Der Duft von Zimt weckt Erinnerungen. An winterliche Abende, an Weihnachtsmärkte, an gemütliche Stunden in der Küche. Zimttee vereint dieses besondere Aroma mit wohltuender Wärme und hat sich über Jahrtausende hinweg einen festen Platz in verschiedenen Kulturen erobert. Was macht dieses einfache Getränk so besonders? Und welche Eigenschaften verbergen sich hinter der rot-braunen Rinde, die in heißem Wasser ihre Geheimnisse preisgibt?

Was ist Zimttee?

Zimt gehört zu den ältesten Gewürzen der Menschheit. Bereits im alten Ägypten fand die Rinde Verwendung bei Einbalsamierungen und religiösen Zeremonien.1 Die Zubereitung als Tee entwickelte sich vermutlich in Asien, wo traditionelle Medizinsysteme die wärmenden Eigenschaften des Gewürzes schon früh erkannten. Doch was ist nun Zimttee? Im Grunde handelt es sich dabei um einen Aufguss des beliebten Gewürzes, das so sein Aroma an das Wasser abgibt und heiß genossen werden kann.

Zimttee ist ein einfacher aber auch sehr leckerer Aufguss. Um richtigen Tee von der Teepflanze Camellia sinensis handelt es sich zwar nicht, dafür verspricht das Getränk gerade in kalten Tagen für Wohlfühlmomente.
Zimttee ist ein einfacher aber auch sehr leckerer Aufguss. Um richtigen Tee von der Teepflanze Camellia sinensis handelt es sich zwar nicht, dafür verspricht das Getränk gerade in kalten Tagen für Wohlfühlmomente.

Heute stammt der Großteil des weltweit gehandelten Zimts aus Sri Lanka, Indonesien, China und Vietnam. Die Gewinnung folgt einem aufwendigen Prozess: Erntehelfer schneiden junge Triebe des Zimtbaums, schälen die äußere Rinde ab und lösen die innere Rindenschicht. Diese rollt sich beim Trocknen zu den charakteristischen Zimtstangen zusammen.

Ceylon versus Cassia: Ein bedeutsamer Unterschied

Nicht jeder Zimt gleicht dem anderen. Die beiden Hauptsorten unterscheiden sich erheblich in Geschmack, Preis und Inhaltsstoffen.

Ceylon-Zimt trägt den Beinamen "echter Zimt" und stammt vom Cinnamomum verum Baum aus Sri Lanka. Die dünnen, mehrschichtig eingerollten Stangen zerbrechen leicht und offenbaren ein feines, süßliches Aroma. Der Cumarin-Gehalt fällt deutlich geringer aus als bei anderen Sorten.

Cassia-Zimt wächst hauptsächlich in China, Indonesien und Vietnam (Cinnamomum cassia, burmannii, loureiroi). Die dickwandigen, dunkleren Rindenstücke schmecken kräftiger und würziger. Diese Sorte dominiert den Massenmarkt aufgrund ihres niedrigeren Preises, enthält jedoch mehr Cumarin, eine natürliche Substanz, die bei übermäßigem Verzehr die Leber belasten kann.

Achtung beim Kaufen von Zimt für den Zimttee, denn Zimt ist nicht gleich Zimt. Insbesondere beim gemahlenen Zimt kommt häufig eine Mischung aus Ceylon und dem günstigeren Cassia-Zimt zum Einsatz.
Achtung beim Kaufen von Zimt für den Zimttee, denn Zimt ist nicht gleich Zimt. Insbesondere beim gemahlenen Zimt kommt häufig eine Mischung aus Ceylon und dem günstigeren Cassia-Zimt zum Einsatz.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt, insbesondere bei regelmäßigem Konsum Ceylon-Zimt zu bevorzugen, um die Cumarin-Aufnahme zu minimieren.

Inhaltsstoffe

Zimtrinde enthält einen hohen Anteil an ätherischen Ölen, deren wichtigster Bestandteil Zimtaldehyd ist. Diese Verbindung verleiht dem Gewürz seinen charakteristischen Duft und Geschmack. Daneben kommen weitere Aromastoffe wie Eugenol, Linalool und Zimtsäure vor, deren Zusammensetzung je nach Zimtsorte variiert.

