Tee gilt als ein edles Getränk, das bereits in vielen antiken Kulturen bekannt war. Seine gesundheitliche Wirkung ist wissenschaftlich längst erwiesen, seine Einflüsse für das Wohlbefinden kennt jeder, der es sich bei einer guten Tasse Tee schon mal gemütlich gemacht hat. Aber auch als morgendlicher Wachmacher ist die heiß oder kalt genossene Köstlichkeit gerne willkommen. Wie sie auf den Organismus des Konsumenten wirkt, hängt dabei stark von dem in der Teepflanze gebildeten Teein (auch „Tein“ oder „Thein“ genannt) ab. Doch was ist Teein überhaupt? Und ist Teein nicht eigentlich das gleiche wie Koffein? Diese Frage und mehr werden nachfolgend beantwortet.

Was ist Teein?

In einem natürlichen Getränk wie dem Tee kommen unterschiedliche Inhaltsstoffe vor, die auf den Körper des Menschen einwirken. Am bekanntesten sind dabei sicherlich die Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente, die sich in den Stängeln und Blättern durch das Wachstum und die äußeren Einflüsse – etwa Luft, Sonne und Wasser – bilden. Nicht ganz so populär sind dagegen die sogenannten Alkaloide. Bei ihnen handelt es sich um eine Gruppe stickstoffhaltiger chemischer Verbindungen, zu denen mehr als 10.000 verschiedene Substanzen meist tierischen oder pflanzlichen Ursprungs gehören. Auch diese Alkaloide, die das Koffein und das Teein umfassen, entfalten im Organismus des Menschen eine bestimmte Wirkung. So können sie beispielsweise einen beruhigenden oder energetisierenden Effekt auslösen.

Teein ist damit kurzgesagt erst einmal nichts anderes als ein stimulierender Inhaltsstoff im Tee, genauer gesagt handelt es sich beim Teein um Purinalkaloid (auch Xanthin bezeichnet).

Das ist Teein: Die Strukturformel von Teein bzw. Coffein
Das ist Teein: Die Strukturformel von Teein bzw. Coffein

Worin liegt der Unterschied zwischen Teein und Koffein?

Teein – in anderer Schreibweise auch Thein oder Tein genannt – wird oft als die gesündere Alternative zum im Kaffee vorkommenden Koffein bezeichnet. Genau genommen ist das aber nicht ganz richtig, denn beide Substanzen sind chemisch betrachtet gleich. Teein und Koffein sind exakt dieselbe chemische Substanz, 1,3,7-Trimethylxanthin (bzw. die vollständige Bezeichnung: 1,3,7-Trimethyl-2,6-purindion).

Das im Jahre 1819 erstmals aus der Kaffeebohne extrahierte Koffein durch den Apotheker und Chemiker Friedlieb Ferdinand Runge (übrigens auf Anregung von Johann Wolfgang von Goethe) und das 1827 von M. Oudry in der Teepflanze entdeckte Teein ("theine") weisen keinerlei Unterschiede auf. Das wurde 1838 von Gerardus Johannes Mulder (Ueber Theïn und Caffeïn) und Carl Jobst (Thein identisch mit Caffein) bewiesen. Allerdings scheinen sie in der Wirkungsweise durchaus voneinander abzuweichen. Dies liegt aber nicht an der Substanz an sich, denn diese ist wie gesagt identisch, sondern am Zusammenspiel mit anderen Inhaltsstoffe des Tees, insbesondere der Polyphenole und dem L-Theanin.

Koffein und damit auch Teein wurde inzwischen in über 60 Pflanzen weltweit identifiziert. Als Getränk konsumiert man Koffein neben Tee (Camellia sinensia), natürlich in Kaffee (Coffea), in Cola (Cola Acuminata), Kakao (Theobroma cacao), in Mate-Tee (Ilex paraguariensis) oder auch im Guayusa-Tee (Ilex guayusa).

Warum sagt man “Teein” und nicht einfach “Koffein”?

Obwohl es sich bei Teein und Koffein um die gleiche Substanz handelt, darf nicht übersehen werden, dass beide durch den Konsumenten unterschiedlich wahrgenommen werden. Koffein löst in der Regel einen Adrenalinschub aus, es führt kurzfristig zu mehr Energie, senkt die Müdigkeit und kann etwa für die anstehende Arbeit neue Impulse setzen. Tee mit seinem Teein dagegen besitzt je nachdem aktivierende aber auch beruhigende Wirkungen.

