In den goldenen Wüstensanden Ägyptens, wo die Pyramiden die Vergangenheit bewachen und der Nil das Leben trägt, hat der Tee eine besondere Rolle. Ob in den lebhaften Gassen Kairos oder in den stillen Wüstenoasen – Tee verbindet Menschen und Geschichten. Der berühmte „Chai“, ein süßer schwarzer Tee, oft mit Minze serviert, oder der fruchtige Karkade-Tee ist mehr als ein Getränk – er ist ein Symbol der Gastfreundschaft und Entspannung. Jede Tasse trägt den Geschmack der Tradition, die von den Handelsrouten des Orients bis in die modernen Cafés Ägyptens reicht. Erfahre nachfolgend mehr über die Teekultur in Ägypten.
Geschichte
Es ist unwahrscheinlich, dass schon die alten Pharonen in den Genuss von Tee kamen. Tatsächlich ist es erst ab dem 16. Jahrhundert überliefert, dass der Tee mit dem steigenden Einfluss der Briten auch in Ägypten an Popularität gewann. Mit einem Alkoholverbot als islamische Nation konnte sich der Tee schnell zum Lieblingsgetränk der Ägypter mausern. Insbesondere da er im Vergleich zum Kaffe deutlich günstiger und einfacher erhältlich war.
Genannt wird der Tee in Ägypten “Shai” und neben echten Schwarztee findet man hier vor allem Früchte- und Kräutertees wieder (Tisane).
Getrunken wird der Tee in Ägypten traditionell aus durchsichtige Gläser. Verglichen mit den Ince-Gläsern aus der Türkei sind diese Gläser aber deutlich größer und umfassen mehr Tee.
Tee-Arten
Unterschieden wird der ägyptische (Schwarz)Tee in Koshary Tee und Saiidi Tee. Während der Koshary Tee vpr allem im Unterägypten, also im Norden, beliebt ist, ist der Saiidi Tee für Oberägypten, also im Süden, typisch. Neben diesem geografischen Unterschied, unterscheiden sich beide Tee-Arten auch in ihrer Zubereitung.
Koshary Tee
Der Koshary Tee wird nach der uns bekannten traditionellen Methode zubereitet. Dafür wird der schwarze Tee mit kochendem Wasser aufgegossen und einige Minuten ziehen gelassen. Anschließend trinkt man ihn stark gesüßt oder auch mit Milch oder Minzblätter. Für einen ägyptischen Tee gilt der Koshary Tee als leichter Tee.
Saiidi Tee
Der deutliche stärkere ägyptische Tee ist der Saiidi Tee. Hier wird nämlich der schwarze Tee etwa fünf Minuten über einer starken Flamme gekocht. Hier sind zwei Teelöffel Tee pro Tasse in der Regel der Normalfall. Auch der Saiidi Tee wird stark gezuckert, sogar mehr als der Koshary Tee, da er sonst ein sehr bittere Tee wäre.
Hier auf TikTok kann man sich anschauen, wie dieser ägyptische Saiidi Tee zubereitet wird.
In einem englischsprachigen Beitrag von Katrina Wild kann man mehr über die Teekultur der Bewohner der Siwa Oase in der Libyschen Wüster erfahren. Dort nennt man den Tee in Siwi, der dort gesprochenen Berbersprache: Shahīn. Die Teezubereitung wird „Zarda“ genannt, was übersetzt so viel wie „Tee auf dem Feuer gekocht“ bedeutet. Damit kommt Zarda dem Saiidi Tee im Grunde genommen schon sehr nah. Bei einem Zarda-Tee wird der Tee ebenfalls auf Feuer zubereitet, in der Regel über Olivenbaumwurzelholz und Palmzweigen. Dieselben Teeblätter werden mehrmals auf einem Lagerfeuer gekocht, wobei die ersten beiden Aufgüsse die wichtigsten sind, und der erste Aufguss ist immer reiner Tee, dem außer Zucker nichts hinzugefügt wird. Der Tee darf auf keinen Fall bei der Zubereitung umgerührt werden, da die Siwis glauben, das könnte den Geschmack zerstören. Generell ist es in der Siwa-Gesellschaft eine große Ehre den Tee zubereiten zu dürfen. Diejenige Person die dafür auserkoren wurden (durch eine Art Wettverfahren - Suffrat de shahīn) wird deshalb Sultan (m) oder Sultana (f) genannt. Mehr erfährt man in dem verlinkten Beitrag.
Ägyptische Tee-Sorten
Nachfolgend findet man eine kurze Vorstellung der beliebtesten ägyptischen Teesorten.
