Unter Teeliebhabern ist Milky Oolong ein wahrer Geheimtipp. Die exotische Teespezialität kann mit “milchiger schwarzer Drachen” übersetzt werden. Milch sorgt tatsächlich für das Aroma des Tees. Eine Erfindung der Engländer ist Milky Oolong allerdings nicht.
Was ist Milky Oolong?
Milky Oolong ist ein Tee aus Oolong-Teeblättern. Nach der Zubereitung des Tees sollen die Teeblätter mit Milchdampf aromatisiert werden. So liest man es zumindestens immer wieder. Tatsächlich ist das aber ein Mythos. Zwar gibt es durchaus aromatisierter Oolong unter der Bezeichnung Milky Oolong, der so das milchige Aroma bekommt, mit Milchdampf hat das aber nichts zu tun.
Die ursprüngliche Bezeichnung hat der Milky Oolong durch seine Eigenschaft, eine besonders dichte Textur zu besitzen und sich so schon durch ein weich, cremig-mildes Aroma auszuzeichnen. Dies hat man als Milky beschrieben. Um diese Eigenschaft weiter hervorzuheben, wurden in den 1980er Jahren die Teepflanzen Tai Cha und Ying Zhi Hong Xin miteinander gekreuzt. Die entstandene Kreuzung erhielt die Bezeichnung Jin Xuan und erscheint besonders sahnig und milchig.
Woher kommt Milky Oolong?
Das charakteristische Herstellungsverfahren des Milky Oolong haben die Chinesen erfunden. In der Provinz Fujian gedeihen ausgezeichnete Oolong-Tees. Die Teepflanzen treffen dort auf einen nährstoffreichen Boden und eine kühle und feuchte Umgebung.
Auch in verschiedenen Teeanbaugebieten Taiwans werden Oolongs zu Milky Oolongs verarbeitet. In Taiwan lassen sich die Tees grob in “high mountain” und “low elevation” unterscheiden. Der High Mountain Tee wird auf Seehöhen von 1.000 Metern und mehr angebaut und stammt aus den Bergregionen Alishan, Da Yu Ling oder Shan Lin Xi. Milky Oolong wird meist in den niedrigeren Gebieten Yilan, Hualien oder Neu-Taipeh hergestellt.
Herstellung
Um einen qualitativ hochwertigen Milky Oolong zu erhalten, ist einiges an Geschick und Erfahrung notwendig. In der Teeherstellung kommt vermehrt übermäßig viel Düngemittel zum Einsatz, um für einen intensiv milchigen Geschmack zu sorgen. Der Handel bietet eine breite Palette an Milky Oolongs unterschiedlicher Qualität und Umweltverträglichkeit.
Für Milky Oolong werden häufig leicht oxidierte und besonders eng gerollte Teeblätter verwendet. Diese stammen vermehrt aus Taiwan oder aus der chinesischen Provinz Fujian. Bevorzugt werden die bereits von Natur aus milchigen Jin Xuan Teepflanzen.
Für die Oolong-Herstellung werden nur die oberen drei bis vier Teeblätter gepflückt. Diese schmecken weich und mild. Die unteren, bitteren Blätter werden häufig für Schwarztee und Grüntee verwendet.
Nachdem die Teeblätter gepflückt wurden, werden sie zum Trocknen auf großen Bambusmatten ausgelegt. Nachdem die Teeblätter einige Stunden gewelkt hatten, lassen sie sich besser rollen und brechen nicht. Das Rollen ist ein entscheidender Herstellungsschritt. Verändern die Teeblätter ihre Form, tritt Zellsaft aus. Dieser reagiert mit der Luft und dies bewirkt eine Veränderung der Geschmackseigenschaften des Endproduktes. Die Intensität des Rollens beeinflusst maßgeblich den Geschmack.
Nach dem Rollen der Teeblätter folgt mit der Oxidation der nächste Arbeitsschritt. Die Teeblätter werden dazu erneut auf Bambusmatten ausgelegt und in einem speziellen Raum gelagert. Für den Oxidationsprozess ist es wichtig, dass sich die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit in der Raumumgebung nicht verändern.
Wenn ein Oxidationsgrad von 15 bis 20 Prozent erreicht ist, folgt das „kill green“. Die noch unfertigen Teeblätter werden in eine Metalltrommel gegeben. Die Trommel wird erhitzt und fortlaufend in Bewegung gehalten. Die hohen Temperaturen in der Trommel stoppen die Oxidation. Die konstante Drehung sorgt dafür, dass die Teeblätter fortwährend gewendet werden.
Nachdem die Oxidation gestoppt wurde, wird mit dem Rollen der Teeblätter begonnen. Dies gelingt, indem die Blätter in einen Sack aus Baumwolle gefüllt und dort zu einer Kugel geformt werden. Der Rollvorgang muss häufiger wiederholt werden. Nicht selten werden die Oolong-Teeblätter bis zu 20-mal gerollt. Jeder Rollvorgang führt zu einem kugeligeren Aussehen der einzelnen Teeblätter. Nach dem Rollen ist die Teeherstellung abgeschlossen.
Bei aromatisierten Milky Oolongs folgt nun die entsprechende Aromatisierung oder Parfümierung. Wichtig an dieser Stelle ist zu erwähnen, dass in diesem Fall natürlich nicht die hochwertigsten Teeblätter genutzt werden. Dies wäre eine komplette Verschwendung, da die Aromatisierung den Geschmack völlig zerstören würde.
Ist Milky Oolong vegan?
Der ganz traditionelle „Milky Oolong“ aus der Jin Xuan Teepflanze ist vegan. Letztendlich handelt es sich ja hierbei um einen (lediglich) besonderen Oolong-Tee, der keinen weiteren Zusatz hat.
Anders sieht es hingegen aus, wenn der Oolong mit Aromen versetzt wurde. Zwar können Milch-Aromen auch vegan sein, garantiert ist das aber nicht. Hier muss man genau auf die Herstellerangaben des Tees achten, sofern diese überhaupt vorhanden sind. Teilweise soll wohl der Oolong auch in Milch gebadet werden, umso ein Milky Oolong zu werden. In disem Fall ist dieser natürlich nicht vegan. Wer nach veganen Alternativen sucht, sollte auf die Angaben der Hersteller achten oder wenn es wirklich sein muss, einen nicht aromatisierten Oolong-Tee mit Pflanzenmilch schmecken lassen. Empfohlen wird aber klar der "echten" Milky Oolong, ganz ohne zusätzliche Aromen.
Geschmack
Das charakteristische Aroma steigt bereits von den Teeblättern auf. Der Duft wird als intensiv aber nicht zu süßlich und karamellig beschrieben. Der Geschmack erscheint milchig und sahnig. Dabei gibt es zwischen den einzelnen Sorten natürlich Unterschiede. Einige Tees lassen eine cremige Süße erkennen und schmecken tatsächlich, als hätte man Milch oder Sahne zugegeben.
Eine Besonderheit stellt auch das Mundgefühl dar. Der Tee erscheint wesentlich voller und dichter in der Beschaffenheit, als dies bei übrigen Tees der Fall ist. Geschmacklich wird Milky-Oolong in jedem Fall als kräftiger und intensiver als bei herkömmlichen Teesorten der Fall beschrieben.
Das Aroma wird durch die eng gerollten Blätter beim Aufbrühen nur langsam an die Flüssigkeit abgegeben. Daher können die Teeblätter mehrmals aufgegossen werden, ohne an Aroma zu verlieren.
Wirkung
Oolong-Tee gilt in China seit Jahrhunderten als beliebtes Getränk. Neben dem einzigartig milchigen und sahnigen Geschmack, sind auch die wertvollen Inhaltsstoffe des Tees zu nennen. Die Chinesen bringen Oolong-Tee bevorzugt bei üppigen und fettreichen Mahlzeiten als Getränk auf den Tisch.
Dem Oolong-Tee wird nachgesagt, den Stoffwechsel anzuregen und die Produktion fettspaltender Enzyme zu fördern. Fette lassen sich dadurch besser verdauen. Auch bei Diäten kann Milky-Oolong empfohlen werden. Der geringe Säureanteil macht Oolongs zu magenfreundlichen und besonders gut verträglichen Getränken.
Oolong-Tee ist reich an sekundären Pflanzenstoffen. Diese besitzen eine antioxidative Wirkung und können den Körper vor freien Radikalen schützen. Oolong-Tee wirkt damit immunstärkend und kann den natürlichen Alterungsprozess verlangsamen, da die Zellen durch die antioxidative Wirkung geschützt werden.
Zubereitung
Damit Milky-Oolong sein geschmackliches Potenzial entfalten kann, kommt es auf die richtige Zubereitung an. Dabei gilt es, auf die Dosierung, die Temperatur des Wassers und die Ziehzeit zu achten.
Bei der Dosierung ist weniger mehr, denn wird Milky-Oolong zu hoch dosiert, schmeckt der Tee bitter. Generell sollte die Dosis niedriger gewählt werden als bei Grüntee üblich. Da die Dosierungsempfehlungen abweichen können, sollte auf die Herstellerangaben auf den Verpackungen geachtet werden. Als Richtwert kann ein gehäufter Teelöffel Tee auf 250 Milliliter Wasser gelten. Dies entspricht in etwa einer gefüllten Teetasse.
Der Geschmack entfaltet sich am besten, wenn den Teeblättern genügend Raum gegeben wird. Daher empfiehlt sich die Verwendung loser Teeblätter, die direkt in die Tasse gegeben und mit dem Wasser aufgegossen werden.
Die Wassertemperatur sollte sich zwischen 80 und 95 Grad bewegen. Nur durch eine ausreichende Hitze werden die Inhaltsstoffe aus den Teeblättern gelöst und es entsteht der charakteristische Geschmack.
Wird der Tee nur einmal aufgegossen, beträgt die Ziehzeit zwei bis drei Minuten. Mehrmalige Aufgüsse sind zu empfehlen, denn dadurch wird das Aroma noch variabler. Nach drei Aufgüssen nimmt das Aroma ab. Traditionell sind aber auch mehr Aufgüsse üblich. Die Ziehzeit reduziert sich dann auf jeweils eine Minute.