Unter dem Begriff der Chawan (茶碗) versteht man in der Japanischen Teezeremonie die verwendete Teeschale. Sie ist beispielsweise auch ein wichtiges Utensil bei der Zubereitung des Matchas-Tees (die Chawan wird hierzulande deshalb manchmal auch einfach nur Matchaschale genannt), da in der Chawan mit dem Chasen der Matcha zubereitet wird.

Herkunft

Auch wenn die Chawan aus der japanischen Teekultur nicht wegzudenken ist, kommt die Teeschale ursprünglich aus China. Von den buddhistischen Mönchen des Klosters am Berg Tianmu brachten sie japanische Mönche in ihr Land.

Auch heutzutage nutzt man die Chawan noch für den Genuss von Tee. So beinhalten auch heutzutage die Teesets für die Zubereitung von Matcha-Tee neben dem Teebesen Chasen die Chawan aus der man den Tee auch trinkt.

Aufgeschäumter Matcha in der Chawan, bereit zum Trinken
Aufgeschäumter Matcha in der Chawan, bereit zum Trinken

Chawan Typen

Die Tenmoku-Chawan (in China Jian Chawan) war die bevorzugte Teeschale für die japanische Teezeremonie bis in das 16. Jahrhundert. Die Bezeichnung Tenmoku leitet sich dabei vom Tianmu-Gebirge (Tianmu Shan) ab, wo die japanischen Mönche auf die Teeschale trafen.

Nachdem sich das Teetrinken von der Oberschicht nach und nach auch in der breiten Bevölkerung durchgesetzt hatte, wurde auch der Bedarf nach Tenmoku-Chawans immer größer. Deshalb begannen die Japaner mit der Herstellung von Kopien in Seto in der heutigen Präfektur Aichi, wo sie nun eigene Chawans herstellten.

Mit dem Aufstieg der Wabi-Tee-Zeremonie in der späten Muromachi-Zeit (1336–1573) erfreute sich schließlich die Ido-chawan (井戸茶碗) größter Beliebtheit. Die Ido-chawan war dabei eine Variation einer koreanischen Schale, die in Korea vor allem für Reis verwendet wurde. Wegen ihrer rauen Schlichtheit präferierte auch der Teemeister Sen no Rikyū die Ido-chawan.

Sen no Rikyū soll sogar mit dem Töpfer Chōjirō eine eigene Chawan kreiiert haben. In der Tenshō-Ära (1573–1592) entwickelten die beiden die Raku-chawan (楽茶碗). Mehr zu den Raku-Teeschalen findet man hier.

Chawan Raku-Keramik
Chawan Raku-Keramik um ca. 1675 aus der Edo-Zeit von Ichinyu (Quelle: The Metropolitan Museum of Art)

Im Laufe der Zeit wurden weitere Chawan entwickelt. Nicht nur aus Raku-Keramik, sondern auch aus Hagi-Keramik oder aus Karatsu-Keramik. Hierzu gibt es aber einen bekannten Satz: “ichi raku, ni hagi, san karatsu”. Dieser besagt, dass für Tee-Utensilien an erster Stelle Raku-, an zweiter Hagi- und an dritter Stelle Karatsu-Keramik stehe.

Chawan Hagi-Keramik
Chawan Hagi-Keramik um ca. 1850 aus der Edo-Zeit (Quelle: The Metropolitan Museum of Art)

Es ist schon faszinierend, wie doch etwas so einfaches wie eine Teeschale, eine solche Ästhetik entwickeln kann. Chawans gibt es in den verschiedensten Formen und Farben, sodass es sich durchaus lohnt, nicht gleich zur ersten Chawan für den Matcha zu greifen. Dabei spielt nicht nur die Optik, sondern auch die Haptik, also wie die Chawan in der Hand liegt, eine entscheidende Rolle. Preise können dabei von rund 30 Euro über einem mittleren dreistelligen Betrag bis hin zu unbezahlbaren Unikaten reichen.

Kutsu-gata Chawan
Kutsu-gata Chawan - Die absichtlich deformierte Form dieser Teeschale erinnert an einen alten japanischen Holzschuh (kutsu). Nachdem der Töpfer die Schale auf der Drehscheibe geformt hatte, schuf er eine unregelmäßige, asymmetrische Form, die perfekt in die Handflächen des Teetrinkers passte. (Quelle: The Metropolitan Museum of Art)

Unterschied Chawan und Yunomi

Wie die Chawan ist auch die Yunomi ein Behältnis zum Trinken von Tee. Während die Chawan aber für besondere, zeremonielle Anlässe gedacht ist, ist die Yunomi für den alltäglichen Genuss von Tee vorgesehen.

Während Yunomi vor allem für Tees wie Gyokuro, Sencha oder Kukicha genutzt wird, kommt die Chawan beim Servieren von pulverisiertem grünem Tee, wie Matcha, zum Einsatz.