Bei dem Begriff Karawanentee könnte man erst einmal an eine bestimmte Tee-Mischung denken. Tatsächlich handelt es sich hierbei aber nicht nur um eine bestimmte Teesorte, sondern ist vielmehr eine Beschreibung über welchen Transportweg der Tee in die Teekannen Europas gefunden hat. Beim Karawanentee nämlich nicht über den billigen Seeweg per Teeklipper, sondern aus China per Karawane.

Was ist Karawanentee?

Unter einem Karawanentee versteht man meist sehr feine chinesische Tees, die wie der Name schon sagt, nicht über den Seeweg nach Europa gekommen sind, sondern per Karawane von China. Dabei war die Hauptroute die Seidenstraße, später kamen die Karawanen mit dem Tee auch über die Mongolei, Sibirien und Russland ans Schwarze Meer oder an die Ostseeküste.

Bereits um die erste Jahrtausendwende gab es ein Netzwerk von Handelswegen zwischen Yunnan, Tibet, Birma und Bengalen. Man kannte diese Route auch unter dem Namen Tee-Pferde-Straße (chinesisch chamadao, engl. Tea Horse Road), bzw. Alte Tee-Pferde-Straße (chinesisch chamaguda, engl. Ancient Tea Horse Road) oder auch südliche Seidenstraße genannt. Dies war eine von insgesamt sechs große Teerouten zur damaligen Zeit.

Dieser Karawanentee wurde zu Beginn vor allem in Russland getrunken, weshalb er auch unter dem Namen Russischer Tee bekannt ist (später bezeichnete man damit auch eine Teemischung aus verschiedenen chinesischen Teesorten wie Oolong, Keemun und Lapsang Souchong mit und ohne Raucharoma). Darüber hinaus war es auch ein Russe, dem der erste Karawanentee zugerechnet wird. Im Jahr 1618 soll der Russe Wassili Starkow (auch Wassilij Storkow) die erste Importe aus China getätigt haben. Er transportierte 200 Kisten geschenkten Tee von China auf dem Landweg nach Russland zum Zaren. Erst später erfolgten die Transporte mehr über die Mongolei, Sibirien und Russland ans Schwarze Meer oder an die Ostseeküste.

Auch wenn man bei einer Karawane vor allem an Kamele oder Dromedar denkt, bestand das Transportmittel des Karawanentees meist aus Pferde, Maultiere oder auch menschliche Träger, die in Satteltaschen oder Traggestellte Lasten von bis zu 90 Kilogramm Tee schleppte.

Beim Karawanentee denkt man meist an eine Karawane aus Kamelen wie in diesem Bild, tatsächlich kamen aber vor allem Maultiere und Pferde zum Einsatz
Beim Karawanentee denkt man meist an eine Karawane aus Kamelen wie in diesem Bild, tatsächlich kamen aber vor allem Maultiere und Pferde zum Einsatz

Transportiert wurde der Tee meist in Forme von Teeziegeln bzw. auch in anderen gepressten Formen. Auch heute kennt man die ungewöhnliche Art des Tees noch unter der Bezeichnung Ziegeltee.

Das Ende des Karawanentees leitete die Fertigstellung der Transsibirischen Eisenbahn ein. Sie wurde von 1891 bis 1916 gebaut, wobei Teilstrecken schon früher fertig waren. Sie ist heute mit 9288 km die längste Eisenbahnstrecke der Welt und auf der Strecke von der Hauptstadt Moskau nach Wladiwostok am Pazifik werden 400 Bahnhöfe passiert. Man legt diese Fahrt in rund 144 Stunden, also sechs Tage zurück. Ziel war der leichtere Zugang zum chinesischen Markt durch die Transsibirischen Eisenbahn. So wollte Verkehrsminister (ab 1892 Finanzminister) Sergei Juljewitsch Witte unter anderem damit auch wieder den chinesischen Teehandel, den Großbritannien durch den indischen Tee zerstört hatte, wieder zu beleben.

Die Fertigstellung der Transsibirischen Eisenbahn leitete das Ende des Karawanentee ein
Die Fertigstellung der Transsibirischen Eisenbahn leitete das Ende des Karawanentee ein

Geschmack des Karawannentee

Der Transport des Tees über den Seeweg war zwar zur damaligen Zeit deutlich günstiger, allerdings beeinträchtigte die salzige und feuchte Seeluft die Qualität des Tees. Um hier also keine Qualitätseinbußen in Kau zu nehmen, wurde der Tee über Landweg transportiert.

Allerdings hatte auch der längere Weg über das Land einen Einfluss auf den Geschmack des Tees. So soll sich durch das Aufbewahren neben dem Lagerfeuer ein Raucharoma auf die Teeblätter übertragen haben, das heute noch ein Charakteristikum des heutigen Karawanentees ist. Man geht davon aber aus, dass dies eher eine Erfindung der Moderne ist und der Rauchgeschmack durch die Lagerfeuer "wohl in den Bereich der romantischen Märchen, die beim Tee gelegentich erzählt werden" gehört (Rohrsen, S. 116). Ebenfalls soll der große Höhenunterschied im Laufe der Reise oder auch die Körperwärme des Pferdes in dessen Satteltasche der Tee transportiert wurde einen Einfluss auf den Geschmack gehabt haben.

Heutzutage wird der der Karawanentee über speziellen Hölzern geräuchert, um diesen speziellen Geschmack zu erzeugen.

Quellen und weiterführende Literatur