In einer dampfenden Tasse verbirgt sich manchmal mehr als nur ein Getränk. Sternanis Tee vereint jahrtausendealte Tradition mit einem unverwechselbaren Geschmack, der sofort an weihnachtliche Gemütlichkeit erinnert oder sich auch schon als ein perfekter Herbsttee präsentiert. Dieses faszinierende Gewürz hat seinen Weg von asiatischen Tempeln bis in die europäischen Küchen gefunden und begeistert mit seinem vielschichtigen Aroma.
Was ist Sternanis Tee?
Der echte Sternanis (Illicium verum) stammt von einem immergrünen Magnolienbaum, der in den tropischen Regionen Südchinas und Vietnams beheimatet ist und eine stattliche Höhe von bis zu 20 Metern erreicht. Nach der Blüte im Frühjahr entwickeln sich die charakteristischen sternförmigen Früchte mit sechs bis zehn verholzten Kammern, die jeweils einen aromatischen Samen beherbergen. Bereits seit der Antike schätzen die Menschen in China dieses Gewürz sowohl in der Küche als auch in der traditionellen Heilkunde.
Eine häufige Verwechslung besteht mit dem herkömmlichen Anis, obwohl die beiden Pflanzen botanisch nicht miteinander verwandt sind. Während Anis zu den Doldengewächsen zählt, gehört der Sternanisbaum zu den Magnoliengewächsen. Was sie verbindet, ist das ätherische Öl Anethol, das beiden Gewürzen ihren typischen Duft verleiht. Im Sternanis kommt dieser Aromastoff jedoch in deutlich höherer Konzentration vor, was für ein intensiveres Geschmackserlebnis sorgt.
Wirkung
Was macht dieses sternförmige Gewürz so besonders für die Gesundheit? Die Inhaltsstoffe des Sternanis weisen laut wissenschaftlichen Arbeiten antibakterielle sowie antivirale Eigenschaften auf. Der Hauptwirkstoff Anethol beeinflusst bestimmte Calciumkanäle der glatten Muskulatur im Verdauungstrakt und kann dadurch krampflösend wirken. Traditionell findet Sternanis bei Verdauungsproblemen wie Blähungen, Völlegefühl und leichten Krämpfen Anwendung.
Besonders interessant erscheint die Wirkung auf die Atemwege. Anethol kann nach traditioneller Anwendung das Bronchialsekret verflüssigen und gleichzeitig reizhemmend wirken, weshalb Sternanis traditionell in Hustentees Verwendung findet, auch wenn klinische Studien noch fehlen. Bei chronischem Husten sowie Bronchitis setzen viele Menschen auf diese schleimlösende Eigenschaft. Darüber hinaus enthält die Pflanze Shikimisäure, die als Grundlage und Ausgangsstoff für das Grippemittel Oseltamivir (Tamiflu) dient. Dennoch bleibt anzumerken: Die Studienlage ist noch zu gering, um verlässliche wissenschaftliche Aussagen über die medizinische Wirksamkeit treffen zu können.
Nebenwirkungen
Bei einer Überdosierung reagiert der Körper mitunter mit Bauchschmerzen, Übelkeit, Durchfall oder Erbrechen. Allergische Reaktionen lassen sich ebenfalls nicht ausschließen, weshalb Menschen mit bekannten Allergien vorsichtshalber ärztlichen Rat einholen sollten.
Eine besondere Warnung gilt der Verwechslungsgefahr: Der japanische Sternanis (Illicium anisatum) sieht dem echten Sternanis zum Verwechseln ähnlich, enthält jedoch giftige Sesquiterpenlactone wie Anisatin, die neurotoxisch wirken und Krämpfe auslösen können. Mit bloßem Auge lassen sich beide Arten für Laien nur schwer unterscheiden. In der Vergangenheit kam es durch Verunreinigungen zu Vergiftungsfällen, insbesondere bei Kleinkindern, bei denen Symptome wie Reizbarkeit, Erbrechen und Krampfanfälle auftraten. Produkte sollten daher ausschließlich aus seriösen Quellen stammen.
Menschen mit hormonabhängigen Erkrankungen wie Brustkrebs, Gebärmutterkrebs oder Endometriose sollten aufgrund der potenziell östrogenähnlichen Eigenschaften des Anethols vorsichtig sein. Auch bei Epilepsie empfiehlt sich Zurückhaltung, da hohe Mengen Anethol stimulierend wirken können.
Sternanis Tee in der Schwangerschaft
Darf dieses aromatische Getränk während der Schwangerschaft genossen werden? Die Antwort fällt differenziert aus. In normalen Kochmengen und als gelegentliches Gewürz in Speisen gilt Sternanis als unproblematisch. Der maßvolle Verzehr von weihnachtlichen Plätzchen mit Sternanis stellt keine Gefahr dar.
Anders verhält es sich bei größeren Mengen und konzentrierten Zubereitungen. Es existieren nicht genügend wissenschaftliche Daten über die Sicherheit von Sternanis während Schwangerschaft und Stillzeit, weshalb schwangere und stillende Frauen auf regelmäßigen Konsum besser verzichten sollten. Gewürze wie Zimt, Nelke und Sternanis wirken nach der traditionellen chinesischen Medizin erhitzend und können in höheren Dosierungen kurz vor der Geburt wehenfördernd wirken.
Im Zweifelsfall empfiehlt sich ein Gespräch mit der behandelnden Ärztin oder Hebamme, um individuelle Risiken abzuklären.
Geschmack
Wer einmal an einem frischen Sternanis gerochen hat, vergisst dieses Erlebnis nicht so schnell. Das Aroma entfaltet sich warm, würzig und süßlich zugleich, mit deutlichen Anklängen an Lakritz. Die natürliche Süße verbindet sich mit dezent scharfen Nuancen zu einem vielschichtigen Geschmacksprofil. Im Vergleich zum einfachen Anis schmeckt Sternanis intensiver und komplexer.
Als Tee zubereitet, hüllt der Aufguss den Raum in einen behaglichen Duft, der unweigerlich Bilder von winterlichen Abenden wachruft. Der Geschmack erinnert an eine harmonische Mischung aus Fenchel, Anis und einem Hauch von Wärme. Kombiniert mit anderen Gewürzen wie Zimt (siehe auch Zimttee) oder Ingwer (siehe auch Ingwertee) entsteht ein aromatisches Kunstwerk, das Körper und Geist gleichermaßen anspricht.
Zubereitung
Die Zubereitung eines Sternanis Tees gelingt unkompliziert und benötigt nur wenige Minuten. Für eine Tasse (etwa 250 ml) werden ein bis zwei ganze Sternanisfrüchte oder alternativ drei Teelöffel zerstoßener Sternanis benötigt. Die Gewürzteile einfach mit kochendem Wasser übergießen und den Aufguss zehn bis fünfzehn Minuten ziehen lassen. Anschließend die Gewürzreste abseihen.
Sternanis Tee Zubereitung im Überblick
Wer ganze Früchte verwendet, erhält ein klareres Ergebnis als mit gemahlenem Sternanis, der den Aufguss trüb machen kann. Der Tee schmeckt sowohl heiß als auch kalt und lässt sich nach Belieben mit einem Löffel Honig oder einem Spritzer Zitrone verfeinern. Bei Verdauungsbeschwerden oder Atemwegsproblemen empfiehlt die traditionelle Anwendung bis zu drei Tassen täglich.
Für eine besonders aromatische Variante lohnt sich die Kombination mit Fenchelsamen, Zimt oder frischem Ingwer. Die Gewürze ergänzen sich wunderbar und schaffen ein rundes Geschmackserlebnis. Ganze Sternanisfrüchte bewahren ihr Aroma bei dunkler und trockener Lagerung ein bis zwei Jahre.
Quellen und Verweise
- Blaschek, W., et al. (2016): Wichtl – Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis. – 6. Aufl.; 800 S.; Stuttgart (Wiss. Verlagsges.).