Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war Teetrinken in Europa nicht unbedingt ein wahrer Genuss. Entweder musste man ewig warten, bis der Tee über den Landweg via Karawane von China den Weg in die eigene Teetasse gefunden hatte (siehe hierzu auch Karawanentee). Oder aber man bekam den Tee etwas schneller über den Seeweg geliefert, musste dann aber wiederum Abstriche bei der Qualität machen, da die salzige und feuchte Seeluft dem Tee überhaupt nicht gut bekam. Um die Gefahr des Verderbens des Tees über den Seeweg zu minimieren, versuchte man immer schneller den Tee ab der Ernte zu befördern. Ein richtiger Durchbruch gelang dabei mit den sogenannten Teeklippern. Schnelle Boote, die die Teebeförderung revolutionierten.

Was sind Teeklipper?

Teeklipper bezeichnet eine Weiterentwicklung kleinerer Klipperschiffe, welche ab 1849 in Zusammenhang mit der Teefahrt zwischen China und England große Bedeutung erlangten.

Der Name der Schiffe hat damit einen konkreten Bezug zum Tee als Handelsprodukt, weshalb dessen Geschichte eng mit den Teeklippern verbunden ist. Gegenüber den bis zu diesem Zeitpunkt in der Seefahrt dominierenden Kalifornienklippern aus den USA waren diese deutlich schneller und wirtschaftlicher. Sie waren leichter mit Waren zu bestücken und bedurften einer geringen Anzahl an Besatzungsmitgliedern.

Teeklipper beschleunigten den Transport von Tee
Teeklipper beschleunigten den Transport von Tee

Im Zusammenhang mit dem Teetransport kam es ab 1865 zu den großen Tee-Rennen. Die Schnelligkeit der Schiffe brachte den Reedereien höhere Frachtraten ein, was ausschlaggebend für die Entstehung der Tee-Rennen war. Dabei stand demnach weniger sportlicher Ehrgeiz, als vielmehr wirtschaftliches Interesse im Mittelpunkt.

Die Teeklipper segelten mit einer Geschwindigkeit von 15 bis 20 Knoten, was allerdings von den äußeren Bedingungen abhängig war. Hierzu zählten das Wissen und die Kompetenzen der Kapitäne, die Wetterlage, aber auch das logistische System der jeweiligen Reederei. Das Ende der Teeklipper wurde mit der Eröffnung des Suezkanals im Jahr 1869 eingeleitet.

Geschichte der Teeklipper

Im Zusammenhang mit der zunehmenden Popularität des Tees als Getränk im 17. Jahrhundert in England und Europa kam es zu einer stärkeren Beteiligung britischer Händler am Teehandel. Damit einher ging ein Anstieg der Teeimporte. In Folge dessen kam es zu einem Absinken der Teepreise. Zuvor war Tee nur der britischen Oberschicht vorbehalten, was sich ab diesem Zeitpunkt änderte. Dies führte zu einem Anstieg der Popularität von Tee in der britischen Gesellschaft, was ihm seinen noch heute bedeutsamen gesellschaftlichen Status einbrachte. Die britische Handelsgesellschaft „British East India Company“ erlangte die Hauptzuständigkeit für den Teehandel. Mit ihrer Seeflotte „East Indiamen“ transportierte sie große Mengen an Importgütern. Allerdings ging der Transport aufgrund der Größe der Schiffe nicht mit dem gewünschten Tempo von statten. Häufig bedurften die Schiffe für den Transport von China nach England eines Zeitraums von über zwei Jahren.

Die Flagge der Britischen Ostindien-Kompanie (englisch British East India Company, BEIC), bis 1707 English East India Company (EIC)
Die Flagge der Britischen Ostindien-Kompanie (englisch British East India Company, BEIC), bis 1707 English East India Company (EIC)

Aufgrund von Spannungen zwischen China und Großbritannien endeten die Teeimporte im Jahr 1833. Dies führte zu hoher Konkurrenz bei den Handelsimporten von Tee nach Europa, da ab dem Jahr 1813 die Handelsmonopole der East India Company aufgehoben und um im Jahr 1849 ausländische Händler wieder die Erlaubnis zum Teeimport nach England erlangten (Aufhebung der Navigationsakten). In der Vergangenheit erwiesen sich die meist langwierigen Transporte als nachteilig für den Teeimport, da es zu Qualitätseinbussen kam und der Tee häufig verdorben war. Dies änderte sich von nun an mit dem primären Ziel, den Tee möglichst frisch und schnell zu transportieren. Klar im Vorteil waren hierbei diejenigen Handelsgesellschaften, welche über die schnellsten Schiffe verfügten.

Die Bauart der Klipper erwies sich hierbei als besonders vorteilhaft. Mit ihrer großen Segelfläche und der speziellen Rumpfform waren sie in der Lage, die Wellen in einem hohen Tempo zu passieren. Deshalb geht der Name auch auf das englische Wort „to clip“ (zu Deutsch „schneiden“) zurück. Ab 1849 wurden primär diese Schiffe für den Teetransport eingesetzt. Zu erwähnen ist der amerikanische Teeklipper „Oriental“, welcher rund einer Tonne frischem Tee innerhalb von 97 Tagen von Hongkong nach Großbritannien (London) transportieren konnte. Ein Schock für die Briten. Zu dem Zeitpunkt waren die britischen Händler nämlich nach wie vor von den „East Indiamen“ überzeugt. Aufgrund ihrer Schwerfälligkeit wurden diese jedoch Stück für Stück durch die Teeklipper ersetzt. Der neue Schiffstyp war nämlich dreimal so schnell, wie die alten Ostindienfahrer.

