügsame Pflanze. Bei guter Witterung kann die Clitoria Ternatea bis in den Herbst in Deutschland blühen.
Man sollte die Blühte der Schmetterlingserbse am frühen Morgen ernten, wenn sie noch prall und offen sind. Anschließend können sie entweder frisch oder getrocknet zum eigenen Butterfly Pea Tea weiterverarbeitet werden.
Quellen und Verweise
- 1Priyanka, A., Harsini, M., Kavinesh, R., & Kiruba, A. (2025, June). Development of herbal tea from Butterfly pea flower. In AIP Conference Proceedings (Vol. 3267, No. 1, p. 020030). AIP Publishing LLC.
- 2Weerasinghe, T., Perera, D., Silva, N. D., Poogoda, D., & Swarnathilaka, H. (2022). Butterfly pea: An emerging plant with applications in food and medicine. The Pharma Innovation Journal, 11(6), 625-637.
- 3Kungsuwan, K., Singh, K., Phetkao, S., & Utama-ang, N. (2014). Effects of pH and anthocyanin concentration on color and antioxidant activity of Clitoria ternatea extract. Food and Applied Bioscience Journal, 2(1), 31-46.
- 4 Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Karlsruhe: Schmetterlingsblüte in Spirituosen: Erleben Sie Ihr blaues Wunder
- 5European Food Safety Authority (EFSA): Notification of dried flowers of Clitoria ternatea L. as a traditional food from a third country pursuant to Article 14 of Regulation (EU) 2015/2283
- Oguis, G. K., Gilding, E. K., Jackson, M. A., & Craik, D. J. (2019). Butterfly pea (Clitoria ternatea), a cyclotide-bearing plant with applications in agriculture and medicine. Frontiers in plant science, 10, 645.