Die aromatischen Verbindungen der Polyphenole sind bevorzugt in grünem Tee zu finden. Sie schützen uns vor freien Radikalen. Doch was sind überhaupt Polyphenole, wo sind sie noch enthalten und welche Wirkung wird ihnen nachgesagt? Das und noch mehr erfährt man nachfolgend.
Was sind Polyphenole?
Es handelt sich um aromatische Verbindungen aus mindestens zwei Hydroxygruppen, die an einen Ring gebunden sind. Chemisch bestehen sie aus der Kohlenstoff-Wasserstoff-Sauerstoffverbindung Phenol (C6H6O), die mehrfach vorkommt und daher mit „Poly-“ gekennzeichnet wird. Die der organischen Chemie zugehörige Stoffklasse der aromatischen Verbindungen wiederum hat ihre Bezeichnung „aromatisch“, weil einige ihrer Vertreter, darunter die zuerst entdeckten, ein Aroma ausströmen.
Welche Polyphenole gibt es?
Es gibt insgesamt in Pflanzen über 8.000 verschiedene Polyphenole. Die bekanntesten und wichtigsten sind:
- Flavonoide
- Procyanidine
- Anthocyane
- Vanillinsäure
- Gallussäure (Grüner Tee enthält im Vergleich zum Schwarztee den zehnfachen Gehalt an Gallussäure und doppelt so viel Gallussäure wie Oolong-Tee.)
- Protocatechusäure
- Zimtsäurederivate (darunter Kaffeesäure)
- Stilbenderivate
Die wohl bekanntesten Vertreter Gruppe der Polyphenole, die Flavonoide, unterteilen sind wiederum unter anderem in folgenden Untergruppen:
- Flavanole: z.B. Catechin, Gallocatechin, Epicatechin, Epigallocatechingallat
- Flavanonole: z.B. Taxifolin, Dihydromyricetin
- Chalkone: z.B. Isoliquiritigenin, Xanthohumol
- Anthocyanidine („Flavenole“) : z.B. Cyanidin, Delphinidin, Malvidin, Pelargonidin, Peonidin, Petunidin
- Flavonole: z.B. Morin, Quercetin (Glycosid Rutin und Methylether Isorhamnetin), Kaempferol, Myricetin, Fisetin
- Aurone: z.B. Aureusidin
- Flavone: z.B. Luteolin, Apigenin
- Flavanone : z.B. Hesperetin, Naringenin, Eriodictyol
- Isoflavone: z.B. Genistein, Daidzein, Licoricidin
- Epigallocatechingallat: In relativ hohen Mengen liegt dieses Polyphenol in den koffeinhaltigen Teesorten vor, davon am meisten in unfermentiertem Tee, siehe Grüntee.
- Corilagin: Gehört zu den Tanninen und findet sich beispielsweise unter anderem im Granatapfel<(li>)
Wo sind Polyphenole enthalten?
Polyphenole kommen in natürlicher Form in Pflanzen vor, es sind sekundäre Pflanzenstoffe. In den Pflanzen wirken sie bioaktiv, sie schützen die Pflanze vor Prädatoren (Freßfeinden/ Fraßfeinde). Dabei übernehmen die Polyphenole verschiedene Funktionen: Sie färben die Pflanze, verleihen ihr einen für manche Tiere unangenehmen Geschmack und wirken als Tannine (Gerbstoffe), machen also die Oberfläche lederartig fest. Letztere Wirkung tritt natürlich bei einzelnen Pflanzenarten mehr oder weniger stark auf. Der Schutz gegen die Fraßfeinde wirkt auch nicht vollständig, denn bekanntermaßen ernähren sich viele Tiere von Pflanzen. Darüber hinaus locken Polyphenole vor allem durch ihre Fähigkeit zur Farbgebung auch Insekten zur Bestäubung an. Pflanzen benötigen die Polyphenole übrigens ebenso wie Tiere und Menschen wegen ihrer antioxidativen Wirkung. Außerdem filtern diese die energiereiche UV-B-Strahlung, was den pflanzlichen Apparat für die Photosynthese schützt.
Welche Wirkung wird Polyphenolen nachgesagt?
Viele der Polyphenole fördern die menschliche Gesundheit. Sie sind Antioxidantien, hemmen also Entzündungen und sollen Krebserkrankungen vorbeugen. Es gibt Studien mit Polyphenolen des Granatapfels, die ein gehemmtes Wachstum von Tumorzellen in der Lunge, Brustdrüse, dem Darm, der Haut und der Prostata belegen (siehe J Ethnopharmacol. 2007 January 19). Ähnlich sollen die Polyphenole in Oliven wirken, darunter Verbascosid, Chlorogensäure, Tyrosol und Oleuropein Aglykon. Die zu den Polyphenolen gehörenden Flavonoide und Anthocyane verlangsamen die Zelloxidaton und schützen Zellen vor freien Radikalen. Auch vermindern sie Plaques im Blut, was der Arteriosklerose vorbeugt. Patienten mit Arteriosklerose wiesen durch den regelmäßigen Verzehr von Granatapfelsaft nach einem Jahr rund 30 % weniger Plaques auf. Eine Kontrollgruppe, die keinen Granatapfelsaft trank, hatte nach dem Probejahr hingegen 9 % mehr Plaques im Blut. Das aus Lärchen (Kieferngewächs, nicht zu verwechseln mit dem Singvogel Lerche!) gewonnene Polyphenol Taxifolin dient der Krebsprävention und wird auch zur Behandlung des Ischämischen Schlaganfalls (Hirninfarkt) eingesetzt. Es wirkt auch gegen dessen Folgeerscheinungen sowie gegen zerebrale Thrombose, die koronare Herzkrankheit und die Angina Pectoris. Untersuchungen mit Mäusen, denen spontan die Haare ausgefallen waren (Glatzenbildung ähnlich wie beim Menschen), belegten ein Nachwachsen der Haare bei einem Drittel der Tiere, nachdem diese grünen Tee getrunken hatten, der besonders viele Polyphenole enthält. In Weintrauben sind Polyphenole enthalten, welche die Streptococcus mutans hemmen, eine Bakterienart, die Plaque auf den Zähnen begünstigst. Auch gegen Zahnkaries sollen die Polyphenole helfen. Nicht zuletzt könnten sie beim Abnehmen helfen, denn sie binden sich an Verdauungsenzyme und hemmen damit im Darm ein wenig die Nährstoffaufnahme. Im Jahr 2013 wurde eine systematische Übersichtsarbeit veröffentlicht, die eine positive Wirkung des Polyphenols Isoflavon auf die Knochengesundheit belegte. Es steigerte bei regelmäßiger Einnahme die Knochenmineraldichte von Frauen um ~54 %.
Welche Bedeutung haben Polyphenole im Tee?
Vor allem im grünen, weniger im schwarzen Tee sind viele Polyphenole enthalten. Dort fangen sie die freien Radikale, schützen Gefäße und das Herz und stimulieren die Zellteilung. Diese Wirkung entfalten sie am besten in Tee ohne Milch, weil Proline im Milchkasein diese Wirkung teilweise aufheben. Wie wichtig diese ist, ergibt sich aus den teilweise verheerenden Folgen von freien Radikalen in den Zellen. Diese können wir nicht vollständig eliminieren, weil es Zwischenprodukte unseres Stoffwechsels sind. Sie entstehen in den Zellen also ständig und sind für bestimmte Zellfunktionen auch erforderlich. Dazu gehört beispielsweise die Immunabwehr, weil Leukozyten und Makrophagen die freien Radikale für die Zerstörung von Bakterien verwenden. Jedoch sind sie aggressive Sauerstoffmoleküle bzw. organische Verbindungen mit einem Sauerstoffanteil (u.a. Superoxid, Hydroxyl und Hyperoxid), die aufgrund ihrer chemischen Struktur anderen Molekülen Elektronen entziehen. Dadurch entstehen neue freie Radikale und somit eine Kaskade von schädlichen Reaktionen. Diese wird als oxidativer (durch eine Sauerstoffreaktion verursachter) Stress bezeichnet. Normalerweise kann der Körper damit umgehen, doch bei einer bestimmten Belastung kippt das Gleichgewicht: Die Zellen werden krank und lassen sukzessive den gesamten Körper erkranken. Ursachen für zu viel oxidativen Stress sind unter anderem Rauchen, zu viel UV-Licht, ionisierende Strahlung, Fehlernährung, Schadstoffe, das Alter und extreme körperliche Anstrengung. Der oxidative Stress schädigt praktisch alle wichtigen Körperbausteine, darunter:
- Kohlenhydrate
- Proteine
- Kollagen
- Fettsäuren
- Elastin
- Mukopolysaccharide
- Lipide (Bausteine der Zellmembranen)
- Zellkern und DNS
Freie Radikale sind daher im Übermaß recht gefährlich. Wir spüren sie nicht direkt, sollten aber auf natürliche Weise gegensteuern. Das ist unter anderem durch den Genuss von (vorrangig grünem) Tee möglich. Wir beugen damit der Arteriosklerose, koronaren Herzerkrankungen, Rheuma, Krebs, Herzinfarkt und Schlaganfall, Entzündungen, Störungen des Immunsystems, Diabetes und dem Grauen Star vor. Für die Zahngesundheit erweisen sich die Polyphenole im Tee als sehr förderlich.
Quellen und Verweise
- Naturstoffchemie - Eine Einführung: Gerhard Habermehl, Peter E. Hammann, Hans C. Krebs, W. Ternes, Springer-Verlag 2008