Großbritannien gehört zu den Regionen Europas, in denen die Einwohner mit Leidenschaft die vorhandenen Traditionen pflegen. Eine dieser Traditionen gilt der Zubereitung von Tee. Das aromatische Heißgetränk durfte selbst in den dunkelsten Stunden des 2. Weltkriegs nicht fehlen. Mit den sogenannten Tea Ladies entstand zur damaligen Zeit sogar ein neuer Berufszweig. Wie sich deren Geschichte bis zum heutigen Tag weiterentwickelte, zeigt der folgende Artikel.

Was ist eine Tea Lady?

Eine Tea Lady ist eine englische Berufsbezeichnung. Darunter zu verstehen ist eine Dame, die mit der Zubereitung und dem Servieren von Tee ebenso wie Snacks beauftragt ist. Tea Ladies waren sowohl in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Unternehmen als auch militärischen Einrichtungen im Einsatz.

Einer der Tea-Ladies: Sylvia Wood aus der Filton Avenue serviert 1942 einer Arbeiterin Tee in einer Flugzeugfabrik in Bristol, wo sie in Teilzeit arbeitete
Einer der Tea-Ladies: Sylvia Wood aus der Filton Avenue serviert 1942 einer Arbeiterin Tee in einer Flugzeugfabrik in Bristol, wo sie in Teilzeit arbeitete. Quelle: Imperial War Museums - IWM (D 10550)

Geschichte der Tea Ladies

Die Wurzeln dieses traditionellen britischen Berufs reichen bis zu den Anfängen des 2. Weltkriegs zurück. Zu diesem Zeitpunkt war ein Großteil aller Männer im arbeitsfähigen Alter entweder zum Militärdienst eingezogen worden oder befand sich bereits an der Front. Um die entstandenen Lücken in der Wirtschaft zu füllen, ersetzen Frauen diese Arbeitskraft und wurden unter anderem als Land Ladies für landwirtschaftliche Tätigkeiten eingesetzt. Das Alter dieser Frauen reichte von Teenagern bis zu Seniorinnen.

Die Entstehung des Berufs der Tea Lady geht auf den Wunsch der britischen Regierung zurück, in der Zeit des Krieges und der Bombenangriffe auf das Land ein Stück Normalität zu wahren. Das Verteilen des bevorzugten Heißgetränks sollte dabei helfen, den Kampfgeist der Bevölkerung zu unterstützen. Das Bild der Tea Ladies, die mit einem kleinen Servierwagen Tee an Arbeiter, Soldaten oder die Bevölkerung verteilten, ist bis heute untrennbar mit der Arbeitskraft von britischen Frauen im 2. Weltkrieg sowie den Jahren danach verbunden.

Heutige Bedeutung

Nach dem Ende des 2. Weltkriegs und der Nachkriegsjahre, die dem Wiederaufbau gewidmet waren, ist der Beruf der Tea Ladies dennoch niemals komplett aus der britischen Gesellschaft verschwunden. Das heutige Einsatzgebiet ist eng mit dem National Health Service (NHS) verbunden. Der NHS beschäftigt Tea Ladies in Krankenhäusern und anderen Pflegeeinrichtungen, wie zum Beispiel Altenheimen oder Rehazentren.

Die Aufgaben der in diesem Beruf arbeitenden Damen oder inzwischen auch Herren haben sich dagegen kaum verändert. Der Arbeitsaufwand besteht weiterhin in der Zubereitung und dem Servieren von Getränken, Gebäck oder anderen Snacks. Die Angestellten arbeiten überwiegend in einer Teeküche, in welcher die Tea Ladies ebenfalls für die Reinigung des Geschirrs die Verantwortung tragen. Einer der Gründe, aus denen der Beruf nach wie vor Bedeutung besitzt, liegt in der Entlastung des Pflegepersonals begründet. Die Zeit, die Krankenschwester und Pfleger ansonsten mit dem Verteilen von Getränken verbringen müssten, verbleibt insofern bei den zu versorgenden Patienten.

Werbung aus dem Jahr 1987 mit einer Tea Lady als Protagonistin

Anders verhält es sich im Militär ebenso wie in Großbritannien ansässigen Unternehmen. In diesen Bereichen gelten andere Maßstäbe in Hinblick auf die Produktivität und die Wirtschaftlichkeit eines Arbeitsplatzes. An die Stelle der Tea Ladies sind inzwischen entweder Heißgetränkeautomaten getreten oder die Angestellten sind dazu angehalten, sich selbst mit Getränken oder Snacks zu versorgen.

Was ist ein Tea Boy?

Die Bezeichnung Tea Boy war bereits vor dem Beginn des 2. Weltkriegs in Großbritannien ein geläufiger Begriff. Der Name fand Verwendung für männliche Jugendliche, die auf der untersten Ebene eines Unternehmens beschäftigt waren. Zu deren Aufgabe gehört damals unter anderem die Zubereitung von Tee sowie Reinigungsarbeiten oder das Erledigen von Besorgungen.

Im Gegensatz zu den Tea Ladies war für die Tea Boys diese Arbeit lediglich als erste Sprosse auf der Karriereleiter zu betrachten. Ein Großteil dieser Beschäftigten wurde demzufolge später in anderen Bereichen des Unternehmens eingesetzt. In vielerlei Hinsicht ist der damalige Berufsalltag der Tea Boys aus heutiger Sicht mit Praktikanten oder auch einem erst Auszubildenden im 1. Lehrjahr vergleichbar.

Im Laufe der kommenden Jahrzehnte ist der Beruf des Tea Boys ebenso wie dieser Name aus dem alltäglichen Sprachgebrauch weitgehend verschwunden. Der Name gehört heute weitestgehend zu einem Begriff, der dem Slang in der englischen Sprache zuzuordnen ist.

Quellen und Verweise: