Bereits in der Antike vor über 2.000 Jahren rühmten seinerzeit renommierte griechische Ärzte, Naturforscher, Philosophen und Pioniere der Pharmakologie wie Theophrastos von Eresos und Pedanios Dioskurides die der Gattung der Gliedkräuter sowie Familie der Lippenblütler zugerechnete Pflanze „Sideritis“ als sehr nützliches, potentes und wirksames Heilmittel. Seinen tendenziell martialisch und militärisch anmutenden Namen „aus Eisen gemacht“ verdankt das zottenförmige oder auch von einer dichten und feinen bis wolligen Schicht mikroskopisch kleiner verschlungener Haare bedeckte Gewächs dem Umstand, dass es vor allem für die Behandlung von Wunden eingesetzt wurde, die durch eiserne Waffen wie Pfeile, Speere und Schwerter in Schlachten verursacht wurden. Einer anderen etymologischen Deutung nach soll die metallische Bezeichnung von der charakteristischen Form des Kelchblattes herrühren, die der Spitze eines Speeres ähnelt.

Für Mensch und Tier

Ebenfalls häufig zum Einsatz in der damaligen hellenischen Heilkunst kam das „Eiserne Kraut“ dank seiner harntreibenden, tonisierenden und wärmenden Effekte zur Linderung von Beschwerden wie Erkältungen sowie als Entgiftungsmittel. Es wurde angenommen, dass es auch für die Blutgefäße des Herzens vorteilhaft sei. In Form von Infusionen und Umschlägen wurde „Sideritis“ auch zur Langzeitbehandlung entzündlicher Erkrankungen bei Nutzvieh und Haustieren in der Veterinärmedizin verwendet. Hiervon zeugen schriftlich überlieferte Berichte und Dokumente aus dem gesamten Mittelmeerraum und speziell aus den iberischen bzw. heute spanischen Regionen Alicante, Katalonien und Valencia. Als wissenschaftlicher Wiederentdecker von „Sideritis“ in der europäischen Neuzeit gilt der französische Botaniker und Forschungsreisende Joseph Pitton de Tournefort (1656-1708), der den altgriechischen Begriff als erster Forscher seiner Epoche erneut in Publikationen nutzte.

Ein Franzose und ein Schwede haben die uralte Heilpflanze wieder bekannt gemacht

Carl von Linné
Carl von Linné - Gemalt von
Alexander Roslin (1775)

Die eigentliche Klassifizierung und wissenschaftliche Nomenklatur der Art verdankt die Welt jedoch dem weltberühmten schwedischen Biologen und Schriftsteller Carl von Linné (1707-1778), der „Sideritis“ in seiner in der Fachwelt beachteten Veröffentlichung „Species Plantarum“ von 1753 genauer und auch systematisch einordnete. Moderne experimentelle Studien haben mittlerweile gezeigt, dass Extrakte und essenzielle Substanzen diverser Sideritis-Arten in der Tat sowohl chronische Entzündungen wie Rheuma lindern als auch das Wachstum spezifischer Tumore hemmen können. Als hauptsächlich mitverantwortliche Inhaltsstoffe wurden erwiesenermaßen antiallergische, antioxidative, antiphlogistische und antiproliferative sowie antikanzerogene, antimikrobielle und antivirale Eigenschaften der auch in Sideritis vorkommenden sekundären Pflanzenstoffe Flavonoide identifiziert. Dazu kommen die Bindung freier Sauerstoffradikale sowie die ausgesprochen effektive fungizide Wirkung mancher ätherischen Öle aus Pflanzensetzlingen von Sideritis-Gewächsen.

Wo ist der Ursprung des Griechischen Bergtees?

Wie weiter oben bereits ansatzweise erwähnt und skizziert, wachsen die heute insgesamt gut 150 bekannten Sideritis-Arten vor allem in vielen mediterranen Ländern und Gebieten sowie auf dem Balkan. Ebenso häufig zu finden sind sie auf den fünf Inselgruppen Azoren, Madeira, Sebaldinen, Kanaren und Kapverden („Makaronesien“) vor der Nordwestküste Afrikas sowie in China, Russland und Tibet. Besonders bekannt und viel genutzt werden die dort weitverbreitetsten Sorten Sideritis clandestina, scardica, syriaca und perfoliata in Albanien, Bulgarien, Griechenland sowie in Nordmazedonien und der Türkei. Botanisch auffällig ist die relativ hohe Anzahl an endemischen Arten, die nur in einzelnen oder recht wenigen Regionen wachsen und gedeihen. Hierzu gehören etwa Sideritis barbellata auf der Insel La Palma, Sideritis syriaca subsp. syriaca auf Kreta (wird beispielsweise für den Malotira Tee genutzt) und Sideritis flaviflora in der andalusischen Provinz Jaén. Sämtliche Sideritis-Arten bevorzugen als natürliches Habitat jedoch höhere Lage ab 1.000 Metern sowie eher trockene, felsige und steinige Böden.

