Die japanische Kultur fasziniert die Menschen auf der ganzen Welt. Viele Zeremonien und Feste der japanischen und buddhistischen Tradition sind bekannt. Dazu gehört auch die traditionelle japanische Tee-Zeremonie. Doch wie ist diese eigentlich entstanden? Ein großer Name ist unmittelbar mit der japanischen Teezeremonie und den Gefäßen, aus denen der Tee getrunken wird, verbunden: Sen no Rikyū.

Wer war Sen no Rikyū?

Sen no Rikyū war eine bedeutende Person in der japanischen Geschichte. Er wurde im Jahr 1522 in Sakai geboren und starb am 21. April 1591 durch rituellen Selbstmord. Bis heute ist ungeklärt, warum sich Sen no Rikyū durch das Schwert richtete. Der Vater war ein Fischgroßhändler, der seinen Sohn ursprünglich Yoshiro nannte. In der Zeit, in der Yoshira Zen im Nanju-ji in Sakai bei Dairin praktizierte, nahm er den Namen Hosensai Soeki an.

Sen no Rikyū - Porträt von Hasegawa Tōhaku (1539–1610)
Sen no Rikyū - Porträt von Hasegawa Tōhaku (1539–1610)

Schon früh setzte sich Yoshiro mit der japanischen Tee-Zeremonie auseinander. Er erlernte den traditionellen Stil der Zeremonie, später auch den neuen Stil in einem kleinen strohgedeckten Teehaus. Später führte ihn sein spiritueller Lebensweg zum Daitoku-ji- Tempel in Kyoto, wo er ein Zen-Training absolvierte. Später sollte Sen no Rikyū die neue Form der Tee-Zeremonie mit der Philosophie des Zen-Buddhismus verbinden und den Begriff des wabi cha, des Tees des stillen Geschmacks, prägen und perfektionieren.

Wann lebte Sen no Rikyū?

Die Sengoku-Zeit, in der Sen no Rikyū lebte, gilt als eine der bewegendsten Zeiten der japanischen Geschichte. Es ist die Zeit der gegeneinander kriegführenden Lande. Sie begann wahrscheinlich im Jahr 1477 mit dem Ōnin-Krieg und endete als 1573 mit dem Beginn der Epoche der drei Reichseiniger. In den fast 100 Jahren gab es ständig Krieg zwischen immer wieder wechselnden Bündnissen. Japan war in zahlreiche Gebiete zersplittert, es gab keine Zentralstaatlichkeit und keine Shogu (so etwas wie Provinzgouverneure) mehr.

Wo lebte Sen no Rikyū?

Die Stationen des Lebens von Sen no Rikyū können die Experten nicht vollständig wiedergeben, Ein großer Teil des mittleren Lebens des später so bekannten Tee-Meisters ist nicht belegt. Fest steht, dass er bis zu seinem 19. Lebensjahr in seiner Geburtsstadt Sakai auf Honshu verbrachte. Dort studierte er die Tee-Zeremonie-Arten und führte die Geschäfte des Vaters weiter.

Irgendwann, zu welchem Zeitpunkt genau, ist nicht belegt, verließ Sen no Rikyū seine Heimatstadt und ging nach Daitoku-ji. Hier lebte er als buddhistischer Mönch und vertiefte sein Wissen über den Zen-Buddhismus.

Ab dem 58. Lebensjahr ist der Weg von Sen no Rikyū wieder besser nachvollziehbar. Er wurde der Teemeister von Oda Nobunaga, einem der mächtigsten Feldherren der Sengoku-Zeit. Auch seinem Nachfolger Toyotomi Hideyoshi diente er in diesem Amt. Durch die große Nähe begann sich die Beziehung zwischen Hideyoshi und Sen no Rikyū zu vertiefen. Dadurch wurde Sen no Rikyū zu einer einflussreichen Figur, und hatte auch zum kaiserlichen Hof Zugang.

Doch eines Tages verurteilte Hideyoshi seinen Freund zum Tode. Wahrscheinlich ist, dass er einer Verschwörung beschuldigt wurde und Hideyoshi denen glaubte, die Sen no Rikyū der Teilhabe an dieser beschuldigten. Hideyoshi erlaubte Sen no Rikyū sich ehrenvoll den Seppuku auszuführen. Doch dies sind nur Vermutungen. Die genauen Umstände, die zum ehrenvollen Selbstmord des Teemeisters führten, sind nicht bekannt.

Das Todesgedicht, welches der Teemeister für sich verfasste, ist aber überliefert. Hier die freie Übersetzung nach Suzuki Daisetsu:

"Ich hebe das Schwert,
Dies mein Schwert,
Lang in meinem Besitz
Die Zeit ist am Ende gekommen.
himmelwärts werfe ich es hinauf!"

Für was ist Sen no Rikyū noch heute bekannt?

Heute steht der Name Sen no Rikyū für die japanische Tee-Zeremonie schlechthin. Er war es, der die Prinzipien des Zen-Buddhismus auf die Tee-Zeremonie anwandte. Der Teemeister perfektionierte das Wabi-sabi, die Tee-Zeremonie im einfachen strohgedeckten Teehaus. Heute kann man eine solche Teestube mit zwei Tatami-Matten in Myōki, einem Tempel in Yamazaki, besichtigen. Auch wenn man nun bei einer Teezeremonie an alte, festgefahrene Regeln und Vorschriften denkt, so war es doch auch jener Sen no Rikyū der in folgendem Lehrgedicht sich über die Rolle des Teegeräts folgendermaßen äußerte:

Ist es vorhanden: gut,
gibt es keins: dann nicht;
handeln wir gerade so,
wie es ist,
dann ist es die wahre Teekunst.

Die Einfachheit und Ruhe, die Abwesenheit von Ornamenten definieren diesen Stil der japanischen Teezeremonie, der auch heute der beliebteste ist. Sen no Rikyū reduzierte den Teeraum auf das Notwendigste, fokussierte die Tee-Zeremonie auf die Interaktion zwischen Gastgeber und Gast. So verkleinerte sich das Teehaus zum Beispiel auch auf 2 Meter im Quadrat und bekam eine Tür, um die Abgeschiedenheit zu betonen. Im Zuge dieser Vereinfachung erdachte er auch ein neues Tee-Geschirr, das noch heute als Raku-Keramik bekannt ist und bei Chawans eingesetzt wird.

Chawan Raku-Keramik
Chawan Raku-Keramik um ca. 1675 aus der Edo-Zeit von Ichinyu (Quelle: The Metropolitan Museum of Art)

Das Geschirr wurde wahrscheinlich von einem koreanischen Dachziegelmacher hergestellt, der auf den Namen Chōjirō hörte. Man vermutet darüber hinaus, dass ein Sohn von Sen no Rikyū in dessen Werkstatt mit an dem Tee-Geschirr arbeitete. Das Siegel für diese neue, reduzierte Form der Tee-Keramik, die nach und nach die kunstvoll verzierten chinesischen Importe ersetzte, verlieh Herrscher Hideyoshi allerdings der Raku-Familie.

Sen no Rikyū Bücher und Filme

Die Geschichte von Sen no Rikyū wurde mehrmals verfilmt. Ein Film basiert auf dem Buch Der Tod des Teemeisters des spanischen Autors Yasushi Inoue. Der Film heißt ebenfalls Der Tod des Teemeisters und wurde von Kel Kumain inszeniert. Der Film wurde mit dem Silbernen Löwen bei den 43. Internationalen Filmfestspielen in Venedig ausgezeichnet.

Ein zweiter Film aus dem Jahr 1989 stammt von Hiroshi Teshigahara, heißt Rikyu, der Teemeister und basiert auf einer Erzählung der japanischen Schriftstellerin Nogami Yaeko.

Im Jahr 2013 kam ein weiterer, aber dieses Mal biographischer Spielfilm von Regisseur Mitsutoshi Tanaka hinzu. Die Grundlage für den Film mit dem Namen Ask This of Rikyu ist der Roman von Kenichi Yamamot mit gleichem Namen.

Neben den Filmen und wissenschaftlichen Auseinandersetzungen mit der Bedeutung und dem Einfluss von Sen no Rikyū für die japanische Teezeremonie und die Raku-Keramik, gibt es auch noch einen Manga. Yoshihiro Yamada hat Hyouge Mono geschrieben und illustriert.