Stellt man das Equipment für die Zubereitung von einem Matcha-Tee auf den Tisch, könnte manch einer denken, man möchte sich den Bart abrasieren. Steht neben einer Schüssel doch ein Gegenstand, der von der Form an einen Rasierpinsel erinnert, auch wenn er keine Haare hat. Beim zweiten Hinschauen entpuppt sich dieser Gegenstand eher als eine Art Schneebesen und tatsächlich ist der sogenannte Chasen ein Teebesen. Mit dem ostfriesischen Teebesen, auch Tüllensieb genannt, hat der Chasen aber nichts gemeinsam.

Chasen Bedeutung

Der japanische Begriff Chasen bedeutet auf Deutsch Teebesen. Es handelt sich hierbei um einen Bambusbesen zum Zubereiten japanischer Teesorten, insbesondere von Matcha. Je nach Kontext wird der Begriff Chasen im Japanischen 茶筅 oder 茶筌 genannt.

Geschichte

Wer genau den Chasen erfunden hat, ist nicht bekannt. Schon in der Song-Dynastie (960 bis 1279) soll eine Form eines Teebesens von China nach Japan gebracht worden sein. Die erste Erwähnung eines Bambusbesens in Japan gab es in der Mitte der Muromachi-Zeit (etwa 1336–1573). Niemand geringeres als der Teemeister Murata Jukō soll einen hochwertige Bambusbesen aus Takayama anfordert haben. Dieser war so gut, dass er später sogar dem Kaiser präsentiert wurde.

Material und Aufbau eines Chasen

Der Chasen besteht komplett aus Bambus. Die Qualität des Chasens ist maßgeblich für den Geschmack des Tees verantwortlich. Ein Schneebesen aus Metall würde so den Geschmack des Matchas ruinieren. Die Bambusart variiert dabei von Chasen zu Chasen (z.B. entweder aus weißem Bambus oder schwarzen Bambus).

Doch nicht nur das Material des Chasen ist entscheidend. Auch die Form und der Aufbau ist eine Wissenschaft für sich. So variiert unter anderem die Form und die Anzahl der Borsten, die Reihen in den sie stehen, die Farbe oder aber auch die Länge des Griffs. Jede Teeschule hat hier seine eigene Vorlieben.

Ein japanischer Teebesen, auch Chasen genannt
Ein japanischer Teebesen, auch Chasen genannt

Die geläufigste Anzahl der Borsten sind 70, 80, 100 und 120, wobei 70 und 120 eher seltener sind. Je höher die Anzahl der Borsten, desto feinporiger und cremiger wird der Matcha-Schaum. Die Konsistenz des Schaums wiederum bestimmt maßgeblich den Geschmack des Matchas.

Herstellung

Hergestellt wird der Chasen von Hand aus einer speziellen, besonders elastischen Bambusart. Er wird sprichwörtlich aus diesem Holz geschnitzt.

Genutzt werden dafür zwei bis drei Jahre alte Bambusse, da diese robust genug sind. Der Bambus wird auf die gewünschte Länge zugeschnitten und grob geviertelt. Anschließend wird das weiche Innenmaterial getrennt. Als Ausgangsbasis hat man nun nur noch die feste Haut des Bambus übrig. Diese wird nun so lange weiter geteilt, bis man anschließend die gewünschte Anzahl an Streben übrig hat. Diese werden abschließend nach innen und außen aufgeteilt. Zur Fixierung der Streben greift man auf einen Faden zurück, der anschließend auch die Form des Chasen bestimmt.

Das nachfolgende Video zeigt, wie ein Chasen hergestellt wird:

Heutzutage werden die meisten Chasen außerhalb von Japan in Massenproduktion hergestellt. Die hochwertigsten Chasen werden hingegen nachwievor noch von Hand hergestellt. Hier hat sich vor allem das Dorf Takayama-cho (früher Takayama, nicht zu verwechseln mit der japanischen Großstadt Takayama in der Gifu-Präfektur), nordwestlich der Großstadt Nara, einen Namen gemacht. Hier soll schon seit fünf Jahrhunderten Chasens hergestellt worden sein, wobei das Wissen rund um die Herstellung von Generation zu Generation weitergetragen wurde. Heute sollen angeblich nur noch 18 Chasen-Meister übrig geblieben sein, die die Bambus-Besen mit ihrer geheimen Technik herstellen. Während normale Chasen schon für rund 10 bis 15 Euro erhältlich sind, kosten Takayama Chasen üblicherweise mindestens das fünffache.

Verwendung

Verwendet wird der Chasen zur Zubereitung von Matcha. Hierbei nutzt man den Chasen um das Teepulver mit dem Wasser in der Teeschale (Chawan) zu verbinden und gleichzeitig aufzuschäumen. So kann der Matcha sein volles Aroma entfalten und eine Klümpchenbildung kann vermieden werden.

Bevor der Chasen verwendet wird, sollte er kurz angefeuchtet werden. Dafür kann man etwas heißes Wasser in die Teeschale geben und den Chasen darin kurz einlegen (circa 5 Minuten). So werden die Borsten weicher und verzeihen Fehler, wenn man beim Aufschäumen zu viel Druck ausüben sollte. Die feinen Borsten können nämlich sonst schnell brechen.

Beim Aufschlagen des Matchas mit dem Chasen sollte man eine kreisförmige Bewegung vermeiden. Auch sollte der Chasen nicht auf dem Boden der Teeschale gedrückt werden. Stattdessen sollte er auf der Oberfläche gleiten und man sollte eine “W”- bzw. “M”-Bewegung vollführen. Umso schneller man diese ausführt, desto schneller entsteht der gewünschte Schaum.

Reinigung

Der Chasen muss nach seiner Verwendung gereinigt werden, da sonst Schimmel entstehen könnte. Dafür weicht man den Chasen noch einmal im warmen Wasser ein und wiederholt den Vorgang des Aufschlagens, wie bei einer gewöhnlichen Matcha-Zubereitung, nur dieses Mal eben ohne Matcha und nur im Wasser. Dies vollführt man so lange, bis der Matcha vom Chasen entfernt ist. Anschließend muss der Chasen an der Luft getrocknet werden. Dafür kann man ihn auf einen Matchabesenhalter (Chasen Yasume) stellen. Falls dieser nicht vorhanden ist, sollte man den Chasen nach unten gerichtet trocknen. Sollte sich dennoch Schimmel bilden, kann man ihn in kochendes Wasser legen und anschließend gut trocknen.