Welche Sorten gibt es?

Die etwa 150 aktuell bekannten Sideritis-Arten und/oder Sorten werden in gleichermaßen zahlreiche Untergattungen sowie Sektionen und Untersektionen unterteilt. Hierzu zählen u. a. die Sektionen und Untersektionen

Besonders umfangreich sind die vor allem im östlichen Mittelmeerraum beheimatete Sektion Empedoclia und die Sektion Marrubiastrum, deren zugehörige Pflanzen auf den Kanarischen Inseln sowie auf Madeira wachsen. Biologisch-taxonomische Sonderfälle („Incertae sedis“) mit unklarer Zuordnung zu einer Gattung und bestimmten Familie sind die Endemiten Sideritis ajpetriana Klokov und Sideritis atrinervia Klokov, die nur auf der Halbinsel Krim vorkommen sowie Sideritis dubia Coulomb, die exklusiv in den Westalpen wächst.

Griechischer Bergtee
Griechischer Bergtee (Sideritis Scardica - Sideritis Raeseri) aus dem Olymp. Jenen Olymp, wo die berühmten 12 olympischen Götter zu Hause sein sollen. Die Pflanze gedeiht oberhalb der Baumgrenze in 1.300 bis 2.200 Meter Höhe. Ob wohl auch schon die griechischen Götter sich ab und zu einen leckeren Bergtee genehmigt haben?

Welche Inhaltsstoffe sind im Griechischen Bergtee?

Wie in den vorangegangenen Absätzen bereits mehrfach angedeutet, wurden und werden die Gliedkräuter „Sideritis“ im gesamten Mittelmeerraum als traditionelles Heilkraut in der Volksmedizin schon seit Jahrtausenden für die Behandlung diverser Beschwerden und Krankheiten sowie Leiden und Verletzungen angewendet. Als anerkannte medizinische Anwendungsgebiete gelten Erkältungen, Husten sowie leichte Störungen im Magen-Darm- bzw. Verdauungstrakt. Seriösen Studien zufolge beinhaltet „Sideritis“ auch viele natürliche Antioxidanzien, welche die allgemeine Stressabwehrkapazität stärken sowie Gesundheit und Lebenserwartung erhöhen. Darüber hinaus dienen sie ähnlich wie Cayennepfeffer, Kamillen-, Holunder- und Lindenblüten als rein pflanzliche Diaphoretika (schweißtreibende Arzneimittel), mit deren Hilfe Krankheitserreger und Keime besser und schneller aus dem Körper transportiert werden können.

Anwendung des Griechischen Bergtees

Griechischer Bergtee ist als belebendes Tonikum und Teekraut auch ein traditionell beliebtes Feierabendgetränk von Bergbauern und Hirten, welches enorm entspannend wirkt (wie z.B. auch Lavendeltee) und die Stimmung verbessert. Bergtee ist in ganz Griechenland enorm beliebt und wird am häufigsten im Winter zubereitet, wenn die körperliche Aktivität nachlässt und Erkältungen, Schmerzen und Beschwerden zunehmen. Es wird ihm nachgesagt, dass er eine positive Wirkung auf fast alles hat, was einen plagt, aber meistens wird er zur Bekämpfung von Erkältungen und Atembeschwerden sowie Verdauungsstörungen und Angstzuständen verwendet. Es soll das Immunsystem stärken und wird wegen seiner Antioxidanzien als Entzündungshemmer und zur Fiebersenkung geschätzt. Griechischer Bergtee wird dort in Apotheken, Gewürzläden und Lebensmittelgeschäften verkauft oder auch frisch gepflückt und zu Hause getrocknet. Hierzulande ist er in Fachgeschäften und Reformhäusern sowie online erhältlich.

Zubereitung des Griechischen Bergtees

Der Tee wird in der Regel nur lose und nicht als Teebeutel verpackt. Im Gegensatz zu den meisten Teesorten wird das Aroma durch das Kochen der Blätter und Blüten verstärkt. Für eine große Tasse Griechischen Bergtee werden ca. 350 bis 400 ml Wasser in einem Topf auf dem Herd erhitzt und zum Kochen gebracht. Nach Erreichen des Siedepunktes fügt man eine gut gehäufte Handvoll getrockneter Blätter und Blüten in das kochende Wasser und bedeckt dieses mit einem Deckel und lässt den Tee je nach individuell gewünschter Stärke 3 bis 5 Minuten weiter kochen. Im Anschluss kommt der Topf vom Herd und der Tee zieht noch weitere 3 bis 5 Minuten. Danach wird die Teemischung durch ein Sieb direkt in die Tasse gegossen und pur oder mit Honig oder Zucker gesüßt getrunken.

Auch interessant: