Hellblaue Blüten am Wegrand, eine unscheinbare Wurzel und ein Tee, der immer mehr Fans findet. Zichorienwurzel-Tee bringt frischen Wind in die Tassen gesundheitsbewusster Genießer. Wer nach einer koffeinfreien Kaffee-Alternative sucht, die nicht nur schmeckt, sondern auch dem Körper Gutes tut, landet früher oder später bei der Zichorie.

Was ist Zichorienwurzel-Tee?

Hinter dem Namen verbirgt sich ein Aufguss aus der Wurzel der Gemeinen Wegwarte (Cichorium intybus). Die Pflanze mit ihren leuchtend blauen Blüten wächst wild an Straßenrändern, Feldern und Bahndämmen in Mitteleuropa. Schon die alten Römer und Heilkundige wie Hildegard von Bingen nutzten die Zichorie als Heilpflanze. Im Laufe der Jahrhunderte wandelte sich ihr Erscheinungsbild: Aus der wilden Wegwarte entstanden durch gezielte Züchtung die heute bekannten Sorten Chicorée und Radicchio, die ebenfalls auf dem Speiseplan stehen.

Illustration der Gemeine Wegwarte von Otto Wilhelm Thome
Illustration der Gemeine Wegwarte von Otto Wilhelm Thomé

Doch nicht nur als Salat hat die Zichorie Karriere gemacht. Besonders die Wurzel steht im Mittelpunkt, wenn es um Tee und Kaffeeersatz geht. Der Zichorienkaffee lässt sich aus gerösteten, gemahlenen Wurzeln zubereiten und erinnert geschmacklich an Bohnenkaffee. Für den Tee bleibt die Wurzel meist ungeröstet oder ist nur sanft angeröstet. Das Ergebnis: ein aromatischer, koffeinfreier Genuss, der sich durch eine mild, erdige, mit einer feinen Bitterkeit Geschmascksnote auszeichnet.

Wirkung: Was steckt in der Zichorienwurzel?

Die Wurzel der Zichorie ist ein wahres Kraftpaket für alle, die ihrem Körper etwas Gutes tun möchten. Besonders hervorzuheben ist ihr hoher Gehalt an Inulin. Dieser Ballaststoff besitzt eine präbiotische Wirkung, das heißt, er fördert das Wachstum nützlicher Bakterien im Darm. Das bringt gleich mehrere Vorteile: Es fördert die Verdauung, stärkt das Immunsystem und der Magen freut sich über wohltuende Unterstützung.

Inulin wirkt sich zudem günstig auf den Blutzuckerspiegel aus. Studien zeigen, dass der regelmäßige Verzehr von Inulin dazu beitragen kann, den Blutzucker zu senken und die Insulinsensitivität zu verbessern, besonders für Diabetiker ein Pluspunkt. Auch Cholesterin bleibt durch die Zichorienwurzel besser im Gleichgewicht, was sich positiv auf Herz und Kreislauf auswirkt.

Die Zichorienwurzel liefert außerdem Vitamine wie K und A, Mineralstoffe wie Kalium, Magnesium, Eisen und Zink sowie Bitterstoffe und antioxidative Pflanzenstoffe. Diese Kombination sorgt dafür, dass der Tee nicht nur den Appetit anregt und die Leber unterstützt, sondern auch entzündungshemmend wirkt und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken kann.

Wer mit Magen- und Verdauungsproblemen zu kämpfen hat, findet in Zichorienwurzel-Tee einen bewährten Begleiter. Die Bitterstoffe regen den Gallenfluss an und fördern die Leberfunktion. Gleichzeitig wirkt der Tee harntreibend und hilft, die Nieren zu entlasten. Auch beim Abnehmen kann die Zichorie unterstützen: Die Ballaststoffe sorgen für ein angenehmes Sättigungsgefühl und zügeln das Hungergefühl.

Die Wissenschaft bestätigt viele dieser Wirkungen. So zeigte eine Studie mit Diabetikern, dass Inulin aus der Zichorie den glykämischen Index positiv beeinflusst. Andere Untersuchungen konnten nachweisen, dass der Ballaststoff die Stuhlfrequenz erhöht und Verstopfung lindert.

Nebenwirkungen: Verträglichkeit und Risiken

In den meisten Fällen vertragen Menschen Zichorienwurzel-Tee sehr gut. Die enthaltenen Ballaststoffe können bei empfindlichen Personen jedoch zu Blähungen oder einem Völlegefühl führen, insbesondere beim Konsum von größeren Mengen. Wer ohnehin einen empfindlichen Magen hat, startet am besten mit kleinen Portionen und steigert die Menge langsam.

Allergische Reaktionen sind selten, können aber vorkommen, vorwiegend bei Menschen, die auf Korbblütler wie Ringelblume oder Kreuzkraut empfindlich reagieren. Auch bei bestehenden Gallensteinen raten Experten davon ab, Zichorie zu konsumieren, da die Bitterstoffe den Gallenfluss anregen und Beschwerden verstärken können. Bei Unsicherheiten empfiehlt sich das Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin.

Zichorienwurzel-Tee in der Schwangerschaft

Schwangere sollten bei Heilkräutertees grundsätzlich zurückhaltend sein. Für Zichorienwurzel-Tee gilt: Während der Schwangerschaft und Stillzeit raten viele Experten zur Vorsicht. Die enthaltenen Bitterstoffe und die mögliche Wirkung auf den Gallenfluss sowie den Hormonhaushalt können problematisch sein. Bis heute gibt es keine eindeutigen Studien zur Unbedenklichkeit in der Schwangerschaft, weshalb Hebammen und Ärzte meist von regelmäßigem Konsum abraten. Gleiches gilt für die Stillzeit: Hier empfiehlt sich Zurückhaltung, da die Wirkung auf das Neugeborene nicht ausreichend erforscht ist.

Gelegentlich eine Tasse gilt als unbedenklich, größere Mengen sollten Schwangere jedoch vermeiden. Besonders Frauen mit bekannten Allergien auf Korbblütler oder Gallenproblemen sollten auf Zichorienwurzel-Tee verzichten oder vorab mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt sprechen.

Geschmackserlebnis: Wie schmeckt Zichorienwurzel Tee?

Wer den ersten Schluck nimmt, erlebt eine kleine Überraschung. Der Tee schmeckt mild, leicht erdig und bringt eine dezente, angenehme Bitternote mit. Diese Bitterkeit erinnert an Kaffee, bleibt aber zurückhaltend und harmonisch. Je nach Zubereitung und Röstgrad entstehen feine Karamellnoten, die das Geschmackserlebnis abrunden.

Im Vergleich zu Bohnenkaffee fehlt dem Zichorienwurzel-Tee das Koffein, was ihn zu einem idealen Begleiter für den Abend oder für koffeinempfindliche Genießer macht. Auch als Basis für kreative Mischungen mit Kräutern wie Löwenzahn oder Minze eignet sich der Tee hervorragend.

Zubereitung: Schritt für Schritt zum perfekten Genuss

  1. Pflanze ausgraben: Wer selbst Hand anlegen möchte, sammelt die Wurzel der Zichorie am besten im Spätsommer oder Herbst. Nach gründlichem Waschen die Wurzeln in feine Streifen schneiden.
  2. Trocknen: Die Stücke entweder an der Luft oder im Backofen (bei 40 Grad) mehrere Stunden trocknen lassen. So bleiben die wertvollen Inhaltsstoffe erhalten.
  3. Rösten (optional): Für ein intensiveres Aroma die getrockneten Streifen in einer beschichteten Pfanne ohne Fett leicht anrösten. Dabei entstehen die charakteristischen Karamellnoten.
  4. Mahlen: Die gerösteten oder getrockneten Wurzeln lassen sich in einer Kaffeemühle oder mit dem Mörser fein mahlen.
  5. Aufbrühen: Ein bis zwei Teelöffel des Pulvers mit heißem Wasser übergießen, etwa 10 Minuten ziehen lassen und nach Belieben abseihen.

Wer es unkompliziert mag, findet Zichorien-Kaffee oder Zichorienwurzel-Tee auch im Biomarkt oder Reformhaus, fertig geröstet und gemahlen. Die Blätter der Zichorie eignen sich ebenfalls für einen frischen, leicht bitteren Teeaufguss. Dazu einfach trocknen, mit heißem Wasser übergießen und nach 10 Minuten die Blätter entfernen.

Variationen und Tipps

Quellen und Verweise