Obwohl es sich um die gleiche chemische Verbindung handelt, wird sie im Körper – durch die Art der Zubereitung und das Vorkommen weiterer Pflanzenstoffe – auf unterschiedliche Weise verarbeitet. Dass Teein und Koffein daher im Volksmund als zwei verschiedene Substanzen angesehen werden, ist verständlich, wissenschaftlich aber nicht richtig.

Teein und Koffein sind identisch, dennoch wird immer noch häufig unterschieden
Teein und Koffein sind identisch, dennoch wird immer noch häufig unterschieden

Wie wirkt Teein auf den Körper?

Wie stark die Dosis an Teein in der Teepflanze ausfällt, hängt unter anderem von ihrem Wachstum, der Teesorte, der Verarbeitungsmethode und auch der Pflückzeit zusammen. So werden einige Sorten im Frühjahr geerntet, während andere erst im Herbst verarbeitet werden. Das Vorkommen an Vitaminen, Mineralstoffen sowie den Alkaloiden weicht daher voneinander ab. Junge Teeblätter enthalten beispielsweise meist mehr Teein als ältere Blätter.

Zumeist wird das Teein im Vergleich zum Koffein jedoch als milder wahrgenommen. Tee beeinflusst die Nerven, das Gehirn und den gesamten Organismus. Zugleich regt er die Verdauung an. Beide Vorteile werden durch die lange Ziehzeit erreicht: Tee, der nur kurz ruhen darf, ist ein echter Muntermacher. Umso länger der Tee zieht, umso mehr Gerbstoffe (Tannine) lösen sich im Wasser und können die Koffeinaufnahme hemmen, indem sie es binden und die Freisetzung im Darm verzögern. Das bedeutet: Je länger der Tee zieht, desto schwächer kann die anregende Wirkung werden.

Ist Teein gesund?

Gerade die naturbelassenen und ohne weitere Inhaltsstoffe auskommenden Teesorten können kurzfristig das Wohlbefinden und bei dauerhaftem Konsum die Gesundheit verbessern. Doch Vorsicht, viel hilft nicht automatisch viel, erst die Dosis macht das Gift. Wer große Mengen an Teein konsumiert, wird vermutlich über Verdauungsstörungen und Probleme beim Einschlafen klagen.

Die deutsche Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung empfiehlt daher, dass pro Tag eine Gesamtmenge von 350 Milligramm Teein nicht überschritten werden sollte, um in den Genuss der gesundheitlichen Vorteile zu gelangen. Das entspräche bis zu sieben Tassen Tee.1 Bei solchen Mengenaussagen sollte man allerdings skeptisch sein, da wie gesagt die Teein-Menge von vielen Faktoren abhängig ist.

In der Schwangerschaft soll die maximale Koffein-Menge und damit auch Teein-Menge laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) maximal 200 Milligramm (mg) Koffein am Tag betragen2, während die WHO hingegen eine Höchstmenge an 300mg pro Tag empfiehlt.3

Welcher Tee besitzt das meiste Teein?

Teein wird in den Stängeln und den Blättern der Teepflanze gebildet, wobei das meiste Teein in den Blättern bzw. in der Blattknospe und dort insbesondere in den jungen Trieben zu finden ist. Dies geschieht um die Teepflanze vor tierischen Fressfeinden zu schützen, auf die das Alkaloid bitter und halluzinogen wirken kann.

🧠 TeaDive: Koffeingehalt von anderen Camellia-Arten

Wie schon erwähnt, findet man in der Teepflanze (Camellia sinensis) immer Koffein. Tatsächlich gibt es aber auch Camellia-sinensis-Varietäten die statt Koffein das Purinalalkaloid Theacrin (1,3,7,9-Tetramethylurinsäure) bilden. So findet man dieses Theacrin beispielsweise in einem chinesischen Tee, der auch Kucha (Camellia assamica var. Kucha) bezeichnet wird.

Andere Arten der Kamelienpflanze wiederum bilden mehr Theobromin statt Koffein. So kann man ebenfalls Tee aus der Art Camellia ptilophylla machen, die so einen deutlich geringeren bis gar keinen Anteil an natürlichen Koffein hat als Tee aus der Camellia sinensis-Pflanze. Dieser Tee wird auch Kakao-Tee (cocoa tea - Camellia ptilophylla Chang) genannt.4 Geschmacklich hat dieser natürlich nichts mit dem uns bekannten Kakao zu tun und auch im Vergleich zum traditionellen Tee aus der C. sinensis-Pflanze schmeckt er deutlich anders.5

Mit dem im Jahr 2018 das erste Mal wissenschaftlich beschriebe Tee Hongyacha soll es gar eine neuartige koffeinfreie Teepflanze, die aber bisher kaum untersucht worden ist.6


Eine hohe Dosis weisen japanische Grünteesorten wie Matcha, Gyokuro oder Kabusecha auf. Die künstliche Beschattung sorgt für mehr Stress bei der Teepflanze und damit einer erhöhten Teein-Produktion. Auch Schwarztee, der während seiner Verarbeitung fermentiert wird, kann hier genannt werden. Gleiches gilt für Oolong, Mate und Weißen Tee. Alle diese Arten eignen sich über ihre grundsätzlich positive Wirkung hinaus daher für einen gelungenen Start in den Tag, da sie zu einem Energieschub führen und die morgendliche Müdigkeit bekämpfen können.

Entkoffeinierter Tee

Tatsächlich gibt es wie beim Kaffee auch Tee ohne Koffein bzw. Teein. Unter der Bezeichnung entkoffeinierter Tee findet man Schwarztee, Grüntee usw. die kein Koffein enthalten sollen. Die Entkoffeinierung wird in der Regeldurch Kohlenstoffdioxid(CO₂) und Wasser durchgeführt. Tatsächlich muss man aber mit dem Begriff entkoffeinierter Tee aufpassen, denn nach Francl sollen chemische Analysen gezeigt haben, dass selbst im entkoffeinierten Tee noch Koffein gefunden wurde. Bis zu 10mg Koffein pro Tasse, weshalb sie von niedrig-Koffein Tees spricht, statt von entkoffeinierten Tees. Wer wirklich gar keinen Koffein in seiner Teetasse haben möchte, der muss auf Tee von Camellia sinensis wohl verzichten. 7

🧪 TeaDive: Tee selbst entkoffeinieren

Wer kennt es nicht, es ist schon später am Abend und dennoch überkommt einem die Lust auf eine gute Tasse Schwarztee oder Grüntee. Wäre da doch nicht das Koffein bzw. Teein, durch das man danach erst einmal kein Auge mehr schließen kann, obwohl morgen früh doch schon der Wecker klingelt. Um dennoch in den Genuss eine Tasse Tees zu kommen und die wachmachende Eigenschaft davon etwas abzumildern, kann man ganz einfach Tee selbst entkoffeinieren.

Das Wichtige gleich vorweg: Wie schon weiter oben beschrieben, gelingt es auch mit diesem Tipp nicht den Tee komplett Koffeinfrei zu bekommen. Aber man wird immerhin schon eine große Menge des Koffeins los.

Dafür muss man lediglich die Teeblätter oder den Teebeutel für wenige Minuten in Wasser geben (rund 30 Sekunden beim Teebeutel und rund 3 Minuten bei den losen Blättern). Anschließend schüttet man das Wasser weg und brüht den Tee ganz normal auf. Dies soll mehr als 80% des Koffeins entfernen.7 Allerdings muss man auch einen geschmacklichen Verlust leider hinnehmen. Am besten probiert man es einmal selbst aus.


In welchem Tee befindet sich kein Teein?

Da das Teein nur in Stängeln und insbesondere Blättern der Teepflanze gebildet wird, können also Früchte- oder Kräutertees bedenkenlos getrunken werden. Eine Besonderheit stellt der Rooibos- oder Rotbuschtee dar: Zwar werden für ihn die nadelartigen Blätter verarbeitet, in ihnen befindet sich aber kein Teein. Für derlei Sorten sind daher keine Mengenbeschränkungen zu beachten.

Wie wird der Teeingehalt durch die Art der Zubereitung beeinflusst?

Wie viel Teein in das Wasser übergeht, hängt unter anderem von der Ziehzeit ab. Je länger ein Tee zieht, umso mehr Teein wird er haben. Allerdings sind auch mehr Gerbstoffe enthalten, die wiederum die Teeinaufnahme verzögern können. So kann ein kurz gezogener Tee zwar weniger Teein beinhalten, dafür kann dieses Teein/Koffein aber schneller aufgenommen und damit für einen stärkeren, aber kürzeren Kick sorgen.

Auch die Wassertemperatur hat einen Einfluss auf den Teeingehalt. Je höher die Temperaturen, desto mehr Teein kann aus den Blättern gelöst werden.

Quellen und Verweise: