Cascara-Tee, auch Kaffeekirschen-Tee genannt, wird in manchen Ländern bereits seit Hunderten von Jahren getrunken, nun ist er auch seit Februar 2022 in der EU erlaubt. Der folgende Artikel verrät, was Cascara genau bedeutet, wie er schmeckt, wirkt und worauf man achten sollte, wenn man ihn genießt.
Was ist Cascara-Tee?
Hier lohnt es sich, vorab einen Blick auf die Frucht der Kaffeepflanze, nämlich die Kaffeekirsche, zu werfen. Diese besteht aus sieben Schichten, wobei sich die Kaffeebohne ganz innen befindet. Aus diesen Bohnen stellt man den klassischen Kaffee her. Während ihrer etwa zehnmonatigen Reifung verändern sich die Kaffeekirschen von grün zu gelb und schließlich zu rot.
Oft verwendet man bei der Verarbeitung der Kaffeekirsche nur die Kaffeebohnen. Cascara wird jedoch anders hergestellt. In diesem Fall wird die Schale, welche die Kaffeebohne umhüllt und manchmal auch das getrocknete Fruchtfleisch verwendet. Genau wie bei Kaffeebohnen, die man vermutlich eher geröstet kennt, ist auch in der Kaffeekirsche Koffein enthalten. Deshalb hat Cascara-Tee auch so eine anregende Wirkung.
ACHTUNG: Verwechselt werden darf Cascara, also die Pulpe der Kaffeekirsche, nicht mit Cascara sagrada, das Extrakt aus der Rinde von Frangula purshiana (Rhamnus purshiana bzw. auch Amerikanischer Faulbaum genannt), einer Art aus der Gattung der Faulbäume. Die enthaltene Wirkstoffe in der Rinde können zwar ebenfalls als Tee eingenommen werden, dieser hat aber eine ganz andere Wirkung als der Kaffeekirschentee. Der Tee auf Cascara sagrada-Basis wirkt nämlich als Abführmittel.
Vielleicht bist du auch so auf diesen Artikel hier gestoßen. In der Serie „Outlander“ wird der sogenannte „Bitter Cascara“ nämlich mehrfach verabreicht. So beispielsweise der schwangeren Protagonistin Claire in Forme eines Glas Weines in der vierten Folge der zweiten Staffel ("La Dame Blanche"). Schon nach einem Schluck muss sie Husten, krümmt sich und bricht mit Bauchkrämpfe zusammen. Glücklicherweise geht es ihr und auch ihrem ungeborenen Kind schnell besser. Noch in der gleichen Nacht sagt sie:
„Ich glaube das war kein Gift. Wenn ich mich recht entsinne, hatte der Wein so einen Nachgeschmack. Möglicherweise bitteres Cascara."
Dadurch kann das Missverständnis entstehen, dass Cascara giftig sei. Wie aber schon gesagt, war es in der Serie Cascara sagrada und nicht die Kaffeekirsche, die man sonst eigentlich unter dem Begriff Cascara kennt. Die Kaffeekirsche und damit der Kaffeekirschentee ist nicht giftig!
Herkunft
In Europa sieht man Cascara-Tee eher noch als Mode-Getränk an, in den Anbaugebieten hat er jedoch eine lange Tradition. Zum Beispiel wird Cascara seit vielen Jahrhunderten in Ländern wie Panama, Nicaragua, Bolivien oder dem Jemen mit Vorliebe getrunken. Auch der sogenannte Quishar wird dort gerne verwendet, bei dem Cascara mit Milch, Zucker, Zimt, Kardamom und Ingwer vermischt wird und damit dem Chai-Tee ähnelt.
Die Kaffeebauern lebten oft in ärmlichen Verhältnissen, weshalb sie sich keinen Kaffee kaufen konnten. Aufgrund dessen verwendeten sie alternativ die Schalen von Kaffeekirschen, anstatt sie zu entsorgen. Cascara bezeichnete man früher auch sehr lange als Arme-Leute-Kaffee.
Herstellung
Für die Herstellung von hochwertigem und leckerem Cascara verwendet man lediglich die reifen Kaffeefrüchte. Reife Früchte sind an ihrer glänzenden, leuchtend gelben oder tiefroten Farbe zu erkennen. Sobald die Kaffeekirschen solche Farben angenommen haben, sind sie erntereif. Der gesamte Prozess vom Blühen bis zur ausgereiften Frucht erstreckt sich über einen Zeitraum von etwa elf Monaten. Anschließend verarbeitet man die Kirschen, indem der Kern vom Fruchtfleisch getrennt wird.
Auf diese Weise entwickelt sich der Rohkaffee, der die Grundlage für Cascara bildet. Der Kaffee muss entweder Washed oder Natural sein, wenn man Cascara herstellt. Bei der Washed-Zubereitung wäscht man das Fruchtfleisch vom Kern. Für die Herstellung von Cascara wird das Fruchtfleisch danach zusätzlich getrocknet. Bei der Natural-Zubereitung trocknen die Kirschen durch die Einwirkung von Sonnenlicht, bis die Frucht leicht vom Kern zu trennen ist.
Cascara Verbot!?
Wer sich etwas mehr mit der Kaffeekirsche befasst, der wird irgendwann auch über das sogenannte Cascara Verbot stolpern. Gemeint ist die Tatsache, dass Cascara zeitweise als „Novel Food“ gelistet war und damit in der EU tatsächlich verboten wurde bzw. war. Diese Kennzeichnung betrifft nämlich Lebensmittel, die vor 1997 nicht oder kaum in der EU verzehrt wurden und deshalb erst eine Zulassung benötigen. Und genau diese Zulassung hat Cascara gefehlt, weshalb der Verkauf verboten war. Dies änderte sich im Jahr 2022, nachdem die EU auf Antrag des Unternehmens Societé de Produits Nestlé SA die Kaffeekirschenpulpe als traditionelles Lebensmittel aus Drittländern zugelassen hat. 1 Schon deutlich früher wurden weitere Versuche unternommen, das Verbot des Verkaufs von Cascara zu beenden.
Vertrieben werden darf der Cascara aber nicht unter dem Begriff Cascara-Tee, sondern das „neuartige Lebensmittel“ darf nur als „Pulpe der Kaffeekirsche“ und/oder „Cascara (Pulpe der Kaffeekirsche)“, und/oder„Aufguss aus der Pulpe der Kaffeekirsche“ und/oder „getrockneter Aufguss aus der Pulpe der Kaffeekirsche“ bezeichnet werden.
Wirkung
Cascara-Tee schmeckt nicht nur einzigartig, sondern bietet auch einige Vorteile für die Gesundheit. Die Schalen der Kaffeekirsche sind reich an Polyphenolen und Antioxidantien, die den Körper vor Schäden durch freie Radikale schützen und somit helfen, Entzündungen und Krankheiten vorzubeugen.
Gemäß einer Studie: Wenn man sich langfristig für eine Ernährung mit einem hohen Gehalt an pflanzlichen Polyphenolen entscheidet, kann dies dazu beitragen, vor folgenden Erkrankungen zu schützen bzw. das Risiko daran zu erkranken zu vermindern:
- Osteoporose
- Diabetes
- Nervensystem-Erkrankungen
- Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems
- Krebs
Der Gehalt an Koffein in der Kaffeekirsche wirkt belebend und stimuliert den Stoffwechsel. Cascara ist reich an Vitaminen wie Vitamin E und Vitamin B2. In hoher Dosierung als Kapsel eingenommen wirkt Cascara auch als Abführmittel.
Koffeingehalt von Cascara-Tee
Sowohl die Kaffeebohne als auch Cascara enthalten Koffein. Aufgrund ihres hohen Gehalts schützt die Kaffeefrucht ihren Kern effektiv vor Insekten, da diese Koffein verabscheuen. Die Angaben zur Koffeinmenge in Cascara-Getränken schwanken deutlich, da es am Ende auf die Dosierung ankommt.
Dennoch stellt sich die Frage, ob der Cascara-Tee nun mehr Koffeingehalt als normaler Kaffee besitzt, oder nicht. Wer nach „Cascara Koffein“ oder "cascara tee koffeingehalt" googelt, der landet schnell auf einen Beitrag des Manager Magazins. Viele andere Seiten verweisen auf diesen Beitrag, unter anderem auch die deutsche Wikipedia. Im Beitrag wird Christian Niemeyer von dem Coffeeshop "Woyton" in Düsseldorf mit den folgenden Worten zitiert:
"In einem Glas Cascara steckt sechs- bis achtmal mehr Koffein als in einer Tasse Kaffee, ist also ein echter Wachmacher"
Gegenüber dieser pauschalen Aussage ohne weitere Belege stehen Tests von englischsprachigen Experten, die genau das Gegenteil gemessen haben. Sie kamen auf einen Koffeingehalt von:
Laut der deutschen Wikipedia hat Kaffee ein Coffeingehalt von 230-580 mg/L. Damit hätte der Cascara-Tee deutlich weniger Koffein als ein normal zubereiteter Kaffee.
Nebenwirkungen
Der Cascara-Tee ist eine gesunde und köstliche Erfrischung, die aus den Hülsen der Kaffeekirsche hergestellt wird. Das Getränk enthält Koffein für reichlich Energie und ist voller Antioxidantien. Wie bei allen Lebensmitteln oder Getränken treten auch bei Cascara-Tee möglicherweise Nebenwirkungen auf:
Verdauungsbeschwerden:
Manche Menschen verspüren nach dem Konsum von Cascara Verdauungsbeschwerden wie Durchfall, Blähungen und Bauchschmerzen. Wenn man empfindlich auf Nahrungsmittel mit vielen Ballaststoffen reagiert, ist es ratsam, Cascara nur in Maßen zu genießen oder besser ganz zu vermeiden.
Empfindlichkeit gegenüber Koffein:
Das in Cascara enthaltene Koffein wirkt stimulierend auf den Körper. Auch hier gilt: Den Tee bei Empfindlichkeit nur mit Vorsicht genießen oder ganz vermeiden. Ein übermäßiger Konsum von Koffein führt eventuell zu Herzklopfen, Unruhe, Nervosität und Schlaflosigkeit.
In der Schwangerschaft und während des Stillens:
Es wird empfohlen, dass Frauen während der Schwangerschaft sowie stillende Mütter Cascara nur in begrenzten Mengen genießen oder ganz darauf verzichten. Es besteht das Risiko, das die Aufnahme von Koffein das Wachstum des ungeborenen Babys beeinträchtigt und zu einer Übertragung über die Muttermilch führt.
Wechselwirkungen:
Koffein beeinflusst die Wirksamkeit bestimmter Medikamente, darunter Blutverdünner, Antidepressiva und Antibiotika. Bei der Einnahme von Medikamenten ist es deshalb wichtig, einen Arzt zu konsultieren und nachzufragen, ob der Konsum von Cascara sicher ist.
Allergien:
Manche Personen reagieren auf Kaffee allergisch. So kommt es auch vor, dass man auf Cascara allergisch reagiert. Wenn dies der Fall ist, ist es ratsam, Cascara-Tee mit Vorsicht zu genießen oder besser, ihn gänzlich zu meiden.Geschmack
Cascara hat kaum Ähnlichkeiten mit traditionellem Kaffee. Dieser Unterschied zeigt sich auch im Geschmack. Cascara schmeckt komplett anders als Kaffee und wird eher als Tee betrachtet. Sowohl in der Herstellung als auch geschmacklich ähnelt er diversen Teesorten. Oft wird der Geschmack von Cascara-Tee als sanft beschrieben mit süßen, feinen Nuancen von Zitrusfrüchten und Honig. Manchmal erinnert er geschmacklich auch an Eistee.
Es ist wichtig zu beachten, dass jeder Kaffeekirschen-Tee verschiedene Geschmacksvariationen aufweist. Ähnlich wie bei Kaffee hängt der Geschmack von Cascara von der Sorte, der Verarbeitung und dem Herkunftsland ab.Zubereitung von Cascara-Tee
Die Zubereitung von Cascara-Tee erfolgt im Allgemeinen in zwei Variationen: heiß oder gekühlt.
Heiße Zubereitung:
Für die heiße Option 7 bis 8 Gramm getrocknetes Fruchtfleisch von Kaffeekirschen in eine geeignete Kanne geben und mit 200 Milliliter sprudelnd, kochendem übergießen. Je nach Geschmack, kann in den Mengenverhältnissen etwas variiert werden. Vor dem Genuss den Cascara-Tee für etwa fünf bis sechs Minuten ziehen lassen.
Der Tee muss nicht umgefüllt werden, aber nach fünf Minuten kann die Kaffeekirsche mithilfe eines Siebs wieder herausgenommen werden. Lässt man den Tee ein wenig länger ziehen, intensiviert sich der herrliche Geschmack.
Gerade in den kalten Wintermonaten ist eine Tasse dieses heißen Tees besonders wohltuend. Der Cascara-Tee schmeckt auch durch Zugabe von Honig, Ingwer und Zimt einfach hervorragend und verleiht ihm eine angenehm winterliche Geschmacksnote.
Kalte Zubereitung:
Wer lieber etwas erfrischendes trinken möchte, bereitet seinen Cascara-Tee einfach in der gekühlten Version zu. Hierfür geht man in gleicher Weise vor wie bei der vorherigen Variante und lässt den Tee über Nacht im Kühlschrank stehen.
Kaffeekirschen-Tee schmeckt noch belebender, wenn er zum Schluss mit Eiswürfeln und Zitronenscheibchen verfeinert wird.
Häufig gestellte Fragen & Antworten zum Cascara-Tee
Kann Cascara in der Schwangerschaft getrunken werden?
Grundsätzlich wird davon abgeraten, da Cascara wie oben beschrieben, einen nicht unerheblichen Koffeingehalt besitzt. Die EU-Verordnung schreibt vor, dass, sofern der Koffeingehalt des Erzeugnisses 150 mg/l übersteigt, eine Kennzeichnung mit dem Hinweis „Hoher Koffeingehalt. Nicht empfohlen für Kinder, Schwangere und Stillende“ anzubringen ist.
Kann man Cascara auch als Eistee trinken?
Ja, wie man in der Zubereitung sieht, kann man auch sehr einfach einen Cascara Eistee herstellen. Dafür orientiert man sich an der normalen Eistee Zubereitung, sprich man brüht den Cascara Tee normal auf und kühlt diesen dann herunter. Wer möchte kann diesen auch mit Zucker süßen oder mit anderen Zutaten verfeinert werden.
Wo kann man Cascara-Tee kaufen?
Grundsätzlich kann man den Kaffeekirschen-Tee in vielen Röstereien zu kaufen. Einfach einmal direkt danach fragen, wenn man diesen speziellen Tee nicht sofort sieht, da er im Vergleich zum eigentlichen Kaffee oft auch in den Hintergrund rücken kann. Abgesehen von Röstereien vor Ort, kann man den Cascara Tee aber auch ohne Probleme online kaufen. Beim Kauf empfiehlt es sich auf Bioqualität zu achten und zu schauen, ob er fair gehandelt wird. Bei manchen Angeboten werden nämlich auch noch einmal explizit die Kaffeefarmer entlohnt, da dies für sie eine zusätzliche Einnahmequelle sein kann.
Quellen und Verweise
- 1DURCHFÜHRUNGSVERORDNUNG (EU) 2022/47 DER KOMMISSION vom 13. Januar 2022 zur Genehmigung des Inverkehrbringens getrockneter Pulpe der Kaffeekirsche der Arten Coffea arabica L. und/oder Coffea canephora Pierre ex A. Froehner sowie des Aufgusses daraus als traditionelles Lebensmittel aus einem Drittland gemäß der Verordnung (EU) 2015/2283 des Europäischen Parlaments und des Rates sowie zur Änderung der Durchführungsverordnung (EU) 2017/2470 der Kommission
- Klingel, T., Kremer, J. I., Gottstein, V., Rajcic de Rezende, T., Schwarz, S., & Lachenmeier, D. W. (2020). A review of coffee by-products including leaf, flower, cherry, husk, silver skin, and spent grounds as novel foods within the European Union. Foods, 9(5), 665.
- Londoño-Hernandez, L., Ruiz, H. A., Ramírez, T. C., Ascacio, J. A., Rodríguez-Herrera, R., & Aguilar, C. N. (2020). Fungal detoxification of coffee pulp by solid-state fermentation. Biocatalysis and Agricultural Biotechnology, 23, 101467.
- Heeger, A., Kosińska-Cagnazzo, A., Cantergiani, E., & Andlauer, W. (2017). Bioactives of coffee cherry pulp and its utilisation for production of Cascara beverage. Food chemistry, 221, 969-975.
- Zakaria, M. (2013). Evaluierung der phenolischen Inhaltsstoffe und der antioxidativen Aktivität von Kaffee und Kaffeeprodukten (Diplomarbeit).
- Pandey, A., Soccol, C. R., Nigam, P., Brand, D., Mohan, R., & Roussos, S. (2000). Biotechnological potential of coffee pulp and coffee husk for bioprocesses. Biochemical Engineering Journal, 6(2), 153-162.
- Cascara – neues "Kaffee-Getränk" zugelassen - Verbraucherzentrale