In Asien unterscheidet man zwischen der traditionellen Art eine Teezeremonie durchzuführen, auch Gong Fu Stil genannt, und einem moderneren, verwestlichten Ablauf des Teebrühens, dem Grandpa Style. Hierbei werden lose Teeblätter nach Belieben im Trinkgefäß mit heißem Wasser aufgegossen.
Unterschiede zur klassischen Teezeremonie
Bei der modernen Variante werden weniger Teeblätter im Verhältnis zum Wasser verwendet, als bei der klassischen. Die Teeblätter werden direkt ins Teeglas, statt in eine Kanne oder einen Gaiwan gegeben. Temperatur und Ziehzeit müssen nicht genauestens berücksichtigt werden, sondern werden nach Gefühl entschieden.
Bei einer traditionellen Zeremonie ist der Ablauf bis ins kleinste Detail ritualisiert; jede Handlung hat eine festgelegte Dauer, jede Bewegung einen bestimmten Ablauf. Die soziale Bedeutung steht im Vordergrund. Diese Komplexität ist beim Grandpa Style zugunsten eines unkomplizierten und puristischen Genusserlebnis reduziert.
Schnell und einfach, ist diese Art des Teebrühens eine an die westliche Lebensrealität angepasste Art der inneren Einkehr. Sie ist - anders als das Gong Fu - nicht von gesellschaftlicher Bedeutung, sondern soll uns ganz allein einen Augenblick des Genusses schenken.
Opa hätte seine Freude
Das unkomplizierte Grandpa Brewing kommt dank seiner Einfachheit ohne das zahlreiche Zubehör aus, das üblicherweise für entsprechende Aufgüsse benötigt wird; beispielsweise den Pinsel zum Verrühren des Matcha Teepulvers, Teefilter oder Kannen. Als einzige sinnvolle Investition sei ein hochwertiges Teeglas erwähnt. Es gibt sie sogar mit integriertem Teeei, falls die Blätter nicht im Wasser schwimmen sollen.
Geeignete Sorten für den entspannten Teegenuss sind grüne, weiße und schwarze Tees; besonders: Mao Jian, Bilou Chun, Tai Ping Hou Kui oder Mao Feng. Viele Oolong Tees eignen sich nicht für diese Art der Zubereitung, diese jedoch schon: Tie Quan Yin und Taiwan High Mountain Oolongs. Wichtig ist, dass die Teeblätter ausreichend groß sind, um freischwimmende Trübstoffe und Partikel zu vermeiden.
Der Genuss aus einem Glas, statt aus einer Tasse hat zum Vorteil, dass der Tee schneller abkühlt. Zudem hat es etwas sehr Meditatives, wenn man die durchs Wasser schwebenden Blätter beobachtet. Alternativ kann man auch gut eine große, offene Schale verwenden. Teegläser sind in nahezu allen Größen und Formen, wahlweise auch mit Deckel, erhältlich.
Grandpa Style Tee Zubereitung
Lose Teeblätter in das Teeglas (oder Schale) geben. Wenn der Tee zum ersten Mal zubereitet wird, lieber etwas weniger nehmen, damit er nicht zu stark wird. Als Orientierungswerte gelten:
- 3 bis 4 Gramm Teeblätter pro hundert Milliliter Wasser bei weißem Tee
- 2,5 bis 3 Gramm pro hundert Milliliter Wasser bei grünem Tee
- etwa 3,5 Gramm pro hundert Milliliter Wasser bei schwarzem Tee
Dann die Blätter mit siedendem oder kochendem Wasser übergießen, die Tasse jedoch nur zu zwei Dritteln füllen. Die Temperatur muss nicht genau berücksichtigt werden, sollte aber nicht zu niedrig sein, damit die Aromen sich ungehindert entfalten.
Die Ziehdauer nach Gefühl entscheiden. Sobald es die Temperatur erlaubt, kann der Tee probiert werden. Für ein intensiveres Aroma den Deckel des Glases schließen oder einige Teeblätter hinzufügen. Für einen milderen Geschmack mit mehr Wasser aufgießen. Die richtigen Handgriffe für individuellen Teegenuss hat man meist nach nur wenigen Tassen entwickelt.
Das Glas sollte nur zu zwei Dritteln ausgetrunken werden, damit der Geschmack beim Nachfüllen nicht zu dünn wird. Frisches Wasser schnell aufgießen, damit es sich gut mit dem restlichen Tee und den Blättern vermischt. Im Übrigen funktioniert das Grandpa Brewing auch mit Kaltaufgüssen. Einfach gut.