Schwarzer Tee mit Minze (Shay bil Nana)
Der schwarze Tee ist ein Klassiker in Ägypten. In der Regel wird er aus Kenia, Indien oder Sri Lanka importiert und Gästen angeboten. Natürlich gilt es als unhöflich, diesen abzulehnen. Er wird sehr stark serviert und vorzugsweise mit Minze, aber auch Ingwer oder Zimt und Nelken ergänzt. Was ebenfalls nie fehlen darf, ist die Zugabe von sehr viel Zucker.
Grüner Tee gibt es hingegen zu erschwinglichen Preisen erst seit den späten 1990er Jahren, weshalb er bisher auch nicht sonderlich beliebt ist.
Karkade Tee (Karkadeh)
Karkadeh, auch Karkade Tee, ist die arabische Bezeichnung für den Hibiskus-Tee, gewonnen aus der Hibiskusblüten der Pflanze Hibiscus sabdariffa. Er ist nicht nur in Ägypten, sondern auch im Sudan beliebt und wird nicht nur heiß, sondern auch kalt getrunken.
Der Karkade Tee leuchtet in einer intensiven roten Farbe und besticht mit einem etwas säuerlichen aber auch sehr erfrischenden Geschmack. Beim Hibiskus-Tee handelt es sich allerdings nicht um einen Früchtetee, sondern um einen Kräutertee. Aufgrund der Farbe und des Geschmacks wird das gerne verwechselt.
Ägyptischer Granatapfel-Tee
Der Granatapfel-Tee ist ebenfalls fast schon ein Klassiker. So findet man ihn nicht nur als Türkischer Tee, sondern auch in Ägypten wieder. Deshalb hat beispielsweise dasTeehandelsunternehmen Teekanne einen persischen Granatapfeltee im Sortiment, während man von Meßmer einen ägyptischen Granatapfel bekommt.
Generell lässt sich der Granatapfel-Tee in Ägypten sowohl in reiner als auch in Pulverform als Instanttee genießen.
Doum Tee
Nicht ganz so bekannt ist der Doum Tee aus Ägypten. Dieser Tee wird aus den zerstoßenen Früchten der Doumpalme hergestellt.
Heimisch ist die Doumpalme in den trockenen Gebieten Afrikas und Arabien. In Ägypten ist vor allem die Art Hyphaene thebaica vorzufinden. Statt explizit vom Doum Tee zu sprechen, findet man oft auch nur die Bezeichnung Doum-Getränk vor. Das mag sicher darin begründet sein, dass man den aufgebrühten Doum-Tee sowohl heiß als auch kalt trinken kann. Natürlich, wie so häufig beim ägyptischen Tee, darf auch beim Doum-Tee der Zucker nicht fehlen.
Teeanbau in Ägypten
Wie schon bei den ägyptischen Teesorten erwähnt, wird der eigentliche schwarze Tee aus Kenia, Indien oder Sri Lanka oder anderen Ländern importiert. Ein Anbau der Teepflanze Camellia sinensis gibt es damit in Ägypten nicht, da die klimatischen Bedingungen dies nicht erlauben.
Dennoch findet man auch in Ägypten vereinzelt “Teeplantagen”. Gemeint sind dabei aber eher Kräuterplantagen, wie beispielsweise von Royal Herbs der Ottoman Group in der Shabramant Region, rund 50 Kilometer von Kairo entfernt. Dort findet man beispielsweise Produkte wie Pfefferminztee, Hibiskustee oder auch Lindenblütentee. Auch die ägyptische Initiative SEKEM werden unter anderem Kamille, Pfefferminze, Zitronengras und Hibiskus angebaut.
Qahwa - Die Teehäuschen Ägyptens
Getrunken wird der ägyptische Tee unter anderem in sogenannten Qahwas, einem Begriff den der ein oder andere vielleicht aus der Kaffewelt kennnen könnte. Kein Wunder, denn der Ursprung des Wortes “Kaffee” lässt sich auf das arabische “qahwa” zurückverfolgen. Allerdings verstand man ursprünglich darunter nicht nur den heuten bekannten Kaffee, sondern auch Wein. Dennoch steht das Wort auch noch heute für den braunen Zaubertrank. Gleichzeitig prägen aber auch viele “Ahwas” Ägypten, denn unter dem gleichnamigen Begriff versteht man auch kleine und größere Kaffeehäuschen.
Neben Kaffee gibt es in diesem Qahwas aber auch Tee. Es handelt sich also nicht nur um Kaffee- sondern auch um Teestuben. In diesen Qahwas findet man vor allem Männer, die dort neben dem Genuss von Kaffee und Tee vor allem diskutieren, spielen oder auch Wasserpfeife rauchen.