Neben den ätherischen Ölen enthält Zimt eine Vielzahl sekundärer Pflanzenstoffe, darunter Polyphenole, Flavonoide und Phenolsäuren. Diese Substanzen besitzen nachweislich antioxidative Eigenschaften und können freie Radikale abfangen. In Laboruntersuchungen zeigen Zimtextrakte außerdem entzündungshemmende und blutzuckerregulierende Effekte, wobei die tatsächliche Wirkung im menschlichen Körper von Dosierung und Zusammensetzung abhängt.

Ein wichtiger Unterschied besteht zwischen den beiden Hauptarten des Gewürzes:

Wirkung

Die Inhaltsstoffe von Zimttee entfalten im Körper vielfältige Effekte, die sich teilweise wissenschaftlich belegen lassen, während andere auf Erfahrungswissen traditioneller Heilsysteme beruhen. So ist Zimttee dank seiner Wirkung auch ein bekannter ayurvedischer Tee.

Zimt aktiviert den Stoffwechsel und fördert die Wärmeproduktion im Körper. Diese thermogene Wirkung erklärt das wärmende Gefühl nach dem Genuss von Zimttee. Studien deuten darauf hin, dass Zimtaldehyd die Fettverbrennung anregen kann. Eine Untersuchung der University of Michigan aus dem Jahr 2017 zeigte, dass Zimtaldehyd direkt auf Fettzellen wirkt und diese zur Thermogenese anregt, wobei die Effekte beim Menschen noch nicht abschließend erforscht sind.2

Die in Zimt enthaltenen Polyphenole neutralisieren freie Radikale im Körper. Zimt gehört zu den Gewürzen mit hoher antioxidativer Aktivität. Diese Eigenschaft kann dazu beitragen, oxidativen Stress zu reduzieren, der mit verschiedenen chronischen Erkrankungen in Verbindung steht.

Einige wissenschaftliche Arbeiten legen nahe, dass regelmäßiger Zimtkonsum die Blutfettwerte positiv beeinflussen könnte. Eine Metaanalyse im "Annals of Family Medicine" aus 2013 fand Hinweise auf eine Senkung des Gesamtcholesterins und der Triglyceride.3 Die Datenlage bleibt jedoch uneinheitlich, sodass weitere Forschung notwendig ist.

Vorläufige Studien untersuchen den Einfluss von Zimt auf Gedächtnis und Konzentration. Tierversuche zeigten vielversprechende Ergebnisse bezüglich neuroprotektiver Effekte. Ob sich diese Erkenntnisse auf den Menschen übertragen lassen und ob Zimttee in üblichen Mengen solche Wirkungen erzielt, bleibt wissenschaftlich zu belegen.

Zimttee kann das Sättigungsgefühl fördern und Heißhungerattacken mildern. Die stabilisierende Wirkung auf den Blutzuckerspiegel trägt dazu bei, dass Blutzuckerschwankungen und die damit verbundenen Heißhungergefühle seltener auftreten. Diese Eigenschaft macht Zimttee zu einem beliebten Begleiter bei bewusster Ernährung.

In der Volksmedizin findet Zimttee Anwendung bei Menstruationskrämpfen. Die krampflösenden und wärmenden Eigenschaften können Unterleibsschmerzen lindern. Einzelne kleinere Studien deuten auf eine schmerzlindernde Wirkung hin, wobei größere Untersuchungen zur Bestätigung fehlen.

Die Kombination aus antioxidativen, antimikrobiellen und entzündungshemmenden Eigenschaften kann das Immunsystem unterstützen. Besonders in der Erkältungszeit wird Zimttee traditionell zur Stärkung der Abwehrkräfte getrunken, häufig in Kombination mit Ingwer und Zitrone

Nebenwirkungen und Risiken

Trotz der zahlreichen positiven Eigenschaften birgt übermäßiger oder falscher Konsum von Zimttee potenzielle Risiken, die ernst genommen werden sollten.

Die größte Gefahr geht von Cumarin aus, einem natürlichen Bestandteil besonders von Cassia-Zimt (und beispielsweise auch im Waldmeister, siehe hierzu den Artikl zum Waldmeister Tee). Das Bundesinstitut für Risikobewertung warnt vor überhöhter Cumarinaufnahme, da diese zu Leberschäden führen kann. Bei empfindlichen Personen können bereits geringe Mengen Kopfschmerzen, Schwindel oder Übelkeit auslösen. Das BfR hat eine tolerierbare tägliche Aufnahmemenge von 0,1 Milligramm Cumarin pro Kilogramm Körpergewicht festgelegt.4 Ein Teelöffel Cassia-Zimt kann diese Menge für eine 60 Kilogramm schwere Person bereits überschreiten.

Strukturformel von Cumarin, das in Zimt enthalten ist
Strukturformel von Cumarin, das in Zimt enthalten ist

Manche Menschen reagieren allergisch auf Zimt oder dessen Inhaltsstoffe. Symptome reichen von Hautausschlägen über Juckreiz bis hin zu Schwellungen im Mund- und Rachenbereich. In seltenen Fällen können schwere allergische Reaktionen auftreten. Wer nach dem Genuss von Zimttee ungewöhnliche Symptome bemerkt, sollte das Getränk meiden und gegebenenfalls ärztlichen Rat einholen.

Zimt beeinflusst die Blutgerinnung und kann die Wirkung blutverdünnender Medikamente wie Warfarin oder Aspirin verstärken. Dies erhöht das Blutungsrisiko. Menschen, die solche Medikamente einnehmen, sollten vor regelmäßigem Zimtteekonsum ihren Arzt konsultieren. Auch bei Diabetes-Medikamenten kann es zu Wechselwirkungen kommen, da Zimt den Blutzuckerspiegel zusätzlich senkt und somit das Risiko einer Unterzuckerung steigt.

Während moderate Mengen die Verdauung fördern, kann übermäßiger Konsum das Gegenteil bewirken. Magenreizungen, Sodbrennen oder Durchfall können bei empfindlichen Personen oder zu hoher Dosierung auftreten. Die ätherischen Öle wirken stark auf die Schleimhäute und können diese bei Überdosierung reizen.

Zimtaldehyd kann bei direktem Kontakt Schleimhautreizungen verursachen. Besonders konzentrierter Zimttee oder das Kauen auf Zimtstangen kann zu Brennen, Rötungen oder sogar kleinen Wunden in der Mundhöhle führen. Menschen mit empfindlichen Schleimhäuten sollten den Tee nicht zu heiß und nicht zu konzentriert trinken.

Chronischer, übermäßiger Konsum von Cassia-Zimt kann zu dauerhaften Leberschäden führen. Einzelne Fallberichte dokumentieren schwere Lebertoxizität nach lang anhaltendem, hochdosiertem Zimtkonsum, wie in verschiedenen medizinischen Fachzeitschriften beschrieben wurde. Die Dosis macht das Gift – dieser alte medizinische Grundsatz gilt auch für das vermeintlich harmlose Gewürz.

Empfehlungen zur sicheren Nutzung: Um Nebenwirkungen zu vermeiden, sollte Ceylon-Zimt bevorzugt werden. Die Tagesdosis sollte ein bis zwei Tassen Zimttee nicht überschreiten. Menschen mit Vorerkrankungen, insbesondere Leber- oder Nierenproblemen, sollten vor regelmäßigem Konsum ärztlichen Rat einholen. Bei auftretenden Beschwerden empfiehlt sich eine sofortige Pause und gegebenenfalls eine medizinische Abklärung.

Risiken in Schwangerschaft und Stillzeit

Schwangere sollten mit Zimttee vorsichtig umgehen. Hohe Dosen können möglicherweise Wehen auslösen oder die Gebärmutter stimulieren. Gelegentlicher, maßvoller Genuss gilt als unbedenklich, doch sollte dies mit dem behandelnden Arzt unbedingt erst besprochen werden. Auch stillende Mütter sollten zurückhaltend sein, da unklar bleibt, wie sich größere Mengen auf den Säugling auswirken.

Zubereitung

Die Herstellung von Zimttee erfordert keine besonderen Fähigkeiten. Eine Zimtstange in etwa 250 Milliliter kochendes Wasser geben und zehn bis fünfzehn Minuten ziehen lassen. Je länger die Ziehzeit, desto intensiver entwickelt sich das Aroma. Wer gemahlenen Zimt verwendet, sollte das Getränk nach dem Ziehen durch ein feines Sieb gießen.

Die Zimttee-Zubereitung ist ganz einfach: Zimtstangen in die Tasse, Wasser darauf und ziehen lassen. Schon bekommt man einen leckeren Zimttee, den man anschließend noch mit weiteren Zutaten verfeinern kann.
Die Zimttee-Zubereitung ist ganz einfach: Zimtstangen in die Tasse, Wasser darauf und ziehen lassen. Schon bekommt man einen leckeren Zimttee, den man anschließend noch mit weiteren Zutaten verfeinern kann.

Variationen bereichern das Geschmackserlebnis. Ein Stück frischer Ingwer verstärkt die wärmende Wirkung und bringt eine leichte Schärfe ein. Kardamomkapseln, Sternanis oder Nelken ergänzen das Aromenspiel. Honig oder Ahornsirup mildern die herbe Note für jene, die es süßer mögen. Ein Spritzer Zitronensaft verleiht dem Tee eine frische Komponente.

In der kalten Jahreszeit lässt sich Zimttee mit Apfelsaft kombinieren. Die Mischung erinnert an warmen Apfelstrudel und wärmt von innen. Im Sommer erfrischen eisgekühlte Varianten mit Minze und Orange.

Tipp: Qualität erkennt man bei Zimtstangen an der gleichmäßigen Farbe und dem intensiven Duft. Ceylon-Stangen erscheinen heller und feiner geschichtet als Cassia-Zimt. Gemahlener Zimt verliert schneller sein Aroma, frisch gemahlene Stangen bieten das vollste Geschmackserlebnis. Die Lagerung erfolgt idealerweise trocken, kühl und lichtgeschützt in luftdichten Behältern. Zimtstangen halten sich bis zu drei Jahre, gemahlener Zimt sollte innerhalb eines Jahres verbraucht werden, um Aromaverlust zu vermeiden.

Ein Getränk zwischen Tradition und Moderne

Zimttee verbindet Vergangenheit und Gegenwart. Die jahrtausendealte Tradition trifft auf moderne Ernährungstrends. Ob als wohltuendes Heißgetränk an kalten Tagen, als aromatische Abwechslung zum Kaffee oder als Teil einer bewussten Ernährung: Das Getränk hat sich seinen Platz in Küchen weltweit verdient.

Die braune Rinde erzählt Geschichten von fernen Ländern, von Gewürzhändlern auf beschwerlichen Wegen und von Menschen, die schon vor Jahrhunderten die besonderen Eigenschaften dieser Pflanze erkannten. Jede Tasse Zimttee trägt ein Stück dieser Geschichte in sich und lädt ein, innezuhalten und den Moment zu genießen.

Die Zubereitung ist sehr einfach, die Wirkung dafür umso vielfältiger. Aber auch die Nebenwirkungen sollten auf keinen Fall missachtet werden. Insbesondere hoher Konsum von Zimttee ist unter anderem durch seinen Cumarin-Gehalt nicht zu empfehlen. Als Herbsttee zwischendurch ist es aber definitiv ein kulinarischer Höhepunkt in den langen und stürmischen Abende.

Häufig gestellte Fragen & Antworten zu Zimttee

Kann man die Zimtstange mehrmals benutzen?

Ja, man kann mit den Zimstangen mehrmals einen Zimttee zubereiten. Dafür spült man die Zimtstange nach dem Ziehen kurz mit lauwarmen Wasser ab und trocknet sie. Anschließend noch an der Luft komplett austrocknen lassen, da sie sonst anfangen zu schimmeln könnte. Danach in einen lichtundurchlässigen, luftdichten Behälter geben. Mit jedem weiteren Aufguss nimmt der Geschmack des Zimttees allerdings ab und er wird nicht mehr so intensiv wie der erste Aufguss. Je nach Belieben können mindestens zwei bis drei weitere Aufgüsse mit der gleichen Zimtstange folgen

Kann man Zimttee selber machen?

Ja, man muss keinen fertigen Zimttee kaufen. Einfach eine Zimtstange mit heißem Wasser übergießen und schon hat man seinen Zimttee. Siehe hier auch das Kapitel zum Thema Zubereitung. Wichtig ist, dass man Ceylon-Zimt nimmt und keinen Cassia-Zimt.

Kann Zimttee zum Abnehmen genommen werden?

Grundsätzlich ja, da er das Sättigungsgefühl unterstützt und Heißhungerattacken reduzieren kann. Allerdings sollte er beim Abnehmen nur eine unterstützende Rolle spielen, da zu hoher Konsum von Zimttee gesundheitsschädlich sein kann. Die Einnahme von Zimt ist damit keine Diät!

Quellen und Verweise