Beim Aufguss eines Tees scheiden sich die Geister. So können Teeliebhaber aus dem Aufguss schon mal eine richtige Wissenschaft und Zeremonie daraus machen. Generell unterscheidet man zwischen dem ersten und zweiten Aufguss.
Richtige Wasser für den Tee-Aufguss
Bevor man zum eigentlichen Aufgießen des Tees kommt, müssen noch ein paar Worte über das Wasser verloren werden. Für einen Tee-Aufguss sollte das Wasser keinen zu hohen Härtegrad haben. Wie auch deine Waschmaschine mag auch der Tee tendenziell eher weiches Wasser (die optimale Wasserhärte liegt bei etwa 8). Kann dies nicht direkt aus dem Wasserhahn sichergestellt werden, kann man alternativ auch zu Mineralwasser greifen. Das wird auf die Dauer aber eventuell etwas teuer. Generell sollte man am besten nur gefiltertes Wasser nutzen. Auch dies macht geschmacklich einen großen Unterschied.
Richtige Temperatur für den Aufguss
Beachtet werden muss beim Aufgießen auch die Wassertemperatur. So braucht der Schwarztee eine höhere Temperatur wie der Grüntee. Während beim Schwarzen Tee eine Temperatur von circa 90-100 °C benötigt wird, darf die Temperatur beim Grünen Tee lediglich zwischen circa 70-80 °C sein. Ist die Temperatur höher können sich Bitterstoffe im Tee lösen und sorgen so für ein getrübtes Geschmackserlebnis.
Tipp: Am besten greift man zu einem Wasserkocher aus Metall. Denn Wasserkocher aus Kunststoff sind leider nicht immer geschmacksneutral. Doch nicht nur Geschmacksstoffe können sich aus dem Plastik lösen, auch Giftstoffe können so in den Tee übergehen die man dort auf keinen Fall darin haben möchte.
Erster Aufguss
Der erste Aufguss dürfte bei vielen Europäern wohl der Normalfall sein. Doch auch schon hier zeigen sich Unterschiede. So nehmen viele für den Aufguss Teebeutel oder andere Hilfsmittel um den Tee "einzusperren". Tatsächlich hat der Tee darin aber nicht genügend Platz um sich zu entfalten. Teeliebhaber gießen den Tee deswegen meist in einem extra Behältnis auf, in dem der Tee frei schwimmen kann. Dann wird das Ganze mithilfe eines Siebs in das Trinkbehältnis, z.B. eine Teetasse, umgeschüttet. Letztendlich macht es jeder ein bisschen anders und es gibt auch kein Patentrezept. Wenn es z.B. schnell gehen muss, dann ist ein Teebeutel meist angebracht.
Zweiter Aufguss + weitere Aufgüsse
Der zweite Aufguss ist besonders in Asien üblich. Dort heißt ein Sprichwort: "Die erste Tasse für den Feind – die zweite Tasse für den Freund." So soll sich bei einigen Sorten beim zweiten Aufgießen der Geschmack erheblich verbessern. Dafür kippt man den ersten Aufguss (meist aus wenig Wasser) sofort weg und gießt dann nochmals auf. Das sogenannte Tee-Waschen ist heutzutage aber auch umstritten. Ursprünglich kam dieser Brauch nämlich aus einer Zeit, in denen die Hygienemaßnahmen noch nicht auf diesem Niveau waren wie heute. Deshalb war es damals (wir sprechen ungefähr vom 17. Jahrhundert) notwendig den Tee, insbesondere den Grüntee, der nicht mit kochenden Wasser aufgegossen wird, erst vor dem Verzehr zu reinigen, umso die evtl. vorhandenen Bakterien und Keime abzutöten. Heute sollte das nicht mehr notwendig sein und ein vorheriges Waschen würde nur Aroma und Geschmack entfernen. Einzige Ausnahme ist der Pu-Erh Tee, dessen besondere Herstellungsweise (hier findet wirklich eine Fermentierung statt, nicht nur eine Oxidation wie bei den anderen Tees) ein vorheriges Waschen notwending macht.
Natürlich können einige Teesorten mehr als nur zwei Mal aufgegossen werden. So gibt es in der chinesischen Teekultur durchaus bis zu 15 (teils dann sehr kurze) Aufgüsse. Bei der japanischen Teezeremonie sind es hingegen traditionell die besagten zwei.
Wie oft ein Tee aufgegossen werden kann, hängt von der Teesorte ab. Schwarztee beispielsweise eignet sich nur für einen Aufguss. Grüntee hingegen für mehrere Aufgüsse. Mit einer Einschränkung: Aromatisierte Grüntees sollten auch nur einmal aufgegossen werden, da die Aromastoffe leicht flüchtig sind und meist schon beim ersten Aufguss freigesetzt werden. Jeder weitere Aufguss würde hier fader und fader schmecken. So lautet auch die Faustregel, dass Tee so oft aufgegossen werden kann, so lange er noch Geschmack abgibt. Die Aufgüsse sollte auch an einem Tag stattfinden und die Zeit zwischen den Aufgüssen auch nicht mehrere Stunden überschreiten.
Bzgl. der Wassertemperatur bei mehrmaligen Aufgießen sei noch folgende Faustregel gesagt: Man fängt mit einer niedrigen Wassertemperatur an und jeder weitere Aufguss wird ein bisschen heißer.
Der Koffein-Gehalt nimmt mit jedem weiteren Aufguss ab. Gießt man den Tee also über den Tag verteilt mehrmals auf, hat man am Morgen die höchste Tee-Konzentration, die über den Tag nach und nach abnimmt, sodass man auch ganz beruhigt noch am Abend einen Tee genießen kann, ohne Angst haben zu müssen, dass man danach nicht einschlafen kann.
Ziehzeit nach dem Aufguss
Nicht zu verachten ist auch die Zeit bei einem Aufguss. Man kennt den Spruch, dass ein Aufguss von rund drei Minuten eine eher anregende Wirkung haben und bei rund fünf Minuten eine beruhigende Wirkung sich einstellen soll. Dies ist aber leider ein Tee-Mythos und nicht ganz korrekt. Tatsächlich ist nach gut drei Minuten schon Koffein (Teein) gelöst, sodass der Tee anregend ist. Dieses Koffein nimmt aber nach diesen drei Minuten nicht ab, sodass der Tee auch nach fünf Minuten noch anregend ist. Im Gegenteil, je länger und je heißer ein Tee aufgegossen wird und zieht, umso mehr Koffein löst sich auch (wobei nach circa 10 Minuten sich kaum noch Koffein und der meiste sich in den ersten Minuten löst). Die beruhigende Wirkung hingegen kommt durch das Lösen von Tannine (Gerbstoffe), die sich aber nicht beruhigend auf das Gemüt, sondern die Verdauung auswirken. Darüber hinaus können die Gerbstoffe bei längeren Ziehzeiten die Wirkung des Koffeins etwas vermindern.
Am Ende entscheidet aber auch hier wieder die Teesorte über die Ziehzeit nach dem Aufguss. Die Ziehzeit von Grüntee beträgt für den ersten Aufguss 1-2 Minuten. Anschließende Aufgüsse sind dann deutlich kürzer. Schwarztee zieht hingegen meist länger. Hier sind Ziehzeiten zwischen 1 und 5 Minuten üblich.