Ein Hauch von Bergamotte schwebt durch die Luft. Dampf steigt aus der Tasse empor wie Nebelschwaden über der Themse an einem frühen Morgen. Der London Fog – ein Getränk, das seinen Namen nicht zufällig trägt und doch weit mehr ist als nur eine weitere Tee-Latte-Variation. Und das tolle daran: Der London Fog schmeckt nicht nur als Heißgetränk, sondern ist auch an heißen Tage in seiner kühlen Variante ein leckeres Getränk.
Woher kommt der London Fog
Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet in Vancouver, nicht in den nebelverhangenen Straßen Londons, diese cremige Köstlichkeit das Licht der Welt erblickte? In den 1990er Jahren soll Mary Loria diese Komposition aus Earl Grey Tee, gedämpfter Milch und einem Hauch Vanille im Buckwheat Cafe in Vancouver erfunden haben. Sie bestellte den London Fog (damals noch nicht unter dem Namen) auch in anderen Cafes und empfahl diesen weiter. So erschuf sie ein Trendgetränk, dass irgendwann auf dann Namen London Fog hörte. Wer den Namen kreiert hat, weiß Loria aber nicht.1
"There was this young woman who worked there, she was awesome and we got to know her over time we got there. I asked her to make me an Earl Grey tea, but with skim milk. I think she was skeptical of it; I vaguely remember her being like 'are you sure?' It worked, cause I continued to order them"
Mehr als die Summe seiner Teile
Was macht diesen Tee-Latte so besonders? Die Antwort liegt in der harmonischen Verbindung von Tradition und Innovation. Earl Grey, vielleicht benannt nach dem britischen Premierminister Charles Grey, bringt sein charakteristisches Bergamotte-Aroma mit. Diese Zitrusfrucht aus Kalabrien verleiht dem schwarzen Tee seine unverwechselbare Note – herb und gleichzeitig erfrischend, wie ein Spaziergang durch einen englischen Garten nach dem Regen. Dieser trifft auf leichten Milchschaum und einem Hauch an Vanille.
Der London Fog verkörpert Gemütlichkeit in flüssiger Form. Während klassischer Tee oft als puristisches Erlebnis zelebriert wird, umarmt diese Kreation die Sinnlichkeit von Milchschaum und süßer Vanille. Die Textur erinnert an Seide, die über die Zunge gleitet. Jeder Schluck offenbart neue Facetten: zunächst die cremige Süße, dann das robuste Tannin des schwarzen Tees, schließlich der zitrusfrische Nachklang der Bergamotte.

Kein Wunder, dass Coffee Shops von Seattle bis Sydney den London Fog in ihr Repertoire aufgenommen haben. Er spricht jene an, die Kaffee zu stark finden, aber dennoch ein warmes, koffeinhaltiges Getränk schätzen. Gleichzeitig begeistert er Teeliebhaber, die sich nach etwas Cremigem sehnen.
Das perfekte Rezept für neblige Momente
Die Zubereitung eines authentischen London Fog erfordert Aufmerksamkeit, aber keine Hexerei. Qualität entscheidet über Genuss – minderwertiger Earl Grey oder zu heiße Milch können das Ergebnis trüben wie schlechtes Wetter einen Ausflug.
Zutaten
- 1 Beutel Earl Grey Tee oder 1 TL losen Earl Grey Tee
- 180 ml Wasser
- 120 ml Vollmilch (alternativ: Hafermilch oder Mandelmilch)
- 1/2 TL Vanilleextrakt
- 1-2 TL Honig oder brauner Zucker
Schritt-für-Schritt-Anleitung:
- Schritt 1: Die Tee-Basis zubereiten Wasser auf 95°C erhitzen – nicht kochen lassen! Kochendes Wasser verbrennt die delikaten Bergamotte-Öle und macht den Tee bitter. Earl Grey Beutel oder lose Blätter mit dem heißen Wasser übergießen und 4-5 Minuten ziehen lassen. Stärke nach Geschmack anpassen: kürzere Ziehzeit für mildere, längere für kräftigere Note.
- Schritt 2: Die Milch verwandeln Während der Tee zieht, Milch in einem kleinen Topf oder mit dem Milchaufschäumer erwärmen. Die ideale Temperatur liegt bei 65-70°C – heiß genug für Dampf, aber nicht so heiß, dass sie die Zunge verbrennt. Gleichzeitig aufschäumen, bis sie cremig und samtig wird. Keine Sorge, falls der Schaum nicht perfekt gelingt – auch ohne Profi-Equipment lässt sich ein ansprechender Milchschaum erzeugen.
- Schritt 3: Die Harmonie schaffen Teebeutel entfernen oder Teeblätter abseihen. Vanilleextrakt und Süßungsmittel in den noch heißen Tee einrühren. Hier gilt: weniger ist mehr. Die Vanille soll den Earl Grey ergänzen, nicht übertönen.
- Schritt 4: Das Finale Die aufgeschäumte Milch langsam in den gesüßten Tee gießen. Wer möchte, streut eine Prise gemahlenen Lavendel darüber – eine subtile Ergänzung, die dem Getränk eine zusätzliche aromatische Dimension verleiht. Wer den London Fog häufiger und auch kalt genießen möchte, der bereitet sich einmal einen Earl Grey Sirup zu und kann so den ersten Schritt mit der Teezubereitung überspringen.
Variationen für jeden Geschmack
Der klassische London Fog ist nur der Anfang einer genussvollen Reise. Earl Grey Lavendel verstärkt die blumigen Noten (mal ein ganz anderer Lavendel Tee), während Earl Grey French Vanilla bereits die gewünschte Süße mitbringt. Experimentierfreudige ersetzen Kuhmilch durch Kokos- oder Hafermilch und entdecken neue Geschmackswelten. Auch eine Zugabe von Matcha kann ein kulinarisches Erlebnis sein, siehe hierzu auch den Earl Grey Matcha.
In den Wintermonaten verleiht ein Hauch Zimt oder Kardamom dem Getränk wärmende Gewürznoten. Sommertage rufen nach einer eisgekühlten Version – dem Iced London Fog, der die klassischen Aromen in erfrischender Form präsentiert.
Ein Getränk für alle Jahreszeiten
Der London Fog passt zu jeder Tageszeit und Gemütslage. Morgens ersetzt er den Kaffee mit sanfter Eleganz. Nachmittags begleitet er Gebäck oder ein gutes Buch. Abends bietet er Trost nach einem anstrengenden Tag.
Seine Vielseitigkeit macht ihn zum perfekten Begleiter für Menschen, die das Besondere im Alltäglichen suchen. Er ist weder zu anspruchsvoll noch zu simpel, weder zu süß noch zu herb. Er ist, was viele ersehnen: ein Moment der Ruhe in einer hektischen Welt.
Der nächste neblige Tag bietet die perfekte Gelegenheit, dieses außergewöhnliche Getränk selbst zu probieren. Denn manchmal braucht es nur eine Tasse London Fog, um sich einen kleinen Luxus zu gönnen – auch wenn draußen die Sonne scheint.
Quellen und Verweise
- 1 vancouverisawesome.com: Who invented the London Fog? - Vancouver Is Awesome