Buchtipp: Teeclipper

Auch wenn der Roman „Teeclipper“ von Johannes K. Soyener suggeriert, hier dreht es sich vor allem um die berühmten Segelschiffe, die den Tee aus den Osten in den Western gebracht haben, so verbirgt sich dahinter doch viel mehr. So werden vor allem Schottland-Fans voll auf ihre Kosten kommen, dreht sich doch der erste Teil um das nördlichste Land Großbritanniens und seine Bewohner. Erst gegen Ende des Romans geht es dann auch um die namensgebenden Teeklipper. Wen aber die Kombination aus Familiengeschichte eines schottischen Schmuggler-Clans und das Abenteuer auf der See mit dem großen Finale des Teeclipper-Rennens am Ende anspricht, dem sei dieses Buch wärmstens ans Herz gelegt.

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Was war das Große Tee-Rennen von 1866 (The Great Tea Race of 1866)?

Bereits ab 1852 fanden die ersten Tee-Rennen statt. Dies führte zu vermehrten Investitionen der englischen Handelsgesellschaften in die Teeklipper. Im Zuge dessen verloren die amerikanischen Handelsgesellschaften bis zum Jahr 1855 vollständig ihre Bedeutung für den Teeimport nach Großbritannien. Diese wirtschaftliche Entwicklung ging zurück auf ein Tee-Rennen, welches 1852 zwischen der britischen „Challanger“ und der amerikanischen „Challange“ stattfand. Der britische Klipper gewann dieses Rennen und überzeugte die britischen Handelsgesellschaften, die nötigen Investitionen in entsprechende Schiffe vorzunehmen.

Der Teeklipper Challenger
Der Teeklipper Challenger

Entsprechende Konkurrenzkämpfe fanden auch innerhalb der britischen Seeflotte statt und mündeten 1866 im „Großen Tee-Rennen von 1866“ („The Great Tea Race of 1866“). Das Rennen umfasste eine Strecke von 14.000 Seemeilen (25.900 km) und neun Teeklipper nahmen daran teil. Drei der Schiffe absolvierten die Strecke innerhalb von 99 Tagen, mit nur wenigen Stunden Differenz. Das Rennen nahm seinen Anfang in Fuzhou und am Ende trennte die Ariel und die Taeping nach der Umrundung von zwei Dritteln des Globus gerade einmal nur 20 Minuten Differenz im Zielhafen von London.

Berühmte Teeklipper

Im Folgenden sollen einige der bedeutsamsten Schiffe aus der Hochphase der Teeklipper näher dargestellt werden.

Cutty Sark

Die im Jahr 1869 im schottischen Dumbarton fertiggestellte „Cutty Sark“ ist ein englischer Teeklipper, welcher zu den schnellsten in der Geschichte zählt. Ihr Name geht zurück auf das Werk „Tam O'Shanter (1791) des schottischen Dichters Robert Burns. Seit 1954 kann sie als Museumsschiff in London als eines der letzten Teeklipper besichtigt werden.

Thermopylae

Der Teeklipper „Thermopylae“ stammt aus dem Jahr 1868 und wurde 1907 vor Cascais versenkt. Das Schiff verfügte über eine Kompositbauweise (Beplankung aus Holz auf ein Spantengerüst aus Eisen aufgetragen), eine Länge von 88,4 m, eine Breite von 11,7 m, eine Höhe von 52 m und 6,8 m Tiefgang. Die Thermopylae und die Cutty Sark waren die schnellsten Teeklipper auf Langstrecke.

Ariel

Die „Ariel“ war ein Dreimastvollschiff, welcher 1865 von Robert Steele & Co. fertiggestellt und 1872 gesunken ist. Sie hatte eine Länge von 60,2 m, eine Breite von 10,30 m und einen Tiefgang von 6,40 m. Sie verfügte ebenfalls über eine Kompositionsbauweise, welche zu dem Zeitpunkt noch relativ neu im Schiffsbau war. Sie legte die Strecke von China nach London im Jahr 1868 innerhalb von 99 Tagen zurück. 1872 ging das Schiff auf einer Fahrt von London nach Sydney verloren. Sie war das zweitschnellste Schiff beim Große Tee-Rennen von 1866.

Taeping

Der Teeklipper „Taeping“ war ebenfalls ein Dreimastvollschiff aus Großbritannien. Er wurde 1863 fertiggestellt und war der erste Teeklipper dieses Typs, den die Werft Robert Seele & Co. baute. Das Schiff wurde mit dem Ziel entwickelt, durch eine geringere Ladekapazität möglichst schneller als andere Teeklipper zu sein. Ziel war es, die überragenden Geschwindigkeiten der „Fiery Cross“ in den Tee-Rennen von 1861 und 1862 zu übertreffen. Die Taeping war das schnellste Schiff beim Großen Tee-Rennen von 1866.

Der Teeklipper Taeping - 1872 auf einer Reise nach China vermisst
Der Teeklipper Taeping - 1872 auf einer Reise nach China vermisst

Ende der Teeklipper

Die Eröffnung des Suez-Kanals im Jahr 1869 verkürzte die Schiffsroute zwischen Asien und Europa um eta 3500 Seemeilen und führte somit drei Jahre nach dem Großen Tee-Rennen von 1866 zum Ende der Ära der Teeklipper. Grund dafür waren die Wetterbedingungen, die den Klippern das Befahren der Route nicht ermöglichten. Fortan übernahmen die Dampfschiffe den Transportweg über den Suez-Kanal.

Quellen und weiterführende Literatur