Waldmeister-Tee ist eine Köstlichkeit, die sowohl kalt als auch heiß genossen werden kann und die wegen ihrer Balance zwischen süßen und bitteren Aromen sehr geschätzt wird. Aufgrund ihrer Nebenwirkungen ist zumindest der Verzehr in großen Mengen aber umstritten. Erfahre nachfolgend mehr über den Waldmeister-Tee.
Was ist Waldmeister-Tee?
Der Waldmeister ist eine vorwiegend im milden Klima Asiens und Europas wachsende Gewürz- und Heilpflanze, die meist bereits dank ihres charakteristischen Geruchs erkannt wird. Das bis zu 50 Zentimeter hohe Gewächs gedeiht besonders gut im Schatten kräftiger Laubbäume, wo es in den ersten warmen Wochen des Frühjahrs blüht. Da der Waldmeister einen intensiven Geschmack mitbringt, wird er gerne zum Verfeinern von Salaten und Süßspeisen, doch auch als Tee kann man ihn verwendet.

Waldmeister-Tee kann entweder aus frischem oder getrockneten Kraut selbst sehr einfach hergestellt werden. Da das darin enthaltene Cumarin (der erst beim Trocknen der Pflanze entsteht) in hohen Mengen aber krebserregend ist und auch zu Leberschäden führen kann, sollte man nun sehr geringe Dosen an Waldmeister für den eigenen Tee verwenden.
Darüber hinaus gibt es im Handel Tee-Mischungen, bei denen auch Waldmeister ein Bestandteil ist. Meßmer hat beispielsweise mit dem „Zauber der Zwerge“ ein „Holunderblüte-Waldmeister-Tee“ im Angebot oder bietet auch die Mischung „Himbeere-Waldmeister“ zum Kaufen an. Wer hier genau auf die Zutatenliste schaut, der wird das Waldmeisterkraut sehr spät aufgeführt finden, was den geringen Anteil im Gesamtprodukt widerspiegelt.
Geschmack
Den typischen Waldmeister-Geschmack verbinden viele mit dem süßen grünen Wackelpudding oder Brausebonbons. Mit diesem sehr künstlichen Geschmack hat der Waldmeister-Tee allerdings nichts gemeinsam. Dies ist schon einmal wichtig, um ein bisschen die Erwartungen an dieses Naturprodukt zu senken. Die knallige Geschmacksexplosion, die die industriell hergestellten Lebensmittel aus Waldmeister bieten, erfüllt das frische Waldmeisterkraut nämlich nicht. Im Gegenteil, es kommt eher dezent daher.
Dennoch, unter den wilden Pflanzen gibt es nur wenige, bei denen sich Geruch und Geschmack derart stark ähneln wie beim Waldmeister. Sowohl in der Nase als auch im Mund entsteht ein erster Eindruck, der an eine bunte und mit kleinen Gräsern bewachsene Wiese im Frühling erinnert. Frische Kräuter dominieren die Wahrnehmung, die um eine angenehme Süße erweitert wird. Anklänge an gemähtes Heu, an lieblich schmeckendes Obst im Sommer und an die ersten kräftigen Sonnenstrahlen im Frühjahr werden wach. Darunter besitzt der Waldmeister aber einige nicht zu leugnende Bitterstoffe, die gerade beim langen Ruhen des Tees immer stärker auf sich aufmerksam machen.
Wirkung
Bereits vor rund 1.000 Jahren wurde der Waldmeister erstmals von deutschen Klöstern untersucht und als Heilpflanze verwendet, die bei unterschiedlichen Beschwerden gereicht wird. Dem Kraut wird eine beruhigende Wirkung zugesprochen, mit der es gegen Schlaflosigkeit und Nervosität genutzt werden kann. Darüber hinaus soll der regelmäßige Konsum bei Durchblutungsstörungen, Problemen während der Menstruation, Kopf- und Gliederschmerzen, Hämorrhoiden, Unwohlsein im Magen-Darm-Bereich, eine nicht funktionsgerecht arbeitende Leber und bei der Gelbsucht zur Linderung führen. Auch gegen Schnupfen und Husten ist das Gewächs möglicherweise ein probates Mittel. Wissenschaftlich nicht bestätigt ist dagegen der Mythos, Waldmeister könne ebenso kariöse Zähne heilen.
Nebenwirkungen
Neben mögliche gesundheitliche Vorteile, gibt es auch einige mögliche Nebenwirkungen von Waldmeister-Tee. Dazu zählen Schwindelgefühle, Magenkrämpfe, eine starke Müdigkeit sowie Durchfall und Erbrechen zu den ersten Symptomen. Betroffene klagen in solchen Fällen häufig auch über Kopfschmerzen, ein verlangsamtes Denken sowie eine verzögerte Reaktionsfähigkeit auf äußere Einflüsse – wodurch das Fahren eines Autos oder das Bedienen von Anlagen und Maschinen zu Problemen führt. Ebenso ist zu bedenken, dass der Waldmeister bei regelmäßiger Einnahme in zu hoher Dosierung eine Schädigung der Organe und dabei insbesondere der Leber auslöst. In einigen sehr drastischen Fällen ist sogar das Entstehen von Lähmungen und die Bildung von Tumoren auf den Konsum dieser Gewürzpflanze zurückzuführen.
Ist Waldmeister-Tee giftig?
Allerdings wird trotz der zahlreichen möglichen Vorteile für die Gesundheit häufig vor einem übermäßigen Gebrauch des Waldmeister-Tees gewarnt. Grund dafür ist der darin enthaltene Aromastoff Cumarin der je nach Dosis krebsergend sein kann. Das führt dazu, dass Cumarin als Aromastoff in einigen Ländern verboten ist. Darunter beispielsweise die die Vereinigten Staaten von Amerika, wo ein Verbot seit 1954 gilt, nach dem in Tierexperimenten toxische Wirkungen festgestellt wurden.1 Neuere wissenschaftliche Ergebnisse deuten hingegen darauf hin, dass hierbei kein genotoxischer Wirkmechanismus vorliegt, welcher lange Zeit vermutet wurde.2

Auch in Deutschland, wo die gesetzlichen Grundlagen nicht derart strikt ausfallen, wird dennoch vor dem Cumarin-Gehalt gewarnt. So empfiehlt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) sowie das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) als eine akzeptable tägliche Aufnahme von 0,1 mg Cumarin pro kg Körpergewicht.3 Der Cumaringehalt wiederum variiert beim Waldmeister. So verringert er sich von Mai bis August um etwa 20%. Wobei die höchsten Werte in den Blättern, gefolgt mit Abstand in den Stängel, Blüten und schließlich Wurzeln zu finden sind. Man kann im Durchschnitt in der Trockenmasse des frischen Waldmeisters mit l% (± 0,3 %) Cumarin rechnen. 4
Im Rahmen einer normalen Lebensweise sollte der Verzehr des Waldmeisters zu keinen Problemen führen. Dabei ist es egal, ob er als Tee, als Bestandteil von Salaten oder als Geschmacksgeber für Süßspeisen zum Einsatz kommt. Denn die in dem Kraut enthaltene Menge an Cumarin ist denkbar gering. Beim Cumarin handelt es sich um einen Pflanzenstoff, der etwa in Zimt, in Datteln oder in Klee nachgewiesen werden kann und der zuweilen eine berauschende Wirkung entfacht. Grundsätzlich gilt Waldmeister daher als giftig – auch wenn diese Einschätzung sehr vorsichtig betrachtet werden muss, immerhin wären für Vergiftungserscheinungen sehr große Dosierung erforderlich.
Zugleich lässt sich der Gehalt an Cumarin steuern. Das gelingt beispielsweise durch das Ernten des Waldmeisters vor seiner Blütezeit – genau darauf stellen viele Teeproduzenten ab. Auch das kurze Schockfrosten sowie das Trocknen der Pflanze führen dazu, dass die Wirkung der Substanz abgeschwächt wird. Wer sich in besonderer Weise absichern möchte, kann dem Tee eine kleine Menge an Milch beigeben – das darin enthaltene Eiweiß hemmt das Cumarin. Dennoch sei ausdrücklich erwähnt, dass der Waldmeister als Teil einer ausbalancierten Ernährung sowie innerhalb der empfohlenen Dosis von etwa einem halben Liter am Tag zu keinerlei Beschwerden und Vergiftungserscheinungen führen wird.
Waldmeister-Tee in der Schwangerschaft
Natürlich darf das zuvor Gesagte nicht pauschal gelten. Immerhin kann es Konsumenten geben, die aufgrund des Alters, körperlicher Gebrechen oder etwaiger Vorerkrankungen deutlich stärker auf das Cumarin ansprechen als andere Menschen. Darüber hinaus sind mögliche Wechselwirkungen zwischen dem Cumarin und ärztlich verordneten Heilpräparaten zu beachten. Da Cumarin zur Verdünnung des Blutes führt, könnte eine zeitgleiche Einnahme von zusätzlichen Blutverdünnern zu ernsthaften Komplikationen führen – so wäre ein starker Blutverlust sogar während der Menstruation zu befürchten. Allerdings bietet sich in solchen Fällen ein klärendes Gespräch mit dem Arzt an, um mögliche Wechselwirkungen zu umgehen.
Der Pflanzenstoff Cumarin steht jedoch ebenso im Verdacht, die Fruchtbarkeit der Frau einzuschränken sowie in der Schwangerschaft zu Fehlbildungen beim Embryo zu führen. Genussmittel wie Zimt oder Waldmeister, in denen das Cumarin vorkommt, sollten in den Monaten vor der Entbindung also nur in geringen Mengen verzehrt werden. Demgegenüber ist ein pauschales Verbot nicht sinnvoll. Gerade im Tee sind derart kleine Dosierungen enthalten, dass eine Beeinträchtigung des Kindeswohls in der Schwangerschaft kaum zu erreichen sein wird. Wer auf seine tägliche Tasse Waldmeister nicht verzichten möchte, bewegt sich damit im Rahmen des medizinisch Zulässigen.
Zubereitung
Pro Tasse des erfrischenden Getränks werden 200 bis 250 Milliliter Wasser zum Kochen gebracht. Etwa 1 g des getrocknete oder frische Waldmeisterkraut sollte darin acht bis 10 Minuten ruhen dürfen. Diese Zeit genügt, damit sich alle Aromen in der Flüssigkeit entfalten. Im Mund wird sich der Eindruck einer grünen Frühlingswiese oder von frisch gemähtem Heu ergeben – wem die dazwischen immer wieder einmal anklingenden Bitterstoffe zu intensiv sind, der verfeinert den Geschmack, indem zum Tee ein wenig Obst, etwas Schokolade oder süßes Gebäck verzehrt wird. Beliebt ist zudem ein Spritzer Zitronensaft, der ein wenig Schwung in die heiße Köstlichkeit bringt.
Quellen und Verweise
- 1Bundesinstitut für Risikobewertung: "Verbraucher, die viel Zimt verzehren, sind derzeit zu hoch mit Cumarin belastet"
- 2 Lake, B. G. (1999). Coumarin metabolism, toxicity and carcinogenicity: relevance for human risk assessment. Food and chemical toxicology, 37(4), 423-453.
- 3Bayrisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit: "Cumarin"
- 4Laub, E., & Olszowski, W. (1982). Über den Cumaringehalt in Waldmeister und seine DC-Bestimmung. Zeitschrift für Lebensmitteluntersuchung und-Forschung A, 175(3), 179-181.
- Herre, I., Stegemann, T., & Zidorn, C. (2025). Comprehensive analysis of natural products of Galium odoratum (Rubiaceae), focusing on the formation of coumarin during the drying process. Phytochemistry, 114485.
- Madaus, G. (1979). Lehrbuch der biologischen Heilmittel (Vol. 1). Georg Olms Verlag. S